Dinner for one, Murder for two
Andenken seines Ziehvaters noch einmal in den Schmutz gezogen wird.«
»Oder du noch einmal derartig in die Schusslinie der Presse gerätst«, ergänzte Pippa. »Außerdem: Es wäre ein gefundenes Fressen für die Medien. Zwei Männer arbeiten monatelang gemeinsam an der Biographie des einen, ohne zu wissen, dass sie beide hineingehören.«
»Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass ich es bin, die es den beiden sechs Jahrzehnte lang verschwiegen hat.« Phoebe dachte einen Augenblick nach. »Die Erklärung ist denkbar einfach: Dorian war da, als ich merkte, dass ich schwanger bin. Als alleinerziehende Mutter Karriere machen? Damals? Undenkbar.«
»Ihr habt euch gegenseitig geholfen«, sagte Barbara-Ellen.
»Mehr als das. Ich war nicht allein, und das Kind erstickte alle Gerüchte über Dorians Homosexualität im Keim.« Phoebe lächelte in dankbarer Erinnerung an ihren Mann. »Auch wenn es sich nach Zweckehe anhört: Wir haben uns geliebt und geachtet.«
»Was ich nicht verstehe …«, Freddy kratzte sich am Kopf, »warum hast du Sir Michael damals nicht einfach gesagt, dass du ein Kind bekommst?«
Phoebe winkte ab. »Unsere Zusammenarbeit war längst beendet, und er hatte ein lukratives Engagement in New York. Er kam erst zurück, als unser gemeinsamer Sommernachtstraum seinen eigenen Lysander hatte und er selbst mit einer reichen Gönnerin verlobt war.«
» Eigener Lysander?«, fragte Freddy verwirrt.
»Eine Figur aus dem Sommernachtstraum «, erklärte Barbara-Ellen. »Ein jugendlicher Liebhaber. Ein wenig wie Sie, Freddy.«
Freddys Verwirrung wuchs. »Verfressen?«
»Nee, trottelig!«, sagte Pippa lachend und kassierte dafür tadelnde Blicke von Barbara-Ellen und Freddy, die sie geflissentlich ignorierte. »Ehrlich, Phoebe – du hättest Sir Michael schreiben können. Auch damals gab es internationalen Briefverkehr.«
Die alte Dame nickte. »Aber auch schon meinen Ehrgeiz und meinen … Stolz.«
Von der weiteren Unterhaltung bekam Pippa nichts mehr mit, denn die Verbindung mit Janne kam zustande. Sie ging mit dem Telefon in den Garten, um ungestört reden zu können. Peter Paw strich ihr um die Beine, bis sie sich auf die Bank am Rosenspalier setzte, um die milde Morgensonne zu genießen. Der Kater sprang elegant auf ihren Schoß und machte es sich dort gemütlich. Froh, ihn wohlbehalten zurückzuhaben, streichelte Pippa sein weiches Fell, was ihm tiefes Schnurren entlockte.
Nach einer kurzen Begrüßung kam Pippa direkt zur Sache. »Und jetzt brauche ich die Janne, die als Kulturjournalistin beim Flämischen Auslandsfunk arbeitet«, schloss Pippa. »Aktiviere bitte deine Kontakte und finde Lysander Smith-Bates. Und das möglichst schnell.«
»Der schicke Mr Smith-Bates ist verschollen? Das Urbild des britischen Gentleman? Ich habe ihn vor drei Jahren einmal in Brüssel interviewt. Frisch geschieden.« Janne schnalzte mit der Zunge. »Ist eine neue Frau im Spiel?«
Ich wollte die Journalistin – ich kriege die Journalistin, dachte Pippa ergeben. »Nein, nein«, wiegelte sie ab, »sorg einfach dafür, dass er seine Mutter anruft. Oder mich. Wir wollen ihn erreichen, bevor er die Neuigkeiten über sein Festival aus der Zeitung erfährt. Noch hält die Presse still.«
»Ich versuche, was möglich ist, versprochen. Aber wenn die Presse nicht mehr stillhalten muss …«
»Kriegst du von mir alles aus erster Hand. Besser du als jemand anderer. Und wenn du schon dabei bist: Ich wüsste gern mehr über die Knowledge Company aus Vredendal in den Niederlanden und über Alain Bettencourts Agentur.«
Janne zog scharf die Luft ein. »Alain Bettencourt: der Mann, der selbst aus der Liste der schönsten Männer des Jahrzehnts herausragt?«
»Genau der«, antwortete Pippa.
»Meine Mädchen und ich verpassen keine Folge seiner Soaps. Seine erste Serie hieß Die Liebenden des Weltalls . Keine Sternstunde des Fernsehuniversums, aber Alain überstrahlte seine Kollegen wie eine Supernova. Dann kam Ich bin anders, da gehörte er schon zu den Hauptdarstellern. Schließlich hat er seine eigene Serie bekommen: Born to be sweet . Was nicht zu leugnen ist. Und dieser Typ ist bei euch?«
»Und spielt den Hamlet«, sagte Pippa.
»Sprechen kann er also auch«, stellte Janne fest. »Dann mache ich mich mal an die Arbeit. Ich nehme an, ich tue das hier für Ruhm und Ehre?«
»Und für eine Fahrkarte nach Stratford zur Premiere – wenn es die dank deiner Hilfe jemals geben sollte«, sagte Pippa.
»Bekomme ich
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