Dinner fuer drei Roman
Schauspieler seiner Generation, und er würde sich dieses Talent zu Nutze machen, indem er so tief in eine seiner Rollen schlüpfte, dass sie in Zukunft wie eine dicke Schutzschicht zwischen ihr und seiner Seele lag.
Am nächsten Tag versuchte Honey, die Ereignisse des Vorabends dadurch zu verdrängen, dass sie noch härter arbeitete als gewöhnlich, doch als sie zusammen mit dem Vorarbeiter einen Abschnitt der Gleise inspizierte, tauchten plötzlich die
Bilder wieder vor ihrem geistigen Auge auf. Welcher Teufel hatte sie nur geritten? Wie hatte sie ihr Eheversprechen derart brechen können? Selbsthass begann an ihr zu nagen, eine düstere Abneigung gegenüber dem Menschen, zu dem sie geworden war.
Sie stürzte sich wieder in die Arbeit, und am Abend war sie vollkommen erschöpft. Als sie schließlich über das Gerüst hinunterkletterte und ihren Werkzeuggürtel löste, hörte sie, wie sich ihr von hinten jemand näherte. Noch ehe sie herumfuhr, wusste sie, wer es war, und spannte sich an.
Eric sah sie ausdruckslos an, als wäre nichts geschehen, und wenn ihr Körper sich nicht an einigen Stellen wund angefühlt hätte, wäre sie vielleicht auf die Idee gekommen, dass sie alles nur geträumt hatte. Doch statt Erleichterung darüber zu empfinden, dass er nicht weiter auf den Vorfall einging, verspürte sie eine überraschende Niedergeschlagenheit.
»Ich habe gehört, deine Cousine und ihr Mann hätten den Park verlassen«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich meine Sachen in den Ochsenstall bringen würde? Dort ist es etwas bequemer als in meinem Kombi.«
Bis zu diesem Augenblick hatte sie versucht, nicht an das leere Haus zu denken. Immer wieder hatte sie im Verlauf des Tages in der Erwartung, Gordons Lastwagen zu entdecken, zu dem Gebäude hinübergesehen, doch er und Chantal waren tatsächlich nicht mehr da.
»Das kannst du halten, wie du willst«, erwiderte sie steif.
Er nickte und wandte sich zum Gehen, während sie in ihren Wohnwagen ging, sich zum Abendessen eine Dose Rindfleisch-Eintopf aufwärmte und versuchte, die Einsamkeit dadurch zu verdrängen, dass sie unablässig in verschiedener Reihenfolge Zahlen in den Taschenrechner eingab. Doch das Ergebnis blieb immer gleich. Sie konnte die Männer noch bis zum Ende der ersten Januarwoche bezahlen, doch dann waren ihre Reserven endgültig erschöpft.
Sie griff nach ihrer weichen blauen Strickjacke und trat durch die Tür nach draußen. Es war eine sternklare Nacht. Sie hoffte, dass es Chantal und Gordon gut ging. In weniger als zwei Wochen war Weihnachten. Letztes Jahr hatten sie und Dash zu Weihnachten in der Wüste gezeltet, und er hatte ihr handgeschmiedete goldene Ohrringe in der Form von Halbmonden geschenkt. Sie hatte sie nach seinem Tod in ihr Schmuckkästchen gelegt, da sie geglaubt hatte, ihren Anblick nicht ertragen zu können.
Sie ging den mit Unkraut überwucherten Weg in Richtung Seeufer hinunter und blickte über das Wasser. Endlich hatte die Regierung den Farbhersteller Purlex gezwungen, die Einleitung von Giften zu beenden, aber trotzdem würde der See sicher erst in ein paar Jahren wieder zu neuem Leben erwachen. Im Augenblick jedoch lag der Mantel der Dunkelheit über dem verunreinigten Gewässer, auf dessen ruhiger Oberfläche der Mond silbrige Streifen tanzen ließ.
Schließlich kehrte sie dem See den Rücken zu und blickte über die Bäume in Richtung Achterbahn, die im Licht des Mondes kaum zu erkennen war. Alle hielten es für verrückt, dass sie sie restaurierte. Wie hätte sie auch das übermächtige Verlangen erklären können, irgendein Zeichen dafür zu finden, dass Dash für sie nicht verloren war? In wacheren Momenten sagte sie sich selbst, dass Black Thunder nur ein Teil eines Vergnügungsparkes war und dass er keine magischen Kräfte besaß. Doch ihr Verstand wurde durch das Empfinden überwogen, dass sie ihre Seele einzig mit einer Achterbahnfahrt würde retten können, die sie quer durch ihre Albträume führte.
Sie ließ die Schultern sinken. Vielleicht hatten die anderen Recht. Vielleicht war sie verrückt. In ihren Augen sammelten sich Tränen, und die hölzernen Hügel begannen zu verschwimmen. Du verdammter alter Cowboy. Du hast mir das Herz gebrochen, genau wie du gesagt hast.
Eine Bewegung zwischen den Pinien riss sie aus ihren Gedanken.
Sie sah die dunkle Gestalt eines Mannes. Als er aus dem Schatten trat, sah sie, dass es Eric war. Der Gedanke, noch einmal mit ihm allein zu
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