Dinner for one, Murder for two
wischte sich die Tränen aus den Augen. Dafür gab es keinen besseren Ort als den Samstagsmarkt in Moreton-in-Marsh. Die Polizei konnte warten.
Gedankenverloren schlenderte Pippa über den Markt, der sich an der High Street der Marktstadt entlangzog. Wo sonst Autos parkten, reihte sich jetzt Stand an Stand, umdrängt von Kunden, die für das Wochenende einkauften. Pippa blieb an einem Käsewagen stehen und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war. Kein Marktbesuch in Moreton ohne ein Stück Wensleydale mit Cranberrys, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Genau wie ihre Großmutter liebte Pippa diesen köstlichen Kuhmilchkäse, der in Deutschland Unsummen kostete. Sie kaufte noch etwas Stilton und einige Scheiben Cheddar, bevor sie zufrieden weiterging. Die Muße tat ihr gut.
An einem großen Stand mit Kleidung suchte sie sich drei Pullover und zwei Hosen aus, was ihre mitgebrachte Garderobe schlagartig verdoppelte. Seit Tagen trug sie abwechselnd ihre zwei einzigen Pullis, und allmählich wurde ihr die abendliche Handwäsche lästig.
Für einen Theaterbesuch in Stratford bekomme ich hier nichts, dachte sie, da brauche ich etwas Feineres – vielleicht hat Debbie Lust, mal mit nach Cheltenham zu fahren und mich modisch zu beraten? Aber die grasgrüne Mütze da, die wird meine. Vor einem fast blinden Rasierspiegel, den die Marktfrau für ihre Kunden aufgehängt hatte, versuchte Pippa herauszufinden, ob die Häkelmütze zu ihr passte. Sie kniff die Augen zusammen und sah genauer in den Spiegel, um sich zu vergewissern: War das nicht Barbara-Ellen, ein paar Meter weiter? Pippa bezahlte, behielt die Mütze gleich auf und ging zu Barbara-Ellen hinüber.
Die Schauspielerin verhandelte lebhaft mit dem Händler eines riesigen Angebots an Waren, die mit Alles für das geliebte Haustier nur unzulänglich beschrieben waren. Plüschkissen in allen Größen, Formen und Farben türmten sich meterhoch, es gab Katzen- und Hundesofas für jeden Geschmack und Einrichtungsstil, außerdem Hundeleinen und Halsbänder von schlicht bis reich verziert. Barbara-Ellen begutachtete gerade kritisch zwei Halsbänder, die verschwenderisch mit Strass besetzt waren.
»Gute n Morgen«, sagte Pippa , »sind die für deine n Gatten?«
»Hasso mit Glitzerhalsband! Bei seinem Namen wirklich passend, das gebe ich zu.« Die Schauspielerin lachte schallend. »Nein, ich möchte Peter Paw ein Halsband schenken. Er macht mir so viel Freude. Irgendwie taucht er immer genau dann auf, wenn ich dringend ein anschmiegsames, tröstendes Stofftier brauchen könnte.« Sie betrachtete die Halsbänder kritisch. »Welches passt besser zu seinem roten Fell: blau oder schwarz?«
»Ist das nicht eher ein Accessoire für ein Schoßhündchen?«, fragte Pippa zögernd. Der Eifer von Barbara-Ellen berührte sie, aber Paw war ein gefürchteter Kampfkater, und das wollte nicht so recht zu diesem funkelnden Ding passen.
»Unsinn«, sagte Barbara-Ellen kategorisch. Sie nahm das schwarze Halsband vom Ständer. »Sieh mal, es hat einen Anhänger, in den man seinen Namen gravieren lassen kann. Man kann ihn aufklappen wie ein Medaillon und dort Telefonnummer und Adresse hinterlassen. Das nehme ich. Kennst du einen Laden, in dem graviert wird?«
Pippa erklärte ihr den Weg zu einem Haushaltswarengeschäft in einer Nebenstraße ganz in der Nähe und befühlte währenddessen ein besonders imposantes Katzenkissen mit hohem Rand. »Ganz weich … das wird mein Geschenk für Peter Paw.«
»Dann wird unser kleiner Liebling heute ja reich beschenkt.« Barbara-Ellen deutete auf einen Tearoom an der Straßenseite. »Ich würde auch dir gerne etwas Gutes tun. Darf ich dich zu einem Lunch einladen?«
»Einverstanden. In einer Stunde? Ich muss vorher noch zu Rebecca Davis aufs Revier.«
Pippa verließ den Markt und spazierte die High Street hinauf. Am Fish & Chips-Shop schnupperte sie genießerisch den Duft von knusprigem Bierteig und ging dann weiter. Die Polizeistation war in einem Natursteinhaus mit spitzem Giebel und Sprossenfenstern untergebracht, üppig berankt mit dunkelgrünem Efeu. Ein weißlackierter, schmiedeeiserner Zaun auf einem kniehohen Mäuerchen, alle paar Meter durch quadratische Steinsäulen unterbrochen, grenzte den kleinen Vorgarten zur Straße ab.
Selbst die Polizeireviere sehen aus, als ob hier nie Böses geschieht, dachte Pippa, als sie die leuchtend blaue Eingangstür öffnete und eintrat.
Hinter einer hölzernen Barriere saß an einem Schreibtisch ein
Weitere Kostenlose Bücher