Dinner for one, Murder for two
zögern, steuerte er auf den letzten freien Stuhl in der Runde zu. Hasso von Kestring starrte den Journalisten an wie eine Erscheinung aus dem Jenseits und donnerte dann: »Was haben Sie hier zu suchen, Kwiatkowski? Presse ist nicht zugelassen! Gehen Sie. Sofort! Wir haben einen Exklusivvertrag vergeben, und an den werden wir uns halten.« Er zeigte herrisch zur Tür.
»Darum möchte ich auch sehr bitten, Herr von Kestring.« Ungerührt ließ Kwiatkowski sich auf den Stuhl fallen, zog ein Diktiergerät aus der Tasche und aktivierte es. »Ich wäre dann so weit. Von mir aus können Sie jetzt weitermachen.«
Der Regisseur schnappte nach Luft, als ihm dämmerte, mit wem die Festivalleitung den Vertrag geschlossen hatte.
»Ich verlange einen anderen Journalisten!«, rief er empört. »Mit diesem Mann arbeite ich nicht! Er versteht nicht das Geringste vom Theater! Er hat keinerlei dramaturgisches Gespür, und … und … es besteht die Gefahr, dass er unsere jungen Schauspieler verunsichert. Das kann ich nicht zulassen!« Er sah Lysander Smith-Bates beschwörend an.
Wie fürsorglich, dachte Pippa ironisch, und wie interessant: Unser Hasso hat die Hosen voll. Er hat Angst vor diesem Schreiberling …
Smith-Bates wirkte alarmiert, aber Sir Michael Hornsby ergriff das Wort. »Ich selbst habe Herrn Kwiatkowski beim PaperRazzi angefordert, da seine Fotos mich beeindruckt haben. Es ist überaus selten, dass sich Schreibkunst und ein gutes Auge so elegant paaren. Ich bin sicher, Herr Kwiatkowski wird uns gern versprechen, objektiv zu berichten und niemanden zu kompromittieren.«
Carlos Kwiatkowski nickte ernsthaft. »Selbstverständlich. Sie können sich auf mich verlassen, Sir Michael. Alles wie abgesprochen.«
… und außerdem brauchst du niemanden, der dich kompromittiert, von Kestring, das schaffst du ganz allein, schoss es Pippa durch den Kopf.
Von Kestring schluckte, er wollte sich aber nicht gänzlich geschlagen geben. »Nun gut – aber es gibt Grenzen. Ich bin einverstanden, dass Herr Kwiatkowski uns alle während der Probenarbeit begleitet. Aber ich muss darauf bestehen, dass er nicht im selben Hotel wohnt. Vierundzwanzig Stunden unter Aufsicht lehne ich strikt ab. Nach den Proben ist Schluss mit der Pressefreiheit.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Dies ist das einzige Hotel am Ort«, sagte Smith-Bates. »Das nächste ist meilenweit entfernt. Bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen sollte Herr Kwiatkowski in Hideaway wohnen …«
»Nicht in diesem Hotel«, schnappte der Regisseur.
»Vielleicht weiß ich die Lösung«, warf Sir Michael ein, und alle sahen ihn neugierig an. »Pippa, deine Großmutter hat doch früher Gästezimmer vermietet … tut sie das noch?«
»Das ist eine wunderbare Idee«, sagte Smith-Bates hoffnungsvoll. »Was meinen Sie, Pippa? Nur zum Übernachten? Die Mahlzeiten kann er im Hotel einnehmen … »
Der Journalist grinste. »Ich brauche nur ein Dach über dem Kopf, Lady. Und ich verspreche, nicht unter der Bettdecke zu rauchen.«
Während ihre schönen Träume von Entspannung, Ruhe und Alleinsein wie Seifenblasen zerplatzten, nickte Pippa ergeben. »Ich werde mit Grandma Will reden«, versprach sie, und Lysanders erleichterter Blick verhieß ihr mindestens drei Einladungen zum Essen.
»Wunderbar!«, rief Smith-Bates. »Hätten wir das also geklärt. Lassen Sie uns mit der Vorstellungsrunde fortfahren, immerhin wartet noch ein Ausflug auf Sie alle!«
Er nickte dem jungen Mann neben Hendrik Rossevelt zu.
»Mein Name ist Alain Bettencourt«, sagte dieser mit träger Stimme und strich sich durchs aschblonde, sorgfältig gefönte Haar, in das platinblonde Strähnchen eingefärbt waren. Er hatte die längsten Wimpern, die Pippa jemals bei einem Mann gesehen hatte, und sie waren im Vergleich zu seiner Haarfarbe deutlich zu dunkel. Er hatte glatte, ebenmäßige Gesichtszüge. Er erzählte von seinen Erfolgen am französischen Boulevardtheater und in Soap-Operas und von seinem Traum, eines Tages in einer internationalen Fernsehserie mitzuwirken.
Und wenn du das nicht schaffst, dann nehmen dich die Chippendales oder irgendeine Boygroup, fügte sie in Gedanken hinzu. Wenn ich jemals einen Posterboy gesehen habe, dann dich.
»Da ich hier der einzige junge Mann mit jahrelanger Bühnenerfahrung bin, denke ich, dass die Rolle des Hamlet von meinen Fähigkeiten durchaus profitieren könnte«, beendete Bettencourt seine kurze Rede.
Pippa bemerkte, dass von Kestring dem
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