Dinner for one, Murder for two
diesem Kerl sagst. Wir gehen jetzt ins Hotel, sofort.«
»Jetzt?«, sagte Pippa überrumpelt. »Aber ich …«
»Kein Aber. Morgen soll Rowdy beerdigt werden. John Napier«, Hettys weißhaariger Verehrer tippte grüßend an seine Tweedkappe, »zimmert einen Sarg. Er will kein Geld dafür, aber er soll es nicht umsonst tun, finde ich.«
»Der Leichenschmaus findet auf Hettys Wunsch bei mir statt«, rief Tom Barrel, den Pippa in der Hektik noch nicht bemerkt hatte. Sie wollte sich nicht ausmalen, was der vierschrötige Tom mit von Kestring anstellen würde, falls der sich weigerte.
»Phoebe, vielleicht sollten besser nur wir beide …«, sagte sie zögernd, aber die alte Dame schüttelte kategorisch den Kopf.
»Wir gehen zusammen.«
Sie fanden den Regisseur in der Hotellobby an einem versteckten Tischchen, wo er mit Hendrik Rossevelt saß und sich leise unterhielt.
Phoebe verlor keine Zeit und marschierte auf die beiden zu. Sie baute sich vor dem Tisch auf, stemmte die Hände in die Seiten und verkündete ironisch: » Herr von Kestring. Sicher grübeln Sie seit gestern ununterbrochen, wie Sie begangenes Unrecht wiedergutmachen können. Grämen Sie sich nicht weiter: Hideaway hat Ihnen die Bürde des Denkens abgenommen.«
Von Kestring, zu überrascht, um wütend zu sein, starrte die Gruppe mit offenem Mund an. Hendrik lehnte sich abwartend auf seinem Sessel zurück.
Pippa räusperte sich. »Meine Großmutter wird Sie nicht anzeigen, aber sie hat eine Bedingung: Rowdy erhält eine würdige Bestattung, und Sie übernehmen die Kosten.«
Nur am Rande bekam Pippa mit, wie die Mitglieder des Ensembles nach und nach in der Lobby eintrafen und sich neugierig um sie versammelten. Chris schwang sich auf den Tresen der Rezeption, um nichts zu verpassen.
»Wie bitte? Eine Beerdigung für einen Hund?«, sagte von Kestring. »Ich höre wohl schlecht.«
Langsam schüttelte Pippa den Kopf. »Das ist die Forderung meiner Großmutter, und sie lässt nicht mit sich verhandeln.«
»Ich werde nichts dergleichen tun«, beharrte von Kestring, stand auf und ging zum Ausgang. Als er die Tür aufriss, stand Barbara-Ellen vor ihm und schob ihren Mann sanft wieder in die Hotellobby.
Wo kommt die denn so plötzlich her?, dachte Pippa verblüfft, der nächste Bus aus Moreton ist doch erst in einer Stunde in Hideaway.
»Gut, dass du da bist!«, rief von Kestring verärgert. »Diese Dörfler übertreiben die sprichwörtliche englische Verschrobenheit und wollen eine Leichenfeier für diesen Köter abhalten. Und ich soll zahlen!«
Barbara-Ellen strich ihrem Mann zärtlich über die Wange. »Du hast mir doch gestanden, dass dir alles furchtbar leidtut und du es wiedergutmachen möchtest, nicht wahr, Liebling?«
Sie griff geschickt in die Innentasche seines Sakkos, zog die Brieftasche ihres Gatten heraus, entnahm ihr seine Kreditkarte und übergab sie Pippa.
»Selbstverständlich werden wir gern die entstehenden Kosten übernehmen.« Sie lächelte in die Runde. »Und wir werden auch beide kommen und mit dem Dorf feiern. Das sind wir dem Hund und Pippas Großmutter schuldig.«
Von Kestring nickte widerstrebend und sah stirnrunzelnd seiner Kreditkarte hinterher, die in Pippas Manteltasche verschwand.
Abends saßen Pippa und Debbie auf dem großen Samtsofa und diskutierten, ob Hetty sich in Berlin wohl einen neuen Hund anschaffen würde, als Carlos aus seinem Zimmer herunterkam und fragte: »Störe ich euch, wenn ich mich mit meinem Laptop in die Küche setze? Ich brauche ein wenig Platz.«
»Mich stört es nicht«, sagte Pippa, »dich, Debbie?«
Diese schüttelte den Kopf. »Ein Glas Cider, Carlos?«
»Bloß nicht, ich bin noch immer nicht wieder auf null Promille.« Der Journalist grinste schief. »Es ist mir ein Rätsel: Duncan sah heute Morgen schon wieder aus wie das blühende Leben. Wie macht der das?«
»Vielleicht ist das genetisch«, sagte Debbie. »Ich habe mal gelesen, dass die Schotten jahrhundertelang ihre Neugeborenen mit Whisky abrieben, um sie vor Infektionen zu bewahren – und jetzt wird eben der Alkohol vom Körper gar nicht mehr als solcher erkannt.«
Carlos ging in die angrenzende offene Küche und stellte den Rechner auf den Tisch. Er klappte ihn auf und drückte auf den Startknopf, dann holte er sich eine Flasche Mineralwasser, um seinen Nachdurst auf gesundem Wege zu stillen. Plötzlich setzte er überrascht ab, starrte auf den Monitor und ließ sich dann langsam auf einen Stuhl sinken, ohne den Blick vom
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