Dinner for one, Murder for two
und Handgelenke komplettierten seinen Aufzug. Demonstrativ ließ er einen Autoschlüssel mit Porsche-Anhänger um seinen Zeigefinger kreisen.
Pippa riss sich zusammen, um ihn nicht mit offenem Mund anzustarren, und wandte mühsam den Blick ab.
»Was sagst du?«, fragte Barbara-Ellen kichernd. »Modisch ist der Mann Mitte der Achtziger ins Koma gefallen. Die Haare, der Schmuck, das Hemd …«
»Faszinierend«, gab Pippa zu. »Die Mädchen scheinen ihn ja höchst attraktiv zu finden.«
»Wohl eher seinen Porsche. Ich wette, er war vor fünfundzwanzig Jahren mal der heißeste Typ der Cotswolds und trauert dieser Zeit hinterher.«
»Ich habe nie verstanden, was so junge Dinger klasse finden an Männern, die ihre Väter sein könnten«, sagte Pippa .
»Denk an Hasso«, erwiderte Barbara-Ellen, »von einigen seiner Verehrerinnen könnte er glatt der Opa sein, aber das stört die Mädchen kein bisschen. Und meinen Göttergatten erst recht nicht.«
Pippa warf der Schauspielerin einen forschenden Blick zu. Barbara-Ellen wirkte entspannt und amüsiert, trotz der Dinge, die sie gerade über ihren Gatten preisgegeben hatte.
»Macht dir das denn überhaupt nichts aus?«, fragte Pippa zögernd.
»Nicht mehr.«
Barbara-Ellen nippte an ihrem Mineralwasser. Dann sah sie Pippa ernst an.
»Er ist meine große Liebe. Die kleine Schauspielschülerin und der junge Nachwuchsregisseur, das war damals die große Leidenschaft. Kein Pfennig Geld und eine winzige Altbauwohnung mit Ofenheizung. Für uns zählte nur die Kunst. Es war die pure Freude, gemeinsam einen Ruf zu erarbeiten – nur irgendwann …« Sie unterbrach sich selber. »Machen wir uns nichts vor: Hasso ist ein gutaussehender Mann. Er kann unglaublich charmant sein. Wenn er dich umgarnen würde, könnest du ihm auch nicht widerstehen, Pippa.«
»Vielen Dank, mit einem Exemplar dieser Sorte war ich jahrelang geschlagen. Nicht einmal, wenn er Shakespeare höchstpersönlich wäre!«, protestierte Pippa.
»Tatsache ist, er braucht sich nicht einmal anzustrengen. In den Augen seiner Verehrerinnen hat er jede Menge Einfluss und kann ihnen zu einer Karriere verhelfen. Das hat nichts mit Liebe zu tun. Weder von seiner Seite, noch vonseiten seiner Affären.«
»Trotzdem …«
»Du findest, dass er … wie soll ich es ausdrücken …«, Barbara-Ellen suchte nach dem richtigen Wort, »charakterliche Mängel hat, nicht wahr?«
»Na ja, er ist nicht gerade ein Kuschelbär. Wie er mit manchen Menschen umgeht … und gestern warst du sehr wütend auf ihn, das war weder zu übersehen noch zu überhören.«
»Ich habe deshalb jetzt auch ein eigenes Zimmer. Ich brauche Abstand. Aber er ist kein schlechter Kerl, wirklich nicht. Ich bin sicher, er bereut Rowdys Tod zutiefst. Hast du schon mit deiner Großmutter gesprochen?«
»Heute Morgen.«
»Will sie ihn anzeigen? Sich zu entschuldigen ist Hasso leider nicht gegeben, aber …«
»Da kennst du meine Oma Hetty schlecht. Sie hat mir gesagt, was dein Mann zu tun hat, um mit ihr keinen Ärger zu bekommen.«
Außer Atem erreichte Pippa in letzter Sekunde den Bus zurück nach Hideaway. Barbara-Ellen wollte unbedingt noch auf die Fertigstellung der Gravur für Peter Paw warten. »Bis dahin werde ich mir noch einen dieser sündhaften Schokoladenkuchen und intensive Charakterstudien gönnen. Ich muss unbedingt herausfinden, welche der beiden Grazien er abschleppt«, sagte sie augenzwinkernd.
Als Pippa vor dem Cottage stand und nach ihrem Schlüssel suchte, ging nebenan die Haustür auf. Eine Gruppe Dorfbewohner, angeführt von Phoebe, quoll heraus.
»Pippa, warte!«, rief Phoebe. »Wir haben mit dir zu reden!«
»Lasst mich erst die Taschen reinbringen«, sagte Pippa, schloss die Tür auf, schob mit dem Ellbogen unbeholfen den Windschutzvorhang zur Seite und bugsierte ihre Einkäufe ins Haus. Noch bevor sie die Taschen abgesetzt hatte, stand der gesamte Trupp im Wohnzimmer.
Ohne Umschweife kam Phoebe zur Sache. »Ich habe mit deiner Großmutter telefoniert. Sie hat mir gesagt, was sie von diesem Regisseur fordert.« Sie schnaubte empört. »Hetty ist zu gut für diese Welt, wenn du mich fragst. Ich würde ihn …«
Obwohl sie nicht aussprach, was sie mit Hasso von Kestring tun würde, nickten die Umstehenden grimmig und murmelten zustimmend.
Rowdy war zu gut für diese Welt, dachte Pippa. Er hat geschafft, dass Phoebe und Hetty wieder miteinander reden.
»Hetty hat mich gebeten, dich dabei zu unterstützen, wenn du es
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