Dinner for one, Murder for two
Schweigen, bis Duncan sagte: »Davon lassen wir uns aber jetzt nicht die Stimmung verderben, oder? Der kriegt sich schon wieder ein.«
Pippa ergriff das Wort. »Ich habe noch eine Überraschung für alle: Karten für die Vorstellung von Romeo und Julia heute Abend in Stratford – mit herzlichem Gruß von Lysander Smith-Bates! Der Bus holt uns in zwei Stunden ab.«
Es war weit nach Mitternacht, als Pippa und Barbara-Ellen sich im Cosy Cottage noch auf einen heißen Kakao mit Schuss zusammensetzten.
»Das war echtes Theater«, schwärmte Barbara-Ellen, »so eine wundervolle Inszenierung, modern und trotzdem voller Respekt für Shakespeare. Wie glücklich müssen die Schauspieler sein, Mitglied dieses Ensembles sein zu dürfen.«
Sie schmiegte sich tiefer ins Sofa und zog die Beine unter sich.
»Wo ist nur Peter Paw? Ich würde jetzt gern mit ihm kuscheln, schade.«
»Wenn er morgen nicht auftaucht, stelle ich einen Suchmannschaft zusammen«, sagte Pippa, »aber noch mache ich mir keinen Sorgen. Er ist ein Freigeist. Es ist nicht das erste Mal, dass er ein paar Tage unterwegs ist.«
Sie schlürften das heiße Getränk und schwiegen eine Weile.
»Glaubst du wirklich, dass dein Mann die Elektronik des Autos manipuliert hat?«, fragte Pippa schließlich. »Hat er Ahnung von solchen Dingen?«
Barbara-Ellen schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Er arbeitet zwar mit dem Computer, hat aber nicht die geringste Vorstellung, was er da macht.«
»Wie sollte er sich dann in den Bordcomputer eines Autos hacken?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe lange über eine Frage nachgedacht: Wer außer ihm hätte ein Interesse, Carlos aus dem Weg zu räumen? Es kann nur so gewesen sein: Hasso erfuhr, dass Carlito und ich …«
Sie verstummte und drehte die Tasse in ihren Händen.
»Er liebt dich so, dass er dafür töten würde?«, fragte Pippa vorsichtig.
Barbara-Ellen lachte bitter auf. »Er liebt sich so, dass er dafür töten würde.«
»Hat Carlos das befürchtet?«
»Er war jedenfalls sicher, dass wir vorsichtig sein müssen. Er wusste, wie eitel Hasso ist. Als Carlos’ Daten verschwanden, gab es für uns keinen Zweifel, dass Hasso seine Hände im Spiel hat.«
»Und? Hatte er?«
Barbara-Ellen seufzte. »Carlos ging davon aus, dass jemand sein Passwort geknackt und so unser Geheimnis herausgefunden hat.«
» Barbarella ?«
»Genau. Aber dann stellte sich heraus, dass die Daten gelöscht wurden, ohne dass man sie vorher gelesen hat. Das Passwort musste man dafür überhaupt nicht wissen.«
»Ist mir zu hoch«, sagte Pippa. »Woher weißt du das?«
In Barbara-Ellens Augen stiegen Tränen. »Ich habe kurz vor dem Unfall mit Carlito telefoniert. Er kam gerade von diesem Computerexperten in Cheltenham und war überglücklich, weil er uns unentdeckt glaubte. Kurz danach ist er verunglückt.«
Deshalb ist sie während der Probe hinausgegangen, dachte Pippa – um mit Kwiatkowski zu telefonieren.
Sie trank von ihrem Kakao und grübelte über das Gesagte nach. Dann sah sie Barbara-Ellen stirnrunzelnd an. »Aber wenn Hasso nichts von eurem Verhältnis wusste und auch das Passwort nicht kannte, das es ihm verriet – dann hatte er doch gar kein Motiv.«
ippa kratzte das angetrocknete Futter aus Peter Paws Näpfen und spülte sie aus. Noch immer keine Spur von dem Kater.
Der muss ja mächtig verknallt sein, dachte sie, und er ist garantiert total ausgehungert, wenn er wieder auftaucht.
»Guten Morgen«, sagte Barbara-Ellen zu ihr.
Pippa stellte die frisch gefüllten Näpfe ab und drehte sich um.
»Guten Morgen. Du bist ja schon fix und fertig angezogen. Willst du mit zur Probe kommen?«
Barbara-Ellen nickte und schenkte sich Kaffee ein. »Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern Nacht gesagt hast. Du hast recht: Hasso hatte überhaupt kein Motiv. Ich war blind vor Trauer und habe ihn zu Unrecht verdächtigt, sogar vor der Polizei. Wahrscheinlich muss deshalb jetzt das ganze Ensemble dafür büßen. Die Proben werden mir nicht leichtfallen, aber das stehe ich durch.«
Hasso von Kestring saß mit seinem Textbuch in einer der Fensternischen. Ohne auf die Ankunft von Pippa und Barbara-Ellen zu reagieren, arbeitete er konzentriert weiter, schien ganze Passagen zu streichen und machte sich an anderen Stellen Notizen.
»Das habe ich an ihm immer geliebt«, sagte Barbara-Ellen wie zu sich selbst und ging zu ihm hinüber.
Pippa setzte sich auf den Bühnenrand und ließ die Beine baumeln. Sie bemühte sich,
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