Dinner for One Killer for Five
an.
Im Vorraum zum Clubzimmer war Gepolter zu hören. Ein hochgewachsener Mann betrat den Raum. Seine Uniform wies ihn als Kurier der Krone aus. Der Mann kam direkt aus dem Buckingham-Palast.
»Chefinspektor DeCraven? Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
Der Kurier bat DeCraven in eine Ecke des Raumes. Die beiden flüsterten miteinander, und Oggerty konnte am Gesicht seines Chefs deutlich ablesen, dass ihm absolut nicht gefiel, was er da hörte. DeCraven stampfte mit den Füßen auf und schüttelte verzweifelt den Kopf.
Der Mann übergab dem Chefinspektor einen bläulichen gesiegelten Umschlag, grüßte knapp und verließ den Raum. »Können wir jetzt gehen?«, fragte Miss Sophie spitz.
»Einen Moment noch.«
DeCraven öffnete den Umschlag.
»Der Gentleman, den in Augenschein zu nehmen Sie eben die Freude hatten, überbrachte mir eine Botschaft Seiner Majestät...«
DeCravens Lippen waren dünne Striche, seine Stimme klang gepresst.
»Also, Admiral von Schneider wurde als gefährlicher Hochverräter eingestuft. Der Buckingham-Palast hat nun beschlossen, dass derjenige, der ihn zur Strecke gebracht hat, einen Orden bekommen soll und — wenn noch nicht geschehen — in den Adelsstand zu erheben ist. Außerdem kommt eine nicht unbeträchtliche Summe zur Auszahlung. >Wegen geheim zu haltender und damit in der Öffentlichkeit nicht näher zu bezeichnender Verdienste um das Königreich< steht hier. Ich weiß zwar nicht, warum Mörder neuerdings mit Lametta behängt werden...«
James hielt es nicht mehr am Tresen. Sein stierer Blick verriet, dass er immer noch nicht fassen konnte, was er da eben gehört hatte. Adelsstand! Wenn er ein Lord Dingsda wäre, dann stünde einer Heirat mit Sophie nichts mehr im Wege. Froh müsste sie sein, einen solchen Mann abzubekommen. Er sprang auf DeCraven zu und streckte ihm seine Hände entgegen.
»Adelssta... sta... Mit diesen Händen, Sir, mit diesen Händen habe ich den Panzer gesteuert und ihn erwischt. Das müssen Sie mir glauben! Ich habe ihn umkreist, wie ein Tiger seine Beute umkreist, und dann, zack, hab ich ihn erwischt.»
»Nicht ganz«, sagte Miss Sophie. »Zuvor hat ihn mein Poloball niedergestreckt. Sie selbst haben den Splitter doch aus der Wange gezogen. An der Stelle habe ich ihn erwischt, und schon war er verblichen.« Miss Sophie klatschte in die Hände. Patsch.
»Nein, sicher nicht«, heulte James auf und schüttelte seine auseinander fliegenden Haare. Seine Wangen schlackerten hin und her wie zwei leere Postsäcke.
Miss Sophie hielt dagegen: »Der Schlag war tödlich.«
Auch DeCraven schüttelte jetzt sanft den Kopf.
»Da die Täterschaft nicht geklärt ist und Sie eben noch Ihre Unschuld beteuerten, wäre es unverantwortlich, Ihre Namen an den Hof weiterzuleiten. Dort wird nur ein Held benötigt. Miss Sophie, dieser Glorienschein wird Ihnen versagt bleiben. Über Ihre...« Der Chefinspektor räusperte sich. »Über Ihre mehr als zweifelhaften Verdienste um Krone und Vaterland wird zu meinem tiefsten Bedauern der Schleier des Vergessens fallen.«
Miss Sophie stopfte die Unterlagen, die DeCraven auf den Tisch geworfen hatte, in ihren Beutel. Mit einem Ruck riss sie die Bänder zu. Oggerty schluckte.
»Das sind schließlich Familienangelegenheiten.«
Hocherhobenen Hauptes verließ Miss Sophie den Clubraum. Oggerty kam es so vor, als wäre der ihr folgende James in nur wenigen Sekunden um Jahrzehnte gealtert. Das Gesicht grau, die Hände zittrig, schlurfte er mit hängenden Schultern hinter Miss Sophie her.
Oggerty hielt es nicht länger auf seinem Stuhl.
»Aber wir können doch nicht... sie sind geständig!«
»Wenn wir sie als Mörder festnehmen, sind sie Volkshelden, Oggerty. Verdient um Krone und Vaterland.«
»Aber, Sir, wir können sie doch nicht so einfach davonkommen lassen. Sie haben beide diesen Admiral auf dem Poloplatz umbringen wollen. Und einem der beiden ist es gelungen. Vielleicht ist es sogar gemeinschaftlicher Mord. Wir können doch nicht...«
DeCraven schlug die Fäuste auf den Tisch. Seine Kieferknochen richteten mahlend eine Pfefferminzpastille hin.
»Wir werden dieses Pärchen dingfest machen. Irgendwann machen sie einen Fehler. Irgendwann. Und dann, Oggerty, dann werden wir zur Stelle sein.«
* * *
Am Rande des Poloplatzes wandte sich Miss Sophie an James. »Nun, es gibt Dinge...«
James blickte ihr tief in die Augen. Sein ganzer Körper spannte sich, wurde zu einer einzigen Erwartung. War jetzt der Augenblick
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