Dinner for one, Murder for two
jeder Ast – alles war mit Raureif überzogen und ließ die Landschaft märchenhaft und unwirklich aussehen.
Genau passend für einen Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, dachte Pippa und öffnete das Fenster weit, um frische Luft ins Schlafzimmer zu lassen. Auf ihrem Weg in die Küche riss sie auch noch die anderen Fenster und die Haustür auf.
Als Pippa an der Hintertür ihre gefütterten Stiefel anzog, fiel ihr Blick auf Peter Paws volle Näpfe. Nicht einmal den leckeren Katzenpudding hatte er angerührt. War etwa die Katzenklappe verklemmt? Sie stieß mit der Hand dagegen, aber die kleine Plexiglastür schwang hin und her.
Sie nahm die dicke Strickjacke und die Wollmütze, die am Haken an der Hintertür hingen, und zog beides über, bevor sie hinaus in den Garten ging, um die Hühner zu füttern. Die Schneedecke war glatt und ohne Pfotenabdrücke, ein weiterer Beleg für Paws nächtliche Abwesenheit. Auf dem Weg zum Hühnerstall fiel Pippas Blick auf das Hotel, und sie musste lächeln. Ich wette, auf Chris’ Frühstückstablett für Barbara-Ellen liegt am heutigen Morgen eine Extraportion Lachs, dachte sie.
Bastard und sein Harem warteten schon ungeduldig auf ihr Futter. Der mächtige orangefarbene Hahn starrte sie streng an, während die Hennen aufgeregt gackerten und sich auf die Körner stürzten, kaum dass Pippa sie im Hühnerhaus in die Futterrinne geschüttet hatte. Im Heu fand sie drei der leicht rosa schimmernden kleinen Eier. Dass diese riesigen Tiere derart kleine Eier legten, amüsierte sie immer wieder aufs Neue. Wieder wanderten ihre Gedanken nach Schreberwerder, zu Viktors Hahn Buffy, einem eindrucksvollen Buff Orpington wie das Geflügel ihrer Großmutter .
Pippa holte eine Schaufel, um das Außengehege der Tiere vom Schnee zu räumen. Der Untergrund war zwar hart gefroren, aber die Hühner liebten es, auf der Erde herumzukratzen und sich in der Sonne aufzuwärmen. Sie verstreute noch eine Handvoll Körner und hob den Kopf, als sie von der Hotelauffahrt laute Stimmen hörte.
»Bleib stehen! Ich verbiete dir, dass du …«, schrie Hasso von Kestring wütend von der Freitreppe des Hotels aus. Er brach ab und rannte in dem vergeblichen Versuch, seine Frau einzuholen, Treppe und Auffahrt hinunter. Nach ein paar Schritten rutschte er aus und konnte gerade noch das Gleichgewicht halten.
Barbara-Ellen ging eilig weiter, ohne auch nur den Kopf nach ihm zu drehen. Neben ihr lief Chris, schwer an zwei Koffern schleppend.
Frustriert gab von Kestring die Verfolgung auf.
»Das wirst du noch bereuen!«, rief er ihr hinterher, und endlich wandte Barbara-Ellen sich zu ihm um.
»Das habe ich bereits«, sagte sie eisig und setzte ungerührt ihren Weg fort.
Von Kestring blieb zurück. In seinem Gesicht stand eine Mischung aus Schreck, Enttäuschung und kalter Wut.
Sir Michael schaute aus seinem Hotelzimmer im ersten Stock und beobachtete die Szene zwischen Barbara-Ellen und Hasso von Kestring. Ein Jammer, dass Kwiatkowski diese persönliche Niederlage nicht mehr dokumentieren konnte, sie wäre ein Meilenstein in der erhofften Demontierung des Regisseurs gewesen.
Sir Michael zuckte mit den Achseln, ging zum Telefon und wählte eine Londoner Nummer.
»Hier ist Sir Michael Hornsby. Wir sollten uns über die geplante Berichterstattung unterhalten.«
»Ich wollte Sie gerade anrufen, Sir Michael. In meiner Redaktion gibt es niemanden, der Carlos Kwiatkowski ersetzen kann. Alle sind anderweitig … im Einsatz. Mir fehlt schlicht das Personal für umfassende Porträts. Aus diesem Grunde hat der PaperRazzi sich schweren Herzens entschieden, die vereinbarte Porträtserie nicht zu veröffentlichen. Ich bin sicher, Sie verstehen diese Entscheidung.«
»Ich sehe es wie Sie«, sagte Sir Michael etwas säuerlich, »Kwiatkowski ist unersetzbar. Nicht nur in diesem Punkt. Wir sehen uns bei der Premiere?«
»Ich freue mich darauf.«
Sir Michael legte auf und ging nachdenklich zurück zum Fenster. Hasso von Kestring stand noch immer mit geballten Fäusten in der Auffahrt und sah seiner Frau nach, die mit entschlossenen Schritten auf Hettys Cottage zustrebte.
Du hast keine Chance, Hasso von Kestring. Ich werde dich auch ohne Kwiatkowski ausschalten, dachte Sir Michael. Sein Blick wurde hart.
Als Pippa zurück ins Haus kam, warteten Barbara-Ellen und Chris bereits im Wohnzimmer auf sie, zwei Schattenrisse im gleißenden Licht, das durch die noch immer weit geöffnete Haustür in den Raum fiel.
»Ich gehe dann
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