Dinner for one, Murder for two
»Die Arme – das wird ein gefundenes Fressen für die Presse.«
»Immerhin hat von Kestring damit erreicht, was er wollte: über seinen Tod hinaus berühmt und berüchtigt zu sein.« Energisch leerte Dana ihr halbvolles Glas in einem Zug. Die Geste wirkte nach ihren Worten wie ein Ausrufezeichen.
Chris sah sie zweifelnd an. »Wie bekannt muss man zu Lebzeiten sein, um wirklich unsterblich zu werden? Und lohnt sich für solch zweifelhaften Nachruhm ein so dramatischer Abgang?«
»Tod durch eigenes Verschulden. Nennt man das so?«, fragte Duncan.
»Ganz gleich, wie man das nennt.« Hendrik erhob sich und strich betont sorgfältig seine Hose glatt. »Wir können wieder zur Tagesordnung übergehen und endlich mit den Proben fortfahren. Ich darf mich zurückziehen?«
Er sah Sam Wilson abwartend an, der den Blick schweigend erwiderte. Verunsichert setzte Hendrik sich wieder aufs Sofa.
»Ungewollter Selbstmord«, sagte Alain nachdenklich, »klingt wie die Idee eines Drehbuchschreibers für eine Soap Opera. Und ich hatte schon befürchtet, wir müssten unsere knappe Zeit mit Verhören vergeuden.«
Bisher hatte Rebecca Davis das Gespräch schweigend verfolgt. Als sie sich jetzt zu Wort meldete, klang ihre Stimme kalt.
»Mir scheint, Sie haben alle vergessen, dass es noch einen Toten zu beklagen gibt: Der Mord an Carlos Kwiatkowski muss aufgeklärt werden. Und keine Angst: Die Polizei vergeudet nie Zeit – sie gewichtet sie nur manchmal anders. So wie heute Abend. Da gehen wir einer Vermisstenanzeige nach.« Sie hob den Zeigefinger. »Hören Sie?«
Damit lenkte sie die allgemeine Aufmerksamkeit auf die heulende Sirene eines Polizeiwagens, der sich rasch dem Hotel näherte, die Auffahrt heraufkam und zuckendes Blaulicht durch die Fenster ins Foyer schickte. Die Sirene verstummte, zwei Autotüren klappten, und Augenblicke später traten die Constables Custard und Branson durch die Tür. Die Polizisten trugen Nachtsichtgeräte und Walkie-Talkies bei sich.
Rebecca Davis begrüßte sie mit einem knappen Nicken und wandte sich wieder dem Ensemble zu.
»Wir starten jetzt eine Aufklärungsmission, an der Sie alle sich beteiligen werden. Wir suchen Hetty Wilcox’ Kater.«
Ihr Blick ging von einer ungläubigen Miene zur nächsten und blieb schließlich an Hendriks mürrischem Gesicht hängen.
»Und zwar ohne Ausnahme.«
n weniger als einer Stunde hatte sich das halbe Dorf mit Taschenlampen und Stalllaternen vor dem Hotel eingefunden. Pippa stellte sich zu Debbie, Phoebe und Nicola.
»So viele wollen helfen, Paw zu suchen«, sagte Pippa gerührt. »Und du hast sogar deinen Laden geschlossen, Nicky.«
Nicola lachte. »Wer sollte denn jetzt bei mir einkaufen? Sind doch alle hier! Aber Amanda und Cecily gehen gleich rüber ins Café und halten die Stellung. Sie bereiten heiße Getränke und einen Berg Sandwiches vor. Sam hat meinen Laden zur offiziellen Verpflegungsstation für Aufwärmrunden und Heimkehrer erklärt.«
Pippa sah sich suchend nach Freddy um und entdeckte ihn in angeregter Unterhaltung mit Sam Wilson und Chris. Eine Gruppe bis zur Nasenspitze eingemummelter Grundschulkinder zappelte aufgeregt um ihre Lehrerin herum, während die Schauspieler zwar geschlossen aufgetaucht waren, aber aussahen, als fühlten sie sich in der allgemeinen Aufregung wie Statisten.
Rebecca Davis blies in eine Trillerpfeife und bat um Aufmerksamkeit. Sie stand auf der Freitreppe des Hotels und sah zufrieden auf die Menge hinunter. »Könnt ihr euch erinnern, wie wir damals nach den Wilderern gesucht haben, die glaubten, dass unsere Felder und Wälder ihnen gehören?« Rebeccas Blick wanderte wie zufällig in Amanda Blooms Richtung, die prompt angestrengt versuchte, ihre Wachsjacke von einem nicht vorhandenen Fleck zu reinigen. »Wir werden uns wieder ganz genauso aufteilen. Jede Gruppe hat ein Nachtsichtgerät und ein Walkie-Talkie – und benutzt das bitte diesmal auch. Meine Gruppe durchsucht den Wald im Westen des Ortes, die Südgruppe durchkämmt zusammen mit Constable Custard die Feldmark unterhalb der Kirche, Constable Bransons Suchtrupp übernimmt den Osten ab Taubenhaus bis runter nach Chipping Neighbours. Sam Wilson leitet die Nordgruppe und steigt mit ihr bis hinauf auf den Glorious Hill.«
Ohne weitere Anweisungen Rebeccas fanden sich die Dorfbewohner zu Gruppen zusammen und ernteten damit den anerkennenden Blick der Kommissarin.
»Die Frau kann organisieren«, sagte Freddy zu Sam Wilson, der das mit »Immer. Und
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