Dinner for One Killer for Five
mit dem Zeigefinger den Stand der Flüssigkeit. Dann stopfte er die Blumen wieder in das Gefäß und stellte sie zurück.
Mit dem Tuch wedelte er geschäftig über die Ahnengemälde. Manchmal kam es ihm so vor, als würden diese Herrschaften ihm fies ins Gesicht grinsen, wenn er sich um den Haushalt kümmerte. Typisch, die hatten eben nie gelernt, was Arbeit ist.
Besonders dieser weißhaarige Mops mit dem Buch in der Hand. Doch auch der Jäger im grünen Tuch und der albernen Fasanenfeder am Hut machte sich über ihn lustig. James starrte ihn an und schnitt eine Grimasse.
Miss Sophie blickte von ihrem Magazin auf.
»James, Ihre Vergnügungen gehen mich nichts an. Zumindest nicht, solange Sie Sitte und Anstand wahren und dem Ruf von Rosen-Manor keinen Schaden zufügen.«
James wurde der Kragen zu eng. Ja, da war wieder eine dieser dunklen Andeutungen, mit denen sie sich über ihn lustig machte, ihn quälte.
»Aber unseren Pflichten wollen wir doch nachkommen, nicht wahr?«
Miss Sophie drückte ihre Haare in Fasson. James liebte diese Geste, diese stille Eleganz, die in ihrer Handbewegung lag. Ja, ihre Haare. Heute allerdings schien ein beträchtlicher Teil von ihnen auf ihren Zähnen zu wachsen.
Sicher war sie zickig, weil Pommeroy sie hatte abblitzen lassen. Dabei hatte sie beharrlich versucht, ihn zu verführen. Peinlich war das gewesen. Geradezu aufdringlich. Nun ja, selbst Miss Sophie hatte mit den Bedürfnissen eines weiblichen Körpers zu kämpfen.
Dass Mr. Pommeroy lediglich ein gewisses freundschaftliches Interesse an ihr zeigte, hatte der guten Sophie gar nicht gepasst. Nein, sie hatte mit ihren Freundinnen über einen »glorreichen Plan« getuschelt. Natürlich hatte er nicht gelauscht, es war einfach nicht zu überhören gewesen. Von Adelstiteln war da die Rede, von den Minderwertigkeitskomplexen der Bürgerlichen, vom Fortbestand der Linie »in würdiger Ausstattung« und schließlich: von baldiger Heirat.
Typisch Sophie. Das waren die Einflüsse ihrer Sippe, die sie aus den Tiefen des Familiengrabes bedrängten. Geld und Raffgier. Doch er, James, wusste es besser. Hinter all diesen unersättlichen Begierden versuchte sie doch nur, ihren weichen Kern zu verbergen.
Wenn sie doch nur begriff, dass er bereitstand, dieses warm pulsierende Herz zu schützen. Bereitstand, ganz und gar sein Leben ihr zu Füßen zu legen!
»James, wenn Sie uns von dem Staub befreit haben, wäre es ganz reizend von Ihnen, wenn Sie mir eine Tasse Tee bringen könnten.«
»Sehr wohl, Miss Sophie.«
»Darjeeling, bitte«
»Ja, Miss Sophie.«
»Mit einem Tropfen Sahne.«
Sie kicherte.
»Und, James, sollten Sie das nächste Mal ernsthaft beabsichtigen, Ihren Familienstand zu ändern, wäre ich für eine kurze Nachricht dankbar.«
Miss Sophie rauschte aus dem Salon.
Auf seiner Stirn perlte der Schweiß. James ließ sich schwer auf einen Sessel fallen. Dieser verrückte Pommeroy hatte tatsächlich Ernst gemacht. Er hatte bei Miss Sophie um seine Hand angehalten!
Erst als er ihm dies vor ein paar Tagen angedeutet hatte, war James schlagartig klar geworden, dass Pommeroy ganz andere Dinge im Schilde führte als nur die selbstlose, sportive Pflege seines Körpers.
Und nun hatte er ihm tatsächlich vor seinem Tod noch diese Bürde auferlegt. Er hatte um seine Hand angehalten! Ausgerechnet bei Miss Sophie! Von seiner Liebe zu James hatte er geredet, von der gemeinsamen Zukunft. Von seinen Gefühlen gegenüber Miss Sophie, die er liebe »wie eine Mutter«. Er hatte diesen Vortrag im Beisein von James sogar geübt. Aber niemals, niemals hatte James geglaubt, dass Pommeroy damit wirklich zu Miss Sophie gehen würde.
Und immer wieder hatte er James an sich gedrückt und ihre gemeinsame Zukunft beschworen. Nun, ein gewisser Reiz war sicher nicht zu leugnen. Als Ehepartner von Pommeroy war er Mitglied einer der reichsten Familien des Königreiches. Eine gesellschaftliche Anerkennung konnte ihm selbst angesichts dieser merkwürdigen Umstände nicht verweigert werden. Oder doch? Gab es da eigentlich ein Exempel? Wahrscheinlich hätte man ihn in ein abgelegenes Gefängnis auf dem Lande gesteckt. Wie diesen Dichter Oscar Wilde. James hatte davon in der Zeitung gelesen.
Doch selbst wenn die Gesellschaft wohlwollend darüber hinwegsah, wie sollte das aussehen? James sah sich in Frauenkleidern im Arm von Archibald Pommeroy. Von überall her drang das Tuscheln und Kichern der Menschen.
Vielleicht hätte er sich trotz all dieser
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