Dinner for One Killer for Five
dem Chefinspektor und Oggerty stand James, der seinen Frack nur notdürftig über ein weißes Hemd und eine Art wollener, eng anliegender Unterhose geworfen hatte. Schnaufend ließ er eine Hantel kreisen.
Er nickte dem Chefinspektor und Oggerty zu und schloss die Tür.
»Er ist ein Trottel«, sagte DeCraven.
»Ja, Sir. Und er mag uns nicht.«
»Richtig, Oggerty. Warten wir mal ab, was jetzt passiert.« Nach einer weiteren Minute öffnete Miss Sophie die Tür.
»Es tut mir so Leid, Inspektor, aber James... nun ja, wir haben uns darauf geeinigt, dass er am späten Nachmittag eine Stunde seinen körperlichen Übungen nachgehen darf.«
»Ein turnender Butler?«
»Die Zeiten sind seltsam. Aber unser Hausarzt unterstützt diese Art der Leibesertüchtigung. Wegen seines Rückenleidens. Personal ist heutzutage schlecht zu bekommen, Inspektor.«
»Chefinspektor, Miss Sophie. Es ist nicht so, dass ich zwischenzeitlich degradiert wurde.«
»Oh, selbstverständlich, Chefinspektor. Ich wollte Ihnen keinesfalls zu nahe treten, aber wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich gar nicht, was es da für einen Unterschied gibt.«
»Miss Sophie, aus dem... äh... nennen wir es Umkreis von Mr. Pommeroy wissen wir, dass er Ihnen und vielleicht auch James Gymnastikunterricht erteilte.«
»O ja, der beklagenswerte Mr. Pommeroy, ein wirklich talentierter Mensch.«
»Er stammte doch aus reichem Haus...«
»Nun, er hat diesen Unterricht mehr aus Freude erteilt. Ein Sportler vom Scheitel bis zur Sohle. In seinem Alter...»
»Schon gut, Miss Sophie.«
DeCraven schob sich eine Pfefferminzpastille in den Mund und schwieg. Miss Sophie winkte ihm amüsiert zu.
»Huhu, Chefinspektor... So abwesend heute?«
Urplötzlich hastete James mit seiner Hantel und immer noch schnaufend durch den Salon. Unter den verwunderten Augen der beiden Ermittler umrundete er den Tisch, hielt sich dann an einer Stuhllehne fest, machte eine Kniebeuge und trabte eine weiteres Mal um den Tisch. Schließlich verschwand er durch die Tür.
»Und das müssen Sie jeden Tag ertragen?«
Miss Sophie nickte tief aufseufzend. »Jeden Tag, den Gott werden lässt.«
»Ich hätte Ihrem Butler diesen Ehrgeiz gar nicht zugetraut.« Miss Sophie zog ein mit Spitzen gesäumtes Tuch aus einer Falte ihres Kleides und schnäuzte hinein.
»Mr. Pommeroy scheint einen wohltuenden Einfluss auf James gehabt zu haben«, sagte der Chefinspektor. »Wohltuend?«
»Mr. Pommeroy war verliebt in James. Das wissen wir inzwischen. Aber wie stand Ihr Butler dazu?«
»Inspektor, ich meine Chefinspektor, Sie können mir glauben, ich bin froh, dass keine Kinder zu meinem Haushalt gehören.«
»Mr. Pommeroy war ein reicher Mann, wie...«
»Pommeroy und reich?«
Miss Sophies Stimme klang spitz und schneidend.
»Außer einer kleinen, ihm ausgesetzten Rente hatte der doch nichts. Gar nichts. Seine goldene Uhr vielleicht und das, was er auf dem Leibe trug.«
DeCraven schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch.
»Aber Miss Sophie, es gibt ein nicht unbeträchtliches Familienvermögen. Wir haben da...«
»Hat der Alte alles einer Stiftung zur Unterstützung mittelloser Offizierswitwen vermacht.«
Oggerty blätterte eine Seite seines Notizbuches um.
»Dann war das angebliche Testament zu James’ Gunsten völlig wertlos?«, fragte DeCraven.
Miss Sophies Stimme klang plötzlich dunkel und verschwörerisch.
»Das Ganze ist höchst peinlich und unappetitlich, und am liebsten würde ich... aber wie ich schon sagte: Personal ist heutzutage schwer zu bekommen.«
DeCraven zerbiss seine Pfefferminzpastille.
»Und Sie, Miss Sophie? Keine weiteren Ambitionen?«
Miss Sophie sprang von ihrem Sessel auf.
»Aber Inspektor, wie könnte ich gegen die Natur von Mr. Pommeroy... Ich bitte Sie!«
Miss Sophie umkrallte ihren rosafarbenen Stoffbeutel. »Wenn ich allerdings an meinen Butler denke, meine Güte, da waren Emotionen im Spiel. James kann äußerst heißblütig sein.«
Auch DeCraven erhob sich aus seinem Biedermeiersessel. »Wollen Sie damit sagen, Sie verdächtigen Ihren Butler?« Miss Sophie zog gleichmütig die Schultern in die Höhe. »Liebe ist unberechenbar«, sagte sie.
Mit der Entschuldigung, dass er noch ein wichtiges Telefonat mit Colonel Jeremiah Pommeroy zu führen hätte, verabschiedete sich der Chefinspektor.
* * *
Eine kühle Brise strich von der See über das Land. Oggerty zog eine Thermoskanne aus einem Leinenbeutel. Miss Sophie warf ihm einen missbilligenden Blick zu, während
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