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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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das Kochbuch einer Gifthexe. Doch Pommeroy hatte es verordnet.
    Er füllte den Zahnputzbecher und betrachtete nachdenklich die dunkelrote Flüssigkeit. Sollte die Muskelstränge elastisch machen. So hatte er es genannt. James kramte in seiner Schublade und förderte einen silbernen Flachmann zu Tage. Er goss einen kräftigen Schluck Whisky in den Saft. Das half gegen das Sodbrennen, das er immer bekam, wenn er dieses Elixier pur zu sich nahm. Sein Körper war die vielen gesunden Zutaten eben nicht gewöhnt. Damit mussten auch die unsäglichen Blähungen zusammenhängen, unter denen er seit ein paar Wochen litt. Manchmal kam er sich vor wie ein Heißluftballon. Oder war es all das Grünzeug, das er — Pommeroys Anweisung folgend — zu sich nahm? Ja, er musste sich an sein neues, sein aktives Leben erst langsam herantasten. Ausprobieren, wohin mit all den neu gewonnenen Kräften. Im Moment stauten sie sich noch in seinem Gedärm.
    Mr. Pommeroy hatte ihn zu Ballettübungen genötigt. »An der Stange«. Das war mehr als peinlich. Besonders diese zu engen Strumpfhosen, in die er sich hineingequält hatte. Aber Pommeroy war unnachgiebig. Es trage zur Steigerung seiner körperlichen Muskelharmonie bei.
    James ließ sich auf sein Bett fallen. Unter ihm raschelte ein Stück Papier.
    »Nicht vergessen, vor dem Bettchen-Gehen zwanzig Kniebeugen« stand da, und darauf lag eine nun platt gedrückte Rose.
    Pommeroy musste beides in sein Zimmer geschmuggelt haben. Mit Sicherheit ein seltsamer Bursche, aber James hatte doch Vertrauen zu ihm gefasst. Sicher würde er ihm auch ein paar wertvolle Tipps für den Umgang mit Frauen geben können. Vielleicht hatte er ja ein echtes Wundermittel auf Lager, das Sophie-Täubchen von ihren Irrungen und Verwirrungen befreite?
    Heute Abend am Strand wollte er ihn fragen.

    * * *

    Der Bademeister, der die sterblichen Überreste gefunden hatte, wurde im Krankenhaus von Blackpool behandelt. »Akuter Schock«, diagnostizierten die Ärzte.
    DeCraven hatte schon eine Menge gesehen in seiner Laufbahn bei Scotland Yard, aber an einen derart zugerichteten Leichnam konnte er sich nicht erinnern.
    Wahrscheinlich war der Tote von Haien zerfleischt worden. Darauf deuteten die Bissspuren, die er am Oberschenkel aufwies und die die Hauptschlagader zerrissen hatten. Doch seit wann gab es Menschen fressende Haie vor der englischen Küste? Hatte man den Mann womöglich in ein Aquarium gestoßen und dann erst hierher an den Strand geschafft? Auch am Hinterkopf wies die Leiche eine Verletzung auf. Sie musste von einem stumpfen Gegenstand herrühren, der mit großer Wucht auf den Schädel geschlagen worden war. Dann gab es Würgemale am Hals, und der Gerichtsmediziner war sich nach einer ersten Untersuchung nicht sicher, ob der Mann nicht vielleicht auch ertrunken war.
    Kleine Wellen liefen auf den Leichnam zu und umspülten ihn. Der Tote trug ein seltsam groteskes Badedress. Hemd und kurze Hose. Rot-weiß gestreift. Die Haare pomadig glänzend auf den Kopf geklatscht. Ein paar Muscheln und ein kleiner Seestern hatten sich darin verfangen. Aus seinem bläulich schimmernden Ohr ringelte sich ein Tauwurm. DeCraven hob ein Kleidungsstück des Toten in die Höhe.
    Einer größeren Welle konnte der Chefinspektor nicht rechtzeitig ausweichen. Er trat ein paar Schritte zurück und hörte resigniert das schmatzende Geräusch, dass seine nassen Socken verursachten.
    Auch hinter ihm war plötzlich ein Patschen zu vernehmen. Oggerty stapfte mit weißen Gummistiefeln auf ihn zu.
    »Sir, tut mir Leid, aber meine Frau...«
    »Schon gut. Nun ruinieren Sie nicht auch noch die letzten Spuren.«
    »Ja, Sir.«
    Oggerty blieb abrupt stehen, als wäre er von gefährlichem Treibsand umgeben.
    Ziemlich gleichmütig, wie DeCraven fand, musterte er die Leiche. Hatte der Mann überhaupt keine Nerven? DeCraven fragte sich, wo sein Assistent in dieser Geschwindigkeit und in aller Herrgottsfrühe die weißen Gummistiefel herbekommen hatte.
    »Nun, Oggerty, was sagt Ihnen die Leiche?«
    »Nun ja, Sir, also...«
    »Was halten Sie von der Pomade im Haar?«
    »Ein Künstler?«
    »Ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Vielleicht ein Eintänzer aus dem Ballroom-Tower?«
    Oggerty blickte zum Turm, der über dem Strand in den Himmel von Blackpool ragte. Im dort untergebrachten Tanzcafé wurde in der Saison bereits am Vormittag das Tanzbein geschwungen. Der Chefinspektor war nicht einverstanden.
    »In dieser Kleidung?«
    »Vielleicht hat er ein paar

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