Dinner for one, Murder for two
Dorfladen. Over and out.«
Sam Wilson und Duncan kletterten auf den Heuboden der riesigen Scheune, während die anderen das Erdgeschoss des Gebäudes durchsuchten, das mit landwirtschaftlichen Maschinen vollgestellt war.
Duncan schnappte sich zwei Heugabeln, die an der Wand lehnten, und warf eine davon Sam zu, der sie geschickt auffing.
»Dann wollen wir mal«, sagte Sam und stöhnte angesichts der Menge Heus, die sich vor ihnen türmte. Seite an Seite arbeiteten sich die beiden Männer vorsichtig durch den Haufen.
»Du liebe Güte«, rief Duncan, als er seine Heugabel herauszog und an einem der Zinken ein benutztes Kondom baumelte. »Was ist bloß los mit euch? Das Taubenhaus, der Aussichtsturm, dieser Heuschober – habt ihr in euren Häusern keine Schlafzimmer?«
»Das ist doch langweilig.« Sam machte eine wegwerfende Handbewegung, die ihn als souveränen Playboy ausweisen sollte und Duncan ein Grinsen entlockte. Wilson erinnerte sich an seinen Auftrag. »Bis ihr hier aufgetaucht seid, hieß die Parole bei uns Make Love, not War – aber jetzt …«
Duncan hielt mit dem Umschichten des Heus inne und stützte sich auf den Stiel der Gabel. »Im Drama gibt es zwischen Liebe und Krieg keinen Unterschied. In beiden Fällen ist der Mann als Held gefordert. Im Krieg muss er sein Land und in der Liebe seine Angebetete retten – und hat nach vielen Irrungen und Wirrungen meistens die Chance auf ein Happy End.«
»Es sei denn, er verbockt es von Anfang an.« Sam Wilson ließ die Heugabel sinken und sah Duncan unglücklich an. »Bei gleich zwei Frauen, wenn er so ein Trottel ist wie ich.«
»Verstehe. Pippa und Debbie.«
Sam riss entsetzt die Augen auf. »Woher … Haben die beiden was gesagt?«
»Keine Sorge, nichts dergleichen«, sagte Duncan, und Sam atmete sichtlich auf. »Aber du wirkst in ihrer Gegenwart immer, als wärest du gern ihr Held und wüsstest nicht, wie du es anstellen sollst.«
»Die Gelegenheit habe ich verpasst. Da hätte ich vor dreißig Jahren am Aussichtsturm …«
Er erstarrte und ließ die Heugabel fallen. Vor Duncans Augen vollzog sich eine erstaunliche Verwandlung: Sams ganzer Körper straffte sich, sein Kinn reckte sich entschlossen vor, seine Augen blitzten feurig. Er zog das Funksprechgerät heraus und sprach mit fester Stimme hinein: »Hier Sergeant Wilson. Brauchen sofort den Schlüssel für den Aussichtsturm und alle verfügbaren Wärmebildkameras. Treffen uns am Turm. Scannen die Gegend von der obersten Plattform so lange, bis Vermisster aufgespürt. Over and out.«
och nie hatten so viele Menschen mitten in der Nacht am Aussichtsturm gestanden.
Mit großer Geste zog John Napier einen Schlüsselbund hervor, an dem zahlreiche beeindruckend altertümliche Schlüssel klimperten. Sichtlich stolz, als Hüter der Wahrzeichen Hideaways helfen zu können, schloss er die Tür zum Turm auf und öffnete sie einladend. Er schaltete das Licht an, und ein paar schwache Glühbirnen beleuchteten die steinerne Wendeltreppe, die auf die Aussichtsplattform führte.
»Danke, John.« Rebecca Davis sah sich um. Das halbe Dorf blickte sie erwartungsvoll an. »Meine Männer kommen mit, die anderen warten hier.«
»Rebecca?«, bat Pippa.
»Na gut. Aber höchstens drei Personen, sonst macht unser gutes Stück dem schiefen Turm von Pisa Konkurrenz.«
Sie wandte sich um und verschwand im Inneren, gefolgt von ihren Kollegen. Pippa, Freddy und Debbie schlossen sich ihnen an.
Die Treppe schien kein Ende zu nehmen, und Pippa war leicht schwindelig, als sie durch eine dicke Holztür die Plattform betrat. Die Steinmauern des Turms waren hier oben von Zinnen gekrönt, deren Zwischenräume einen weiten Ausblick auf die sanften Hügel der Cotswolds gewährten. Jetzt war alles pechschwarz, nur hier und dort blinkten Lichter von Straßenlaternen, Autoscheinwerfern oder erleuchteten Fenstern. Unterhalb des Turms lag Hideaway wie ein funkelndes Juwel auf dem schwarzen Samt eines Schmuck kästchens.
»Jeder von uns nimmt eine Wärmebildkamera«, kommandierte Sam Wilson, »und scannt einen Bereich ab, den er vorhin nicht durchkämmt hat. Das gibt einen frischeren Blick auf die Landschaft.«
Constable Custard, der Hideaway in Richtung Chipping Neighbours absuchte, sagte plötzlich: »Was ist denn mit den Tauben los? Warum hocken die Dummköpfe auf dem Dach, statt im warmen Haus zu sitzen?«
»Unsere wertvollen Tauben!« Sam Wilson stellte sich neben Custard und sah durch sein Gerät. »Die müssen
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