Dinner fuer drei Roman
und blickte in die Ferne. »Und ich könnte meine Zeit in diesem Clownskostüm verbringen und sie unterhalten. Und die Sonne würde scheinen, und das Gras wäre saftig und leuchtend grün.« Seine Stimme wurde zu einem leisen Flüstern. »Der einzige Regen, der jemals fallen würde, wäre ein sanfter Nieselregen, ohne Blitz und Donner. Und meine Arme wären so groß, dass alle, die zu klein und zu zerbrechlich sind, um sich selbst zu beschützen, darin Platz fänden.«
Tränen glitzerten in ihren Augen. »Eric …«
»Und auch meine Töchter wären dort. An einem Ort, an dem ihnen niemals etwas Böses widerfahren könnte.«
Es ging um seine Kinder. Er hatte sich weit genug entblößt, um sie erkennen zu lassen, dass das, was ihm so unsägliche Qualen bereitete, mit seinen Kindern zusammenhing.
»Weshalb bist du nicht mit ihnen zusammen?«
»Ihre Mutter lässt nicht zu, dass ich sie sehe.«
»Aber wie kann sie so grausam sein?«
»Weil sie glaubt …« Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Sie lässt mich nicht in ihre Nähe, weil sie glaubt, ich hätte sie sexuell belästigt.«
Im ersten Augenblick schienen seine Worte keinerlei Sinn zu ergeben. »Sexuell belästigt?«
»Sie glaubt, ich hätte meine Töchter sexuell missbraucht«, presste er zwischen zusammengepressten Lippen gequält hervor.
Voller Entsetzen sah sie, wie er durch die Tür hinaus ins Dunkel stürzte. Seine Füße trommelten auf dem Holz der Eingangstreppe, und dann wurde es still.
Sie starrte reglos Richtung Tür. Die Sekunden zogen sich endlos in die Länge, während sie versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu verstehen. Sie dachte an alte Zeitungsartikel über
Jugendgruppenleiter, Lehrer, Priester - Männer, die vorgaben, Kinder zu lieben, um sie belästigen zu können ᅳ, doch in ihrem Herzen wusste sie genau, dass er nicht zu diesen Männern gehörte. Es gab viele Dinge im Leben, deren sie nicht sicher war, doch nichts auf Erden würde sie jemals davon überzeugen, dass Eric Dillon, egal in welcher seiner Rollen, wissentlich und willentlich jemals einem Kind zu nahe treten würde.
Sie lief hinaus. Scharlachrote, lavendel- und goldfarbene Bänder überzogen den abendlichen Himmel. Sie rannte zwischen den Bäumen hindurch in Richtung See, fand ihn jedoch weder irgendwo am Ufer noch an dem halb verfallenen Pier. Einen Moment lang wusste sie nicht, wohin sie sich wenden sollte, doch dann sagte ihr die Stille in ihrem Inneren, wo er war.
Sie lief zurück in Richtung Park und sah, dass er das Gerüst der Achterbahn erklomm. Trotz seiner Feindseligkeit gegenüber Black Thunder hatte er instinktiv dasselbe Ziel gewählt, wie sie es in ihrer Not getan hatte. Immer schon hatten sich die Menschen auf der Suche nach der Ewigkeit den Gipfeln zugewandt.
Sein purpurrotes Hemd und die getupfte Hose verschmolzen mit den grellbunten Farben am Himmel, während er immer weiter hinaufstieg. Sie verstand, dass er nicht anders konnte, denn schließlich hatte sie selbst bereits unzählige Male auf dem Gipfel der Berg-und-Tal-Bahn Trost gesucht, dennoch konnte sie einfach nicht mit ansehen, dass er ganz allein dort oben war.
Sie schob sich den Tüllstoff ihres Kleides von hinten zwischen die Beine, stopfte so viel Stoff wie möglich in die breite Schärpe und begann mit dem Aufstieg. Sie war schon mindestens hundertmal auf die Achterbahn geklettert, doch nie hatten fünf Meter weißer Tüll sie dabei behindert, weshalb sie auf halber Höhe trotz aller Vorsicht plötzlich gefährlich ins Stolpern geriet. Gerade noch rechtzeitig fing sie sich wieder und stieß einen zornigen Fluch aus.
Der Klang ihrer Stimme genügte, um Erics Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: »Was bildest du dir ein? Kletter sofort wieder runter! Du wirst abstürzen«, schrie er entsetzt.
Ohne auf ihn zu hören, stopfte sie den Stoff des Kleides wieder in die Schärpe, während sie sich mit der anderen Hand am Gebälk festklammerte.
Sofort begann er wieder nach unten zu klettern. »Bleib, wo du bist. Du wirst fallen.«
»Ich habe den Instinkt einer Katze.« Ungerührt kletterte sie weiter hinter ihm her.
»Honey!«
»Lenk mich nicht immer ab.«
»Himmel...«
Seine schimmernden Piratenstiefel und die Beine seiner purpurroten Hose tauchten ein Stück über ihr auf. »Ich bin direkt unter dir«, rief sie ihm warnend zu. »Komm also ja nicht näher.«
»Halt dich ganz ruhig. Ich bin sofort bei dir und helfe dir.«
»Vergiss es«, keuchte sie mit atemloser Stimme. »Wir sind
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