Dinner for one, Murder for two
Whiskyglas und verlangte: »Berkel, holen Sie mir etwas Vernünftiges von der Bar. Diese Apfelplörre hier hält ja kein Mensch aus.«
Zu Pippas Überraschung ignorierte Berkel den Befehl vollständig. In der Annahme, sein Assistent hätte ihn nicht gehört, wiederholte von Kestring seine Forderung deutlich lauter.
»Berkel! Ich will einen Whisky! Bourbon. Auf Eis.«
Einige Umsitzende wurden aufmerksam, Phoebe und Pippa unterbrachen ihre Gespräche.
Berkel drehte langsam den Kopf und sah von Kestring einen Moment unbewegt an. »Whisky gibt es an der Theke. Wenn Sie einen Whisky wünschen, werden Sie ihn dort bekommen, Herr von Kestring.«
»Wow«, tuschelte Debbie neben Pippa, » High Noon in Hideaway. Deine Truppe überrascht mich immer wieder.«
Der Regisseur schnappte nach Luft. »Sie tun, was ich Ihnen sage und holen mir einen Whisky.« Er tastete nach seinem Schnupftabaksfläschchen und nahm eine große Prise. »Dafür bezahle ich Sie.«
»Sie können mich mal«, sagte Johannes Berkel.
Wie bei einem Tennismatch wandten sich alle Augen dem Regisseur zu. Dessen Gesicht färbte sich hochrot.
»Es mangelt Ihnen an Respekt, Berkel. Noch so eine Bemerkung, und ich werde …«
»Sie werden was ?«, unterbrach ihn der junge Mann eisig. »Mir wieder eine geladene Knarre an den Kopf halten?«
Am anderen Ende der Tafel hob Rebecca Davis aufmerksam den Kopf und spitzte die Ohren.
»Suchen Sie sich einen neuen Lakaien, von Kestring«, fuhr Berkel gelassen fort, »ich kündige hiermit. Fristlos. Ich habe mit meinem Leben Besseres zu tun, als mich ewig von Ihnen drangsalieren zu lassen. Ab sofort bin ich nur noch Mitglied des Ensembles – nicht mehr Ihr Eigentum.«
»Bravo!«, rief Phoebe und hob ihr Glas. »Ein Trinkspruch: Alle Macht den Mimen!« Sie prostete Sir Michael zu, der leicht den Kopf schüttelte, aber ebenfalls sein Glas hob.
Von Kestring schaute Phoebe irritiert an, zeigte dann aber wütend auf Berkel. »Sie haben Ihre Aufgaben innerhalb der Produktion, Sie können nicht einfach kündigen!«
»Telefongespräche mit den Bühnenbildnern? Termine mit der Schneiderin? Oder geht es um den Nachschub für Ihren Schnupftabak?«, fragte Berkel. »Das schaffen Sie schon allein. Wenn es denn überhaupt noch nötig ist … vielleicht sind es ja Sie, der gehen muss.«
Von Kestring wollte auffahren, aber Hendrik Rossevelt war hinter ihn getreten, hielt ihn am Arm zurück und sagte: »Wenn die Assistentenstelle frei ist: Ich übernehme gerne. Ich vertraue in Ihre Fähigkeiten – und in meine.« Er ging zur Bar und orderte: »Bester Bourbon. Zwei Finger breit. Auf Eis.«
»Das werden Sie noch bereuen, Berkel. Denken Sie an meine Worte«, zischte von Kestring und folgte seinem frischgebackenen Assistenten zur Theke. Er nahm das Glas in Empfang und stieß demonstrativ mit Rossevelt an.
Barbara-Ellen stand vom Tisch auf und ging zur Bar hinüber. Sie stellte sich zwischen Hendrik und Hasso und flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr. Von Kestrings Augen wurden groß und dunkel. Er hielt einen Moment die Luft an, dann nickte er und drehte sich zu Berkel um. »Verstehe, beide Aufgaben werden Ihnen zu viel, Regieassistenz und die Rolle. Eine Menge Arbeit. Verstehe. Akzeptiere Ihre Kündigung.«
Das löste die atemlose Starre der Tischgesellschaft, und man steckte die Köpfe zusammen, um die gerade erlebte Szene zu diskutieren.
Debbie sah auf die alte Wanduhr. »Das war die Zwei-Uhr- Vorstellung. Ich frage mich, ob der das bis zum Abend noch steigern kann.«
»Ich wüsste zu gern, was Barbara-Ellen gesagt hat, dass er plötzlich so sanftmütig ist«, erwiderte Pippa.
»Von Kestring und sanftmütig? Das wage ich zu bezweifeln.« Debbie sah auf das rotdunkle Fasanenfleisch auf ihrem Teller. »Man kann aus einem Stück Schweinefleisch die Form eines Fasans herausschneiden, aber wenn man es serviert, ist es immer noch ein Schwein.«
Als die Kuchenplatten aufgetragen wurden, löste sich die Sitzordnung der Tischgesellschaft wieder auf. Neue Gruppen fanden sich zusammen oder standen bei Tom an der Theke. Carlos machte Einzelporträts der Dorfbewohner, bei denen er jeden aufforderte, statt »Cheese« beim Fotografieren »Hetty« zu sagen.
Tom legte Folkmusik auf und zapfte eine Runde nach der anderen, zeitweise unterstützt von seiner Frau Cecily, um den Andrang zu bewältigen. Von Kestring unterhielt sich leise mit Hendrik in einer ruhigen Ecke an einem Stehtisch.
Pippa sah Rebecca Davis mit Zigarettenschachtel und
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