Dinner for one, Murder for two
hin hatte Barbara-Ellen gerufen, er solle einfach hereinkommen, und Freddy öffnete die Tür einen Spalt breit und streckte seinen Kopf hindurch. Das Bild, das er sah, würde er sein ganzes Leben lang als seine persönliche Autogrammkarte in Erinnerung behalten: Barbara-Ellen saß auf dem Bett und spielte mit Queenie. Die Katze lag rücklings da und tatzelte mit allen vier Pfoten nach einer gehäkelten Biene, die an einem Gummiband von einer Angel baumelte. Barbara-Ellen ließ die Biene über Queenie in der Luft tanzen, eine Kralle fuhr aus, eine blitzschnelle Bewegung – und vier Fangzähne gruben sich knurrend in den Kopf der Biene, dann ein Trommelwirbel aus Hinterpfoten und Krallen gegen das andere Ende, und schon bestand das Spielzeug aus zwei Teilen. Vor dem Bett, zu Barbara-Ellens Füßen, lag Sir Toby und hob bei Freddys Worten träge den Kopf.
»Ich habe Peter Paw dabei. Ich dachte, wir versuchen eine Familienzusammenführung.«
»Hoffentlich ist Paw nicht eifersüchtig auf Queenie«, sagte Barbara-Ellen nervös.
»Er ist ein schöner Mann und sie ist eine schöne Frau. Das passt schon.« Freddy schob sich durch den Türspalt ins Zimmer und setzte Peter Paw auf den Boden. »Ich bin eher gespannt, wie er auf Rowdys Gulliver-Ausgabe reagiert.«
Ohne seine neuen Mitbewohner auch nur eines Blickes zu würdigen, stolzierte Peter Paw mit hocherhobenem Schwanz ein paar Schritte in den Raum und begann eine ausgiebige Katzenwäsche. Seine Botschaft: Übrigens, ich wohne hier schon ganz schön lange.
Queenie lag ganz ruhig da, die Ohren spitz, die großen blauen Augen auf Peter Paw gerichtet. Barbara-Ellen streichelte ihr beruhigend den Rücken. »Es ist seltsam, ein lebendes Geschenk von jemandem zu bekommen, der selbst nicht mehr lebt«, sagte sie.
Freddy schluckte und setzte sich etwas umständlich in einen Sessel, weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Peter Paw schlenderte zu Sir Toby hinüber, um ihn zu inspizieren. Gutmütig ließ der massige Hund dies geschehen, stieß aber zur Begrüßung ein tiefes Bellen aus. Binnen Zehntelsekunden sah der Kater aus, als hätte er ein paar Runden im Wäschetrockner gedreht: Jedes Haar stand aufrecht, so sehr hatte er sich erschreckt. Einen Moment lang passierte nichts, dann leckte Toby seinem schockierten Gegenüber einmal über den Rücken. Peter Paw warf Freddy einen fragenden Blick zu und entzog sich dann der ungewohnten Situation, indem er aufs Bett sprang und sich in respektvollem Abstand neben die Katzendame legte, die prompt so tat, als gäbe es Peter Paw überhaupt nicht.
»Barbara-Ellen! Guildenstern!«, rief Pippa von der Treppe her und stürmte zur Tür herein. »Phoebe bittet zur Probe! Jetzt gleich!«
Angesichts des überfüllten Bettes lachte Pippa. »Umgeben von deinen Verehrern. Bleibt da überhaupt noch Platz für dich?«
»Ich hatte in den letzten Tagen viel zu viel Platz für mich«, sagte Barbara-Ellen.
Auf dem Weg zum Hotel genossen sie die frühlingshaften Temperaturen.
»Hast du gar keine Angst?«, fragte Barbara-Ellen unvermittelt, als sie die Auffahrt hinaufgingen.
»Du meinst, weil wir davon ausgehen können, dass jemand, mit dem wir jetzt in einem Probenraum sind, ein Mörder sein könnte … ist?«
»Ich meine nur … du stellst viele Fragen, weißt du …«, sagte Barbara-Ellen zögernd.
»Du fürchtest, der Mörder könnte sich von mir bedrängt fühlen. Und dann, eines Tages, wenn ich meine Nase mal wieder tief in den Schlamm anderer Leute stecke, sorgt er dafür, dass ich nicht mehr rauskomme.« Pippa dachte einen Moment nach. »Ja, ich habe Angst. Aber nicht vor dem Mörder, sondern vor der Tatsache, dass jeder normale Mensch einen Punkt hat, der ihn zu grausamen Handlungen treibt. Ich fürchte mich davor, dass ich auch einen habe.«
Ohne es zu wollen, dachte Pippa zum zweiten Mal an diesem Tag an Leo und die endlose Reihe junger Italienerinnen. Wie gut, dass sie gegangen war, bevor sich die Frage, wann sie diesen Punkt erreichte, auf unschöne Weise klären konnte …
Das Ensemble scharte sich bei ihrer Ankunft im Hotel um einen Servierwagen mit Kaffeegeschirr. Während Barbara-Ellen zu Anita und Duncan hinüberging, schlenderte Pippa zu Rebecca Davis, die hinter dem Empfangstresen stand und einen Stapel Computerausdrucke studierte.
»Chris hat mir den aktuellen Stand der Telefonrechnungen gegeben«, sagte Rebecca. »Jeder kann von seinem Zimmer aus nach draußen telefonieren, ohne über eine Zentrale gehen zu
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