Dinner for one, Murder for two
waren die anderen bis zu einem kleinen Teich geschlendert, an dem die Skulptur eines kleineren Mädchens mit Rattenschwänzen auf einem Holzsteg stand. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid und blickte forschend auf die Eisfläche, die den Teich bedeckte.
Duncan Blakely kniete sich neben die Plastik, stützte sich mit den Händen auf den Steg und sagte scherzhaft: »Na, lass mal sehen, was gibt es denn unter dem Eis zu entdecken?«
Hendrik Rossevelt sah in die andere Richtung, um sein Desinteresse an Blakely und den anderen zu demonstrieren. Pippa hob ihre Kamera, um den Schotten zu fotografieren. In diesem Moment machte Hendrik einige Schritte rückwärts, stieß wie zufällig kräftig gegen Duncans Hinterteil und warf ihn vom Steg. Duncan fiel flach aufs Eis und schlidderte bis zur Mitte des Teiches.
»Duncan!«, schrie Anita entsetzt, während die anderen vor Schreck erstarrten. Rossevelt entfernte sich hastig vom Ort des Geschehens, aber niemand schenkte ihm Beachtung.
Barbara-Ellen rührte sich als Erste. »Bleib ganz still liegen, Duncan«, rief sie beschwörend, »sonst kann das Eis brechen! Versuch dein Gewicht so gleichmäßig wie möglich zu verteilen. Wir holen dich da runter.«
In Windeseile zog sie ihren Mantel aus und legte sich auf den Steg. Vorsichtig robbte sie mit dem Oberkörper auf die Eisfläche. Johannes Berkel hielt ihre Füße fest, während sie ihren Mantel an einem Ärmel festhielt und mit Schwung in Duncans Richtung gleiten ließ. Berkel und sie wirkten wie ein gut eingespieltes Team.
»Jetzt halt dich fest und zieh dich langsam auf den Mantel«, befahl Barbara-Ellen.
Duncan nickte knapp und arbeitete sich vorsichtig zum Mantel vor. Pippa hielt den Atem an, als das Eis unter ihm laut knackte.
»Jo und ich werden dich jetzt ganz langsam herunterziehen«, sagte Barbara-Ellen. »Der Mantel ist aus glattem Leder, er sollte gut gleiten.«
Drei endlose Minuten später stand Duncan wieder auf sicherem Ufer. »Ich danke euch«, keuchte er glücklich und umarmte spontan zuerst seine unerwartet professionelle Retterin, dann Johannes Berkel.
Barbara-Ellen warf sich den feuchten Mantel lässig um die Schultern. »Gern geschehen. Ich habe das schon vierundzwanzig Mal gemacht. In vielen verschiedenen Einstellungen. Der Film hieß Winterliebe .« Sie lachte fröhlich. »Ein Flop – aber ich habe was fürs Leben gelernt!«
Sie nahm mit einer schwungvollen Verbeugung den Applaus der Umstehenden entgegen. Pippa bemerkte erstaunt, dass Alain Bettencourt die Fäuste ballte, als hätte er sich einen anderen Ausgang der dramatischen Rettungsaktion erhofft.
»Ich möchte mich bei dir entschuldigen«, sagte Hendrik zu Duncan in einem Ton, der wie eine Beleidigung klang. »Das war wirklich nicht meine Absicht.«
Ganz im Gegenteil, dachte Pippa, und in meiner Kamera ist der Beweis dafür.
uf dem Weg zum Bus beobachtete Pippa Rossevelt ganz genau.
Wenn du kleine Zecke den Schotten aus Versehen auf das Eis gestoßen hast, dachte sie, dann spielst du besser Theater als die gesamte Royal Shakespeare Company.
Debbie hatte zu ihr aufgeschlossen und hakte sich unter. »So tief ist der Teich nun auch nicht. Duncan hätte den Einbruch ins Eis mit einer dicken Erkältung überlebt.«
»Und wäre für die Proben komplett ausgefallen«, knurrte Pippa. »Außerdem wissen nur wir beide, dass der Teich nicht besonders tief ist.«
»Verstehe.« Debbie pfiff durch die Zähne. »Es geht gar nicht um Österreich. Du meinst, das war die holländische Methode, sich eines Konkurrenten zu entledigen.«
»Hendrik hat sofort erkannt, dass Duncan nicht nur die schönere Stimme hat, sondern auch alle Rollen spielen könnte.« Pippa verzog den Mund. »Nenn mich pessimistisch, aber ich glaube, er wird auch Alain nicht in Ruhe lassen. Die Geschichte ist erst ausgestanden, wenn Hendrik weiß, dass er den Hamlet spielen darf.«
»Ein wenig kann ich ihn verstehen«, sagte Debbie. »Jeder denkt eben an seine eigene Zukunft. Das ist menschlich. Was willst du jetzt tun?«
Pippa sah sich nach der Gruppe um. Barbara-Ellen redete mit Anita über ihre Unsicherheiten in der englischen Aussprache, Johannes und Duncan tauschten sich über schottische Folkmusik aus, Alain und Hendrik trabten schweigend nebeneinanderher.
»Ich werde Oma Wills Patentrezept anwenden: Wenn zwei sich streiten, gib ihnen etwas Interessantes zu tun«, sagte Pippa und zog Broschüren aus ihrer Umhängetasche. »Bei uns beiden hat das jedenfalls immer
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