Dinner for one, Murder for two
sogar meine Lieblingsmarke gemerkt. Guter Mann.«
»Als Erstes? Ja – wie viele Leute waren denn hier?«
»Dann war da noch dieser Typ von der Internetdetektei mit dem blöden Namen Knowledge Company – als ob das Internet das ganze Wissen gepachtet hätte! Wenn das so wäre, hätte er ja wohl nicht durch alte Zeitungen blättern müssen, oder? An den kann ich mich genau erinnern. Hält der mir doch einen Vortrag, von wegen es wäre mal an der Zeit, unser Archiv zu digitalisieren und ins Internet zu stellen. Schließlich habe nicht jeder Zeit, sich nur wegen eines lächerlichen Artikels bis nach Cheltenham zu bemühen.« Er schnaubte empört. »Schlechter Mann.«
Unser Freund Rossevelt hat auch den Weg hierher gefunden, dachte Pippa, hätte ich mir nach Sir Michaels Enthüllungen denken können.
Sie wollte sich gerade der Lektüre zuwenden, als der Archivar weiterredete.
»Und als Letztes kam ein Pärchen. Frisch verliebt, wenn Sie mich fragen. Und gutaussehend. Und großzügig. Haben ein schönes Trinkgeld dagelassen.«
Pippa starrte den Archivar verdutzt an und fragte sich, welches Pärchen das gewesen sein sollte. Duncan und Anita? Aber wieso?
»Wann war das?«, fragte sie.
Der Archivar musste nicht lange überlegen. »Gestern Mor gen. Hat mir eine Wochenration feinster Pralinen eingebracht, das Trinkgeld. Gute Leute.«
»Können Sie sich noch an das Aussehen der beiden erinnern?«
Der Archivar schüttelte bedauernd den Kopf. »Freitags ist hier immer der Teufel los – und so hoch war das Trinkgeld nun auch wieder nicht.«
Pippas Grübelei, wer das Pärchen gewesen sein könnte, führte zu keinem Ergebnis, und sie schob dieses Thema beiseite. Stattdessen suchte sie nach dem Artikel aus Kwiatkowskis Mappe, den Phoebe elegant hatte verschwinden lassen.
Der Artikel bestand aus einem Bericht über die Probenarbeit und zwei Interviews, die der Journalist zwar unabhängig voneinander mit Phoebe und Michael Hornsby geführt, aber danach perfiderweise vergleichend nebeneinandergestellt hatte. So entstand das Bild einer naiv liebenden Jungschauspielerin und eines an nichts anderem als seiner Arbeit interessierten Regisseurs.
Frage: »Man hat Sie beide des Öfteren zusammen gesehen – außerhalb des Theaters.«
Phoebe: »Ihn und mich verbindet mehr als nur das Theater. Eine Verbindung wie die unsere hält ein Leben lang.«
Sir Michael: »Selbstverständlich. Ich treffe mich mit sämtlichen Mitgliedern des Ensembles außerhalb des Theaters. Schließlich bin ich ihr Regisseur.«
Autsch, dachte Pippa, das muss weh getan haben. Dabei wollte Michael wahrscheinlich nur neutraler antworten als du, Phoebe.
Frage: »Der Regisseur und seine Darstellerin – Sie sind ein schönes Paar. Was dürfen wir davon erwarten?«
Phoebe: »Sie dürfen erwarten, was ich auch erwarte.«
Sir Michael: »Erwarten Sie, was Sie wollen – nur nicht die Erfüllung ihrer Wünsche.«
Ach, arme Phoebe, dachte Pippa, es muss dich schwer getroffen haben, das zu lesen. Kein Wunder, dass du auf jede weitere Aussprache verzichtet hast. Und du hast dein Leben sofort wieder in die Hand genommen. Ich wünschte, ich hätte deine Tatkraft. Mit deiner Konsequenz könnte ich mich endlich von Leo lösen. Seit einem Jahr leben wir getrennt … wie viel Bedenkzeit brauche ich denn noch?
Während Pippa vor dem Gebäude auf Freddy wartete, rief sie Rebecca Davis an und erstattete Bericht über den Inhalt des Artikels, der das morgendliche Gespräch mit Phoebe und Sir Michael bestätigte. Dann verblüffte sie Rebecca mit dem erstaunlichen Interesse der vier Personen, die ihn ebenfalls gelesen hatten, aber auch die Kommissarin konnte sich keinen Reim auf das neugierige Pärchen machen.
Das Gespräch war gerade beendet, als Freddy vorfuhr und millimetergenau vor ihren Füßen bremste. Die Beifahrertür flog auf, und Barbara-Ellen steckte den Kopf heraus.
»Wir haben die Tankstelle gefunden! Carlito hat sich dort eine Wegbeschreibung geben lassen«, rief sie. »Wir wissen jetzt, wohin er wollte, steig ein! Schnell!«
Mehr verrieten die beiden nicht, und Barbara-Ellen dirigierte Freddy anhand der gleichen Wegbeschreibung aus der Innenstadt. Sie war so fröhlich wie schon lange nicht mehr. »Die nächste rechts«, kommandierte Barbara-Ellen, »müsste die Gardner’s Lane sein.« Sie beugte sich gespannt vor, um das Straßenschild zu lesen, und nickte zufrieden. »Die Einfahrt ist auf der rechten Seite. Sie ist schwer zu sehen, hat der Tankwart
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