Dinner for one, Murder for two
bequemen Ohrensessel und ließ sich von der noch immer höchst vergnügten Nicola vom Barbarella-Projekt berichten. Niemand außer Pippa registrierte, dass Interview und Foto nicht zurück ins Dossier wanderten.
Alle fuhren zusammen, als es an der Haustür klopfte.
Erleichtert registrierte Pippa, dass der Windschutzvorhang geschlossen war, sonst hätte der überraschende Besuch durch das Sichtfenster der Tür direkt ins Wohnzimmer sehen und sie alle auf frischer Tat ertappen können.
Debbie sprang wie von der Tarantel gestochen auf, raffte mit beiden Händen die Dossiers vom Tisch, flitzte in die Küche und ließ sie im Backofen verschwinden. Dann hielt sie den Daumen nach oben, als Zeichen, dass Pippa öffnen konnte.
»Wir wollen nicht lange stören. Wir sind auf dem Weg ins Pub«, sagte Duncan, der mit Alain und Johannes hereinkam. »Aber wir brauchen deine Hilfe, Pippa. Anita hat morgen Geburtstag, und wir würden gerne eine kleine Überraschungsparty für sie vorbereiten. Sie ist so unglücklich wegen der missglückten Probe heute, sie kann eine Aufmunterung gebrauchen.«
Pippa wurde heiß. Es gehörte zu ihren Aufgaben, die Geburtstage des Ensembles im Kopf zu haben, im Namen des Shakespeare Birthday Festivals ein Geschenk zu besorgen und eine kleine Feier zu arrangieren. Dafür hatte sie eine Liste mit allen relevanten Daten bekommen. Im Chaos der letzten Tage hatte sie vergessen nachzusehen, und das ärgerte sie. Sie rannte fast zum Sekretär und holte die Liste aus der Schublade. Richtig, Anita hatte am 29. Februar Geburtstag.
»Verdammt, Duncan, das hätte ich eigentlich wissen müssen.« Sie ließ die Liste auf den Tisch fallen. »Wie alt wird sie denn?«
Duncan grinste. »Sieben.«
»Natürlich!« Debbie war begeistert. »Den 29. Februar gibt es ja nur alle vier Jahre. Beneidenswert exotisch!«
»Gerade deshalb sollte der Tag etwas Besonderes sein«, sagte Pippa, »fällt euch nicht spontan etwas ein?«
Verschiedene Vorschläge wurden verworfen, bis Nicola rief: »Ein Kindergeburtstag! Was haltet ihr davon? Ich habe alles im Laden, was ihr braucht: Girlanden, Luftballons, alberne Hüte, grellbunte Torten … und ihr spielt Topfschlagen und Sackhüpfen und Blinde Kuh.«
»Und vorher machen die Jungs mit ihr einen Ausflug zur Schmetterlingsfarm in Stratford«, schlug Debbie vor. »Oma und ich schmücken in der Zeit das Taubenhaus, und wenn ihr wieder in Hideaway eintrefft, kann die Party starten. Was meint ihr?«
»Ich kann aus Luftballons Tiere machen«, sagte Duncan, »und ich könnte als Pantomime auftreten.« Auf die erstaunten Blicke der anderen hin grinste er verlegen. »Damit habe ich mir früher ein bisschen Geld dazuverdient.«
Pippa schüttelte den Kopf. »So schön eure Ideen sind, aber das geht alles nicht. Morgen ist Probe, und von Kestring gibt uns niemals frei.«
»Das lasst mal meine Sorge sein.« Alle drehten sich zu Barbara-Ellen um, die aus dem ersten Stock heruntergekommen war.
Sofort fühlte Pippa sich unbehaglich. Hier wurde lautstark eine lustige Party geplant, während Barbara-Ellen allein oben saß und um ihren Geliebten trauerte.
Die Schauspielerin bemerkte Pippas zerknirschten Gesichtsausdruck und sagte: »Lasst uns Anita einen schönen Tag bescheren. Wenn ich eines in den letzten Tagen gelernt habe, dann das: Plane nicht das schöne Morgen – lebe heute. Ich rede mit Hasso und bitte ihn, uns morgen probenfrei zu geben. Dafür biete ich ihm an, dass wir das gesamte Wochenende arbeiten. Einverstanden?«
Duncan, Pippa, Alain und Johannes nickten.
»Ich begleite dich.« Johannes half Barbara-Ellen fürsorglich in den Mantel. »Du musst nicht allein zu ihm gehen.«
Die beiden verließen das Cottage. Als sie aus der Tür waren, sagte Phoebe: »Ein wunderbarer Mensch.«
Alain seufzte verträumt. »Das finde ich auch.«
Pippa unterdrückte ein Schmunzeln, als ihr klarwurde, dass die beiden von verschiedenen Personen gesprochen hatten …
Nachdem Duncan und Alain die Frauen vergeblich zu überreden versucht hatten, sie ins Pub zu begleiten, gingen sie ebenfalls.
»Weiter geht’s«, kommandierte Debbie, als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte. »Wer ist dran?«
»Mit unserem Geburtstagskind sind wir schnell durch«, sagte Nicola erstaunt. »Selbst Carlos war verblüfft, dass Anita total sauber ist. Er schreibt, er hätte noch nie erlebt, dass jemand nicht einmal einen Keller hat, in dem er Leichen verstecken könnte – wenn es sie denn gäbe.«
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