Dinner fuer drei Roman
lächeln, presste er die Lippen unter dem aufgemalten Grinsen grimmig zusammen. »Du weißt gar nicht, wie hübsch du bist, Prinzessin. Du hast keine Ahnung, wie sehr mein altes Herz bei deinem Anblick klopft.«
Doch sie wollte nichts Derartiges hören. Nicht von dem geliebten Clown. Ihm gegenüber war sie einfach zu verletzlich. Doch wenn nicht von dem Clown, von wem wünschte sie sich diese Sätze dann? Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich wette, dass du das jeder Prinzessin sagst.«
Er strich ihr sanft übers Haar. »Das habe ich bisher zu noch niemandem gesagt. Du bist die Erste.«
Eine trügerische Schwäche breitete sich in ihrem Herzen aus, und sie sah ihn flehend an. »Bitte...«
»Du bist die süßeste Prinzessin, der ich je begegnet bin«, fuhr er heiser fort.
Sie wusste nicht mehr, mit wem sie sprach, und leise Panik stieg in ihrem Inneren auf. »Ich muss gehen.«
Sie wandte sich zum Gehen, doch als sie die Tür erreichte, blieb sie plötzlich stehen. »Ich finde, du bist ein wunderbarer Mensch«, flüsterte sie erstickt.
Sie griff nach dem Türknauf und drehte ihn herum.
»Honey!«
Es war Erics Stimme, die sie rief, und sie wirbelte herum.
»Ich bin es leid, ein Gefangener zu sein.«
Und dann zog er wie in Zeitlupe mit einer einzigen Bewegung die Perücke und die Augenklappe ab.
Lauf weg! , schrie ihr Verstand. Doch sie war wie gelähmt, als er ein riesiges weißes Taschentuch aus der Hosentasche zog und an sein Gesicht hob.
»Eric, nicht...« Unweigerlich trat sie einen Schritt auf ihn zu.
Das Rot seiner Lippen mischte sich mit dem Weiß, die breite aufgemalte Braue verschwamm, und hilflos musste sie mit ansehen, wie sich das Gesicht des Clowns vor ihren Augen aufzulösen begann.
Es war, als würde er ermordet.
Ihre Augen brannten, doch sie blinzelte die Tränen fort, als der Clown Stück für Stück verschwand. Sie würde die Trauer nicht die Oberhand gewinnen lassen. Sie betrauerte bereits den Tod eines wunderbaren Mannes und würde nicht noch um einen zweiten trauern. Trotzdem stiegen hinter ihren Augen unbarmherzig immer neue Tränen auf.
Er war das Werkzeug seiner eigenen Zerstörung. Schließlich ließ er das beschmutzte Taschentuch achtlos zu Boden fallen und sah ihr ins Gesicht.
Reste seines Make-ups hingen noch auf seiner Haut und in seinen Wimpern, dennoch war sein Aussehen alles andere als komisch. Das Gesicht, das er ihr enthüllte, war ein Gesicht,
das sie kannte - gut aussehend, stark und voll unsäglicher Tragik. Ihr war bewusst, dass er sich ihr gegenüber so verletzlich machte wie nie zuvor in seinem Leben irgendeinem Menschen, und diese Erkenntnis erfüllte sie mit Furcht.
»Warum tust du das?«, fragte sie ihn mit erstickter Stimme.
»Ich wollte, dass du mich siehst.«
Einen derart nackten Hunger wie in seinen Augen hatte sie nie zuvor gesehen, und ihr wurde klar, dass er sie ebenso in Stücke reißen würde wie ihr geliebter Dash. Dennoch blieb sie stehen und sah ihn weiter an. All ihre bisherigen Vermutungen über Eric waren völlig falsch gewesen, und sie musste erkennen, dass sie niemals wieder von ihm loskommen konnte, wenn sie sein Geheimnis nicht enthüllte. »Wovor läufst du davon?«
Er sah sie unglücklich an. »Vor mir selbst.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich zerstöre die Menschen.« Er sprach so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. »Menschen, die es nicht verdienen. Unschuldige Menschen.«
»Das glaube ich dir nicht. Ich habe noch nie einen Mann zärtlicher mit Kindern umgehen sehen. Es ist, als könntest du ihre Gedanken lesen, wenn du mit ihnen sprichst.«
»Was sie brauchen, ist kein Gedankenleser, sondern Sicherheit!« Plötzlich erfüllte seine schmerzverzerrte Stimme den totenstillen Raum.
»Was soll das heißen?«
»Kinder sind ursprünglich und kostbar, und sie brauchen unseren Schutz!« Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen, und sie hatte das Gefühl, als sei der Raum mit einem Mal zu klein für ihn. Als er sprach, brachen die Worte aus ihm hervor, als hätte er sie viel zu lange in sich angestaut.
»Ich wünschte, es gäbe einen Ort, an dem ich sie alle vor dem Unglück bewahren könnte. Einen Ort, wo es keine Autounfälle und Krankheiten gäbe und wo ihnen niemand etwas antun könnte. Einen Ort, an dem es keine Ecken und Kanten
und noch nicht einmal Pflaster gäbe, weil niemand sie je bräuchte. Ich wünschte, ich hätte ein Haus, in das all die Kinder kommen könnten, die außer mir niemand will.«
Er blieb stehen
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