Dinner fuer drei Roman
Chantal Booker? Schließlich hast du dich bisher höchstens für irgendwelche Gemälde interessiert, auf denen nackte Männer abgebildet sind.«
»Hör nicht auf Honey, Gordon. Manchmal ist sie einfach eklig.«
Am liebsten hätte Honey Gordon aufgefordert, sofort an den Straßenrand zu fahren und seinen verdammten Hintern aus ihrem Pick-up zu schwingen, doch sie schwieg, da ihr klar war, dass sie ihn als Chauffeur brauchte, wenn sie pünktlich zum Casting in Los Angeles sein wollten.
Sie hatte keine Lust, selbst das Steuer wieder zu übernehmen. Da sie es jedoch nicht ertrug, weiter zuzusehen, wie die beiden einander umgarnten, zog sie die Papiere aus der Tasche, die Monica Waring ihr gegeben hatte, und vertiefte sich in die kurze Beschreibung der geplanten Serie.
In dieser urkomischen Serie heiratet der Ex-Rodeo-Reiter Dash Jones (Dash Coogan) die wunderschöne Ostküsten-Salonlöwin Eleanor Chadwick (Liz Castleberry). Er bevorzugt
das Leben auf dem Land, während sie selbst am liebsten elegante Cocktailpartys besucht. Um die Sache noch zu verkomplizieren, finden Dashs wunderhübsche heranwachsende Tochter Celeste (Rolle noch nicht vergeben) und Eleanors beinahe erwachsener Sohn Blake (Eric Dillon) Gefallen aneinander. Sie alle entdecken, dass Liebe auf den zweiten Blick durchaus ihre guten Seiten haben kann.
Honey fragte sich, wer wohl einen derartigen Blödsinn schrieb. Für sie klang die Beschreibung der Dash Coogan Show alles andere als komisch, aber da sie es sich nicht leisten konnte, allzu kritisch zu sein, sagte sie sich einfach, dass Mr. Coogan sicher nicht in irgendeiner Serie spielen würde, die tatsächlich so dämlich war, wie es auf den ersten Blick erschien.
Im Gegensatz zu Chantal hatte sie nie offen für irgendwelche Filmgrößen geschwärmt, obwohl sie schon immer eine heimliche Bewunderung für Dash Coogan gehegt hatte. Schon als Kind hatte sie sich seine Filme mit Begeisterung angesehen. Allerdings hatte er schon seit geraumer Zeit nichts Neues mehr gedreht. Cowboy-Filme schienen sich keiner allzu großen Beliebtheit mehr zu erfreuen.
Plötzlich wurde sie von einer leichten Aufregung erfasst. Auch wenn sie sich nicht von Filmstars beeindrucken ließ, wäre es doch toll, wenn sie während ihres Hollywood-Besuchs tatsächlich die Gelegenheit bekäme, Dash Coogan persönlich in Augenschein zu nehmen. O ja, das wäre toll.
3
Honey schob Chantals bestes Sommerkleid durch die halb geöffnete Tür der Tankstellen-Toilette. »Beeil dich, Chantal, es ist beinahe elf. Das Casting hat schon vor drei Stunden angefangen.«
Honeys altes T-Shirt war verschwitzt und klebte ihr am Leib. Sie trocknete ihre ebenfalls schweißnassen Hände an ihren ausgeblichenen Shorts und blickte nervös hinaus auf den dichten Verkehr.
»Beeil dich, Chantal!« Ihr war speiübel. Was, wenn das Casting schon vorüber war? Der Pick-up hatte auf dem San Bernardino Freeway abermals gestreikt, und dann hatten Chantal und Gordon mitten auf der Straße zu streiten begonnen. Honey hatte sich gefühlt, als sei sie in einem dieser Albträume gefangen, in denen sie versuchte, irgendwohin zu gelangen, sich aber nicht vom Fleck rühren konnte. »Wenn du dich nicht ein bisschen beeilst, Chantal, verpassen wir das Casting.«
»Ich glaube, ich kriege meine Tage«, jammerte Chantal hinter der Tür.
»Ich bin sicher, dass es dort, wo wir hinfahren, Toiletten gibt.«
»Was, wenn sie keinen dieser Tamponautomaten haben? Was soll ich dann machen?«
»Dann gehe ich eben los und kaufe dir deine verdammten Tampons. Chantal, wenn du nicht sofort herauskommst …«
Die Tür ging auf, und Chantal trat heraus. In ihrem weißen Sommerkleid wirkte sie so frisch und hübsch, als wäre sie einer Zeitschriftenwerbung für irgendein Wäschebleichmittel entsprungen. »Du brauchst mich nicht so anzubrüllen.«
»Tut mir Leid. Ich bin einfach nervös.« Honey packte sie am Arm, zerrte sie zurück zum Pick-up, dessen Motor Gordon auf ihre Anweisung hin die ganze Zeit hatte laufen lassen, und schob den Tramper unsanft zur Seite. Dann schwang sie sich selbst hinter das Lenkrad und fädelte sich, ohne auf die rote Ampel an der Ausfahrt des Parkplatzes zu achten, erneut in den Verkehr ein. Die größte Stadt, in der sie bisher je mit dem Auto gefahren war, war Charleston gewesen, und die Hektik und der Lärm in Los Angeles waren mehr als nur erschreckend, doch für Panik war in diesem Moment absolut keine Zeit. Es vergingen weitere dreißig
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