Dinner for one, Murder for two
hochnäsigen Kerle sich ruhig in die Haare kriegen, er konnte davon nur profitieren.
Er nahm eine Prise Schnupftabak und begutachtete stirnrunzelnd den Inhalt des Fläschchens. Er musste dringend Nachschub besorgen. Am besten würde er den kleinen Schleimer Hendrik damit beauftragen. Der riss sich geradezu um jeden möglichen und unmöglichen Job.
Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln, als es an der Tür klopfte. Er warf sich aufs Bett und streckte sich der Länge nach aus.
»Komm rein, Liebling!«, rief er und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
Pippa legte noch ein paar Holzscheite auf das knisternde Kaminfeuer und rannte alarmiert in die Küche, als ihr der Geruch verbrannter Milch in die Nase drang. Rasch zog sie den Topf vom Herd und schaffte es gerade noch, ein größeres Malheur zu verhindern. Sie rührte sich einen großen Becher Kakao an und stellte ihn auf den niedrigen Couchtisch. Auf dem Sofa warteten bereits ein gutes Buch und der laut schnarchende Peter Paw auf sie.
Während Pippa vor dem CD-Spieler stand und noch darüber nachdachte, welche Musik sie entspannen und unterhalten würde, klopfte es an der Haustür.
Das muss Debbie sein, dachte Pippa. Der Tod Kwiatkowskis hat sich demnach schon im Dorf herumgesprochen. Ich könnte jetzt niemand anderen als sie ertragen, ich will nach diesem furchtbaren Tag einfach nur meine Ruhe.
Pippa öffnete die Tür, und holte überrascht Luft.
»Barbara-Ellen«, keuchte sie entsetzt, denn die Schauspielerin war nicht nur leichenblass und nass bis auf die Knochen, sondern hielt sich taumelnd am Türrahmen fest.
»Pippa, bitte hilf mir«, sagte Barbara-Ellen, trotz ihres desolaten Zustandes mit erstaunlich ruhiger Stimme.
»Natürlich, komm herein …«
»Ruf Rebecca Davis an, sie soll herkommen. Sofort. Ich möchte eine Aussage machen.«
Barbara-Ellen setzte sich auf das Sofa und wischte sich erschöpft über das Gesicht. Ihre Augen waren tränenleer, und ihre Stimme klang unendlich traurig. »Ich bin mir sicher. Carlos Kwiatkowski wurde ermordet.«
ährend Pippa mit Rebecca Davis telefonierte, warf sie nervöse Blicke zu Barbara-Ellen hinüber, die kerzengerade auf dem Sofa saß und gedankenverloren an einem Glas Cider nippte. Ganz das Bild der perfekten Frau, dachte Pippa, aber sie traute der äußeren Beherrschtheit ihres Gastes nicht völlig – zu gebrochen hatte sie bei ihrem Eintreffen gewirkt.
Peter Paw hatte sich beim Klopfen auf seinen Lieblingsbalken zurückgezogen und beobachtete Barbara-Ellen aufmerksam und mit gespitzten Ohren. Schließlich erhob er sich und strich geschmeidig über das freigelegte Fachwerk unterhalb der Zimmerdecke, bis er sich direkt über dem Sofa befand. Pippa versuchte Rebeccas telefonischen Zwischenfragen die gebotene Aufmerksamkeit zu schenken, ließ sich aber immer wieder durch den Kater ablenken.
Gleich wird er sich wie ein nasser Sack auf das Sofa plumpsen lassen und die arme Barbara-Ellen zu Tode erschrecken, dachte Pippa alarmiert. Ich habe schon Leute durchs halbe Zimmer fliegen sehen, wenn seine neun Kilo Lebendgewicht neben ihnen aufschlugen und sie vom Sofa katapultierten …
Aber ganz gegen seine sonstige Gewohnheit glitt Paw geräuschlos auf einen tiefer liegenden Querbalken und von dort elegant auf die Rückenlehne des Sofas. Dann balancierte er die Lehne entlang, bis er Barbara-Ellen erreicht hatte, und schmiegte schnurrend seinen Kopf an ihre Wange.
Die Schauspielerin schloss die Augen und brach in Tränen aus.
»Bis gleich dann«, sagte Pippa zu Rebecca, legte den Hörer auf und ging rasch zum Sofa. »Sie kommt so schnell es geht, aber die Straßen sind glatt.«
Barbara-Ellen schien sie nicht zu hören. Sie drückte weinend den Kater an sich und wimmerte: »Carlito …«
»O mein Gott, Barbara-Ellen.« Pippa ging ein Licht auf, als sie an die Gravur des Eheringes dachte. »… Barbarella.«
Die Schauspielerin sah sie durch einen Tränenschleier an und nickte.
Wir brauchen jetzt zwei Dinge, dachte Pippa voller Mitleid, jede Menge Papiertaschentücher und einen starken, torfigen Single Malt Whisky.
Als Rebecca Davis eintraf, flößte Pippa Barbara-Ellen gerade heißen Whisky mit Zitronensaft ein. Die Schauspielerin hatte sich wieder ein wenig beruhigt. Peter Paw lag an Barbara-Ellens Seite, eng an sie geschmiegt.
Auf den Verdacht des Bühnenstars reagierte Rebecca Davis wie von Pippa erwartet. »Verstehe ich Sie richtig? Sie glauben, dass Carlos Kwiatkowski umgebracht wurde? Mit Hilfe seines
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