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Dinner for one, Murder for two

Dinner for one, Murder for two

Titel: Dinner for one, Murder for two Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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»Genau das ist der Grund, warum es diesen Kamin hier gibt«, sagte sie leichthin, aber Pippa hatte das deutliche Gefühl, dass die beiden sich über etwas ganz anderes verständigt hatten.
    Sir Michael räusperte sich. »Dann bin ich jetzt wohl an der Reihe. Es gibt in meinem Leben einiges, was ich falsch gemacht habe«, sagte er, »und das ist bei fast achtzig Jahren auch kein Wunder, denke ich. Eine Sache allerdings bereue ich besonders. Es ist lange her, aber immer noch sind mir andere und vor allem ich selbst mir deswegen böse. Man kann so alt werden, wie man will, es ist immer leichter, einen Fehler totzuschweigen, als ihn anzusprechen oder um Verzeihung zu bitten. Bei so etwas bleibt man immer jung, dumm und ungeübt.« Er lächelte. »Wenn es so etwas wie Altersweisheit gibt, hat sie mich leider noch nicht eingeholt, fürchte ich.«
    Dass Phoebe neben ihr sich bei seinen Worten versteifte, bemerkte Pippa sofort. Welche Leiche habt ihr beide nur zusammen in den Keller geschleppt?, fragte sie sich zum wiederholten Mal. Und warum wechselt Hetty immer sofort das Thema, wenn dieser Leichengeruch sie anweht?
    »Was ich meinem jungen Freund Chris wünsche, ist ganz einfach«, sprach Sir Michael weiter. »Chris, ich weiß, du bist mit Leib und Seele Gastgeber deines wunderschönen Hotels. Aber du hast auch eine komödiantische Begabung, von der du bisher nicht einmal etwas geahnt hast. Ich wünsche dir, dass der Totengräber in Hamlet nicht deine einzige Bühnenerfahrung bleibt. Hasso von Kestring hatte völlig recht, dich zu wählen.«
    »Sehr freundlich von dir«, sagte Chris, »aber maßlos übertrieben. Ich habe einfach Spaß daran, das ist alles. Ich mag es, neue Dinge auszuprobieren – und wenn ich mich dabei lächerlich mache, war es auch diese Erfahrung wert. Jetzt soll ich sagen, was ich bereue? Vielleicht, dass ich euch Verrückte in mein Hotel gelassen und mir damit einen zweiten Job aufgeladen habe …« Er sah gespielt empört in die Runde. »Ihr macht schon genug Arbeit – und jetzt muss ich auch noch Text lernen!«
    Die Tischgesellschaft stimmte in sein Lachen ein.
    »Du hast uns jetzt am Hals, Totengräber! Und wenn du nicht aufpasst, bleiben einige von uns für immer!«, rief Duncan und prostete Chris zu. Auch die anderen hoben ihre Gläser und ließen ihren Gastgeber hochleben.
    »Und jetzt darf ich der charmanten Pippa etwas wünschen«, fuhr Chris fort, nachdem die Gläser nachgefüllt waren. »Ich weiß, du hegst einen Wunsch: endlich mal ein Buch zu übersetzen und richtig literarisch zu arbeiten. Das, liebe Pippa, wünsche ich dir.«
    Er umarmte seine überraschte Tischnachbarin stürmisch und küsste sie auf beide Wangen.
    »Also gut, jetzt mein Beichte«, sagte Pippa, »ich muss gestehen – und dafür schäme ich mich –, dass mir meine Familie manchmal zu viel wird. Das ist ihnen gegenüber unfair, denn sie haben mich bei sich aufgenommen, weil ich mir keine eigene Wohnung leisten kann. Ich muss keinen Cent Miete zahlen, habe also allen Grund, dankbar zu sein. Und trotzdem wünsche ich sie auf den Mond, wenn sie mich bei der Arbeit stören. Dann ist es ein Segen, dass niemand meine schwarzen Gedanken sehen kann. Jetzt zu dir, Phoebe. Ich wünsche mir und dir, dass du dich wieder mit meiner Grandma versöhnst. Und mit jedem, dem du grollst.«
    Pippa hielt den Atem an – würde Phoebe ihr diese offenen Worte übelnehmen? Aber die alte Dame lächelte sie liebevoll an und bekannte: »Vielen Dank, Pippa. Ich weiß, ich sollte meine Meinung zu einigen Dingen schnellstens überdenken.« Sie wandte sich Hendrik zu, dem letzten in der Runde. Er starrte in sein Glas. »Hendrik, sehen Sie mich bitte an.«
    Rossevelt gehorchte widerwillig.
    »Hendrik, ich wünsche Ihnen eines: Lernen Sie, sich selbst zu lieben, dann können Sie auch liebevoll mit anderen Menschen umgehen. Sie spielen den Laertes – lernen Sie von ihm.«
    Der Schauspieler verzog den Mund und fauchte: »Wenn Sie das so sehen – bitte. Ich soll sagen, was ich bereue? Gar nichts. Ich bin genau da, wo ich hinwollte, und ich habe es verdient. Und ich wünsche Alain die Einsicht, dass ich der bessere Hamlet bin.« Er sah herausfordernd in die Runde. »Sind wir jetzt endlich fertig mit dem öden Spiel?«
    Er sprang auf und stürmte nach draußen. Alain sah hinter seinem Konkurrenten her und murmelte: »O là là – südländisches Temperament, und das bei einem Niederländer …«
    In der Runde herrschte betroffenes

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