Dinner fuer drei Roman
sein, ließ Panik in ihr aufsteigen.
Wie immer verbarg sie ihre Furcht hinter Aggressivität. »Ich mag es nicht, wenn man mir nachspioniert. Mit deiner Schnüffelei hast du meine Gastfreundschaft eindeutig überstrapaziert.«
Im Näherkommen sah er sie ausdruckslos aus seinen blauen Augen an. »Weshalb sollte ich dir nachspionieren wollen? In der Tat war ich sogar bereits vor dir hier am See.«
»Es ist mein See«, erwiderte sie, während sie sich gleichzeitig über ihre alberne Reaktion ärgerte.
»Das kann auch gern so bleiben. In diesem Zustand wäre sicher sowieso niemand anderes daran interessiert.«
Obwohl sie allein waren, sprach er wieder mit dem leichten arabischen Akzent.
»Der See fängt langsam an, sich zu regenerieren. Bis vor kurzem wurde er von einem Farbhersteller als Müllhalde benutzt.«
»Dieser Ort ist einfach zu abgelegen, als dass du allein hier leben solltest. Heute Abend zum Beispiel habe ich einen Landstreicher in der Nähe des Ochsenstalles überrascht. Jetzt, wo deine Verwandten weg sind, solltest du dir vielleicht überlegen, ob du dir nicht lieber ein Zimmer in der Stadt nehmen willst.«
Ihm war offenbar nicht bewusst, dass er gefährlicher als jeder Landstreicher für sie war. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich um deine Meinung gebeten zu haben.«
Seine auf der Leinwand so ausdrucksvolle Miene wurde auf einen Schlag verschlossen. »Du hast Recht. Eigentlich geht es mich wirklich nichts an.«
Trotz des Akzents, den er wie eine Barriere zwischen ihnen errichtet hatte, keimten die Erinnerungen an den Abend zuvor in ihr auf, und sie kämpfte auf die einzig ihr bekannte Weise
gegen die abermals in ihr aufsteigende Panik an. »Du versteckst dich hinter dem Akzent, nicht wahr?«, sagte sie verächtlich. »Und du versteckst dahinter mehr als nur dein berühmtes Gesicht. Nun, du magst vergessen, wer du bist, aber ich weiß es genau, und ich bin es leid, dass du dich benimmst, als wärst du nicht ganz bei Trost.«
Er presste die Lippen zusammen. »Der Akzent kommt automatisch, und davon abgesehen bin ja wohl kaum ich derjenige, der sich benimmt, als wäre er nicht ganz bei Trost.«
Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er das Gespräch auf den Vorabend lenkte, doch stattdessen sagte er: »Schließlich bin nicht ich derjenige, der mitten in der Pampa eine alte Achterbahn wieder aufbaut. Ich laufe nicht herum wie eine Mini-Version von Käpt’n Ahab, die besessen ist von ihrem eigenen gottverdammten Moby Dick.«
»Immer noch besser, als ein solcher Feigling zu sein wie du!« Sie war nicht besessen. Nein! Es war einfach etwas, das sie tun musste, um wieder in das normale Leben zurückkehren zu können.
»Was willst du damit sagen?« Sein Akzent war verschwunden, und er sah sie mit finsterer Miene an.
Sie holte zum Angriff aus, versuchte ihre Zähne in die verletzlichsten Stellen seines Fleisches zu graben und als Erste den tödlichen Treffer zu landen. »Was bist du für ein Feigling, dass du wegläufst, nur weil du ein dämliches Auge verloren hast? Immerhin bist du noch am Leben, du verdammter Dreckskerl!«
»Du mieses kleines Dreckstück. Du hast doch nicht die geringste Ahnung, wie es hier drunter aussieht.« Er wies mit seinen Fingern auf die Augenklappe. »Statt eines Auges habe ich dort nichts als eine hässliche rote Narbe.«
»Na und? Schließlich hast du noch ein Auge übrig.«
Einen Moment lang schwieg er. Ihre Worte ließen Übelkeit in ihr aufsteigen, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte, sie zurückzunehmen.
Schließlich verzog er den Mund zu einem gehässigen Lächeln. »Ich habe mich immer gefragt, was wohl aus Janie Jones geworden ist, und jetzt weiß ich es. Das Leben hat ihr einmal zu oft übel mitgespielt, und jetzt ist sie wieder an dem Punkt, wo sie angefangen hat - als herrische kleine Hexe, die sich hinter ihrer großen Klappe versteckt.«
»Das ist nicht wahr!«
»Zu bedauerlich, dass Dash nicht mehr am Leben ist. Ich würde wetten, dass er dich übers Knie legen und dir Vernunft einbläuen würde wie damals, als du noch ein kleines Mädchen warst.«
»Wage es nicht, über ihn zu sprechen«, stieß sie hervor. »Wage es ja nicht, auch nur jemals wieder seinen Namen in den Mund zu nehmen.« In ihren Augen schimmerten Tränen, doch sie schienen ihn nicht zu kümmern.
»Was zum Teufel machst du hier, Honey? Weshalb ist diese blöde Achterbahn dir so wichtig?«
»Sie ist mir eben wichtig, das ist alles.«
»Verdammt,
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