Dinner fuer drei Roman
gegenüberliegenden Straßenseite.
»Sie scheinen sich große Mühe gemacht zu haben, etwas über mein Privatleben in Erfahrung zu bringen, Miss Waring«, erklärte sie gelassen. »Haben Sie dabei vielleicht zufällig auch herausgefunden, dass meine Tante, Mrs. Sophie Moon Booker, seit dem Tod ihres Mannes, Earl T. Booker, unter extremen Wahnvorstellungen leidet?« Langsam drehte sie sich zu der PR-Frau um. »Und dass ich seit seinem Tod als Familienoberhaupt fungiere? Und dass die seit gut fünfundzwanzig Jahren volljährige Mrs. Booker immer genau das tut, was ich ihr sage, wie zum Beispiel notfalls dieses lausige Kaufhaus in den größten Rechtsstreit zu verwickeln, den es je erlebt hat?«
Gleichermaßen überrascht wie freudig sah Honey, dass ihre kurze Rede Monica Waring den Wind aus den Segeln genommen zu haben schien. Dass sie sich noch eine Weile zierte, war überwiegend Show. Offensichtlich hatte sie von ihren Vorgesetzten die Anweisung bekommen, den guten Namen Dundee um jeden Preis zu schützen, weshalb sie eine Sekretärin bat, Honey eine Cola zu bringen, sich selbst entschuldigte und den Gang in Richtung eines anderen Büros hinunterhastete, ehe sie eine halbe Stunde später mit mehreren zusammengehefteten Blättern zurückkehrte.
»Die Produzenten der Dash Coogan Show haben sich großzügigerweise bereit erklärt, Chantal am Donnerstag zusammen mit den anderen Mädchen in Los Angeles kurz vorsprechen zu lassen«, erklärte sie steif. »Ich habe die Adresse des Studios aufgeschrieben und die Information beigefügt, die sie mir vor ein paar Monaten über die Fernsehserie haben zukommen lassen. Chantal und ihre Begleitperson müssen am Donnerstagmorgen um acht Uhr in Los Angeles sein.«
»Und wie soll sie dorthin kommen?«
»Ich fürchte, das ist nicht mein Problem«, erwiderte Miss Waring eisig, während sie Honey die Papiere übergab. »Wir sind nicht verantwortlich für den Transport. Du wirst zugeben müssen, dass unser Verhalten in dieser ganzen Angelegenheit mehr als entgegenkommend ist. Bitte richte Chantal unser aller guten Wünsche für das Casting aus.«
Honey nahm die Papiere so großmütig entgegen, als täte sie Miss Waring damit einen persönlichen Gefallen, ehe sie betont gelassen aus dem Raum schlenderte. Draußen jedoch gewann ihre Verzweiflung augenblicklich die Oberhand. Wie sollte sie Chantal nach Los Angeles verfrachten? Für Flugtickets hatten sie ganz sicher nicht das Geld.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl dachte sie an Black Thunder, um neuen Mut zu schöpfen. Was hatte die Berg-und-Tal-Bahn sie gelehrt? Es gab immer Grund zur Hoffnung.
»Ich glaube, jetzt hast du auch noch den letzten Rest von deinem Verstand verloren, Honey Moon Booker«, erklärte Chantal. »Diese alte Kiste würde es nicht mal bis in die nächste Großstadt schaffen, und du willst mit ihr quer durch das ganze Land bis nach Kalifornien?«
Der verbeulte alte Pick-up, der neben Sophies Wohnwagen geparkt stand, war das einzige Fahrzeug, das sie noch besaßen. Früher einmal war er rot lackiert gewesen, doch inzwischen war er an so vielen Stellen gespachtelt, dass man von der ursprünglichen Farbe kaum noch etwas erkennen konnte. Da Honey genau dieselbe Sorge hatte, fuhr sie die Cousine zornig an.
»Du wirst es nie zu etwas bringen, wenn du immer alles so negativ siehst. Du musst den Herausforderungen des Lebens mit einer positiven Einstellung begegnen. Außerdem hat Buck gerade erst einen neuen Generator eingebaut. Also pack endlich deinen Koffer auf die Ladefläche, während ich noch mal versuche, mit Sophie zu reden.«
»Aber, Honey, ich will gar nicht nach Kalifornien.«
Honey ignorierte ihren weinerlichen Tonfall. »Das ist wirklich
schade, denn du fährst trotzdem hin. Steig endlich ein und warte auf mich.«
Sophie lag auf dem Sofa und zappte sich durch die üblichen Montagabend-Sendungen. Honey kniete sich vor ihr auf den Boden und strich sanft mit einem Finger über die geschwollenen Knöchel der Hand ihrer Tante. Sie wusste, dass Sophie es nicht mochte, wenn man sie berührte, aber manchmal musste sie es einfach trotzdem tun.
»Sophie, du musst einfach mitkommen. Ich will dich nicht ganz alleine hier zurücklassen. Außerdem werden die Fernsehleute mit Chantals Mutter reden wollen, wenn sie ihr die Rolle in der Dash Coogan Show anbieten.«
Sophie wandte ihren Blick nicht einmal vom flackernden Bildschirm des Fernsehers ab. »Ich fürchte, ich bin einfach zu müde, um irgendwohin zu fahren, Honey.
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