Dinner for one, Murder for two
reagierten die Tiere auf die Störung zu so ungewohnter Stunde. Um sie nicht zu beunruhigen, sprach Pippa leise mit ihnen.
»Alles ist gut, ich bin es nur. Habt ihr auch schön Eier gel …?«
Pippa hielt inne. Sie war sich überdeutlich der Anwesenheit einer anderen Person bewusst. Sie griff sich rasch eine Handvoll Körner, drehte sich blitzschnell um und warf sie laut um Hilfe schreiend auf die dunkle Gestalt, die in der offenen Tür stand.
Die Gestalt wich fluchend zurück, und Pippa erkannte erleichtert die Stimme.
»Sir Michael! Hab ich mich erschreckt.«
»Dann wird es dich trösten, dass es mir nicht viel besser geht«, sagte Sir Michael.
»Was tust du denn hier im Dunklen?«
»Ich wollte zu Phoebe«, sagte er zögernd.
»Dann habe ich eine Neuigkeit. Dies ist das falsche Haus.«
»Ich weiß.« Sir Michael machte eine Pause. »Mich hat plötzlich der Mut verlassen. Ich … ich brauche deine Hilfe, Pippa.«
»Mitten in der Nacht?«
Selbst in der Dunkelheit erkannte Pippa, das Sir Michael vehement nickte. »Ich kann nicht mehr warten, ich brauche Gewissheit. Ich möchte dich bitten, Hetty anzurufen und etwas zu fragen.«
»Ich tu das wirklich gern für dich, aber warum machst du es nicht selbst? Oma freut sich bestimmt, mit dir zu sprechen.«
Zunächst schwieg Sir Michael, dann brach es aus ihm hervor: »Seit ich diesen fürchterlichen Streit mit Lysander hatte … o Pippa, ich will ihn nicht belasten müssen! Ich fürchte, er hat von Kestring umgebracht!«
Wie bitte?, dachte Pippa. Ihre Gedanken wirbelten unkontrolliert durch ihren Kopf.
»Michael«, sagte sie behutsam, »das kannst du unmöglich ernst meinen. Aus welchem Grund sollte Lysander das getan haben? Und wie kann Oma Hetty dir da helfen?«
»Sie soll mir sagen, ob Lysander wirklich mein Sohn ist.«
Bevor Pippa diese Information verdauen konnte, betrat Phoebe den Hühnerstall. Ihre klare Stimme durchschnitt das Schweigen. »Das kann nur ich dir beantworten, Michael.«
ei Janne ist besetzt?«, fragte Freddy, als er seine Schwester halblaut schimpfen hörte.
Pippa legte auf und nickte. »Wie immer! Wahrscheinlich telefonieren die Zwillinge mit einem Verehrer, der nach zig Treffen noch nicht kapiert hat, dass es sich bei seiner Angebeteten um ein Doppelpack handelt.«
»Die beiden teilen eben alles. Das ist echte Geschwisterliebe.«
»O bitte – nimm dir Leo, wenn du ihn willst.«
Freddy verzog das Gesicht und stolperte beinahe über seine eigenen Füße, als er zu Barbara-Ellen eilte, um ihr das Tablett mit dem benutzten Frühstücksgeschirr abzunehmen.
»Ich hoffe, deine Bekannte findet Lysander. Es macht mich nervös, dass er sich nicht meldet. Trotzdem halte ich Michaels Idee, er könnte sich irgendwo versteckt halten, für völlig absurd.« Barbara-Ellen schauderte sichtlich. »Ich glaube keinen Augenblick lang, dass er Hasso … Außerdem war Lysander längst nicht mehr hier, als es passierte.«
»Aus Sicht der ermittelnden Behörden macht ihn gerade das höchst verdächtig«, bemerkte Freddy. »Gut versteckt ist halb gemordet!«
Pippa warf ihm einen warnenden Blick zu, um ihn daran zu erinnern, dass er sich Bemerkungen dieser Art gegenüber der Leidtragenden der beiden Morde verkneifen sollte.
»Es spielt keine Rolle, ob Lysander zum Todeszeitpunkt hier war oder nicht«, sagte sie. »Laut Untersuchungsergebnis befand sich das flüssige Nikotin am Boden des Fläschchens und hat sich erst durch ständige Bewegung mit dem Rest vermischt. Es konnte lange dauern, bis Hasso die tödliche Dosis konsumierte. Außerdem hatte jeder von uns Hunderte von Gelegenheiten, den Inhalt des Schnupftabaksfläschchens zu manipulieren.«
»Lysander hatte doch gar kein Motiv«, warf Freddy ein. »Was wäre schon so schrecklich daran, wenn die Welt erfährt, dass er Sir Michaels Sohn ist?«
»Das kann ich dir sagen!«, sagte eine Stimme von der Haustür her. Phoebe zog den Windschutzvorhang zur Seite und schloss die Tür hinter sich.
»Phoebe, du musst unbedingt damit aufhören, dich so anzuschleichen«, tadelte Pippa und fügte in Gedanken hinzu: Und ich sollte mir merken, dass sie noch immer einen Schlüssel hat und nicht gewohnt ist zu klingeln.
Wie die anderen wartete sie darauf, dass Phoebe Smith-Bates weiterredete, und schließlich sagte diese: »Nach Dorians Freitod hat Lysander unter der Berichterstattung ebenso gelitten wie ich. Es gab eine Flut von unschönen Spekulationen und Artikeln. Er würde es niemals zulassen, dass das
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