Dinner fuer drei Roman
sanfte Berührung seines Knies jetzt als zu intim.
»Ich kann einfach nichts tun«, antwortete er schließlich. »Wenn ich auch nur versuchen würde, Kontakt zu ihnen aufzunehmen,
würde Lilly sie sofort in den Untergrund schicken. Dann hätten sie nicht nur keinen Vater, sondern auch keine Mutter mehr.«
Honey wurde übel. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so rachsüchtig sein konnte. Weshalb nur empfand Lilly einen so großen Hass auf Eric? Zum allerersten Mal ging ihr auf, wie kompliziert die Dinge wirklich waren.
»Es tut mir Leid.«
Er stand auf, als wolle er damit ihr Mitleid abwehren. »Lass uns wieder runterklettern. Aber halt dich dabei immer so nah wie möglich bei mir.«
Der Abstieg war leichter als der Aufstieg. Trotzdem blieb Eric dicht an ihrer Seite und nahm ihren Arm, wann immer er das Gefühl hatte, sie könnte den Halt verlieren. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war es stockdunkel geworden.
Schweigend standen sie einen Moment lang neben der Berg-und-Tal-Bahn. Sein Gesicht war im Schatten kaum zu erkennen, doch unter all den Masken, all den Identitäten, hinter denen er sein wahres Wesen vor der Welt verborgen hatte, spürte sie die Güte, die seinen Charakter wie ein goldener Faden schimmernd durchzog. »Ich kann mir nicht vorstellen, was für ein Gefühl es für deine Töchter sein muss, dich verloren zu haben.«
Zu ihrer Überraschung hob er seinen Arm und vergrub seine Hand in ihrem dichten Haar. »Und was wirst du selbst empfinden, wenn du mich verlierst?«
Erneut machte sich Panik in ihrem Herzen breit. Er durfte sie nicht berühren. Nicht auf diese Art. Das stand ihm nicht zu. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»O doch, das weißt du ganz genau. Morgen, wenn ich fahre. Wird es dir etwas ausmachen?«
»Natürlich wird es mir etwas ausmachen.« Sie löste sich entschieden von ihm und ging in Richtung eines Stapels alter Bretter.
»Weil du dann eine kostenlose Hilfskraft weniger für den Wiederaufbau deiner Berg-und-Tal-Bahn hast?«
»Das habe ich damit nicht gemeint.«
»Was dann?«
»Ich ᅳ« Sie wandte sich ihm wieder zu. »Stell mir bitte nicht solche Fragen.«
»Komm mit mir nach Hause, Honey«, bat er leise. »Lass Black Thunder hier zurück, und komm mit mir nach Los Angeles zurück. Jetzt gleich. Nicht erst in drei Monaten, wenn die Berg-und-Tal-Bahn fertig ist.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich muss zuerst die Achterbahn wieder aufbauen.«
Auf einen Schlag war die Sanftmut verschwunden, und seine Lippen bildeten eine grimmige, harte Line. »Wie konnte ich das nur vergessen? Schließlich musst du erst noch das große Denkmal für Dash Coogan zu Ende bauen. Wie konnte ich nur glauben, ich könnte dagegen ankommen?«
»Es ist kein Denkmal! Ich versuche damit ᅳ«
»Gott zu finden? Ich glaube, dass Gott und Dash Coogan für dich ein und dasselbe sind. Dash ist derjenige, den du in dieser Berg-und-Tal-Bahn wieder finden willst.«
»Ich liebe ihn!«, brach es weinend aus ihr hervor.
»Er ist tot, und keine Achterbahn der Welt hat die Macht, ihn dir zurückzubringen.«
»Für mich ist er nicht tot! Niemals. Ich werde ihn immer lieben.«
Sie war nicht sicher, ob er bei ihren Worten zusammengezuckt war, doch der Kummer in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Dein Herz ist ihm ganz offensichtlich treuer als dein Körper.«
»Dabei ging es nur um Sex!«, schrie sie, ebenso zu sich selbst wie zu Eric. »Das wäre Dash egal. Dafür hätte er alles Verständnis der Welt gehabt.«
»Wofür hätte er Verständnis gehabt?«, fragte er tonlos.
»Dafür, dass es manchmal - manchmal keine Bedeutung hat.«
»Ich verstehe.«
»Wir waren beide einsam und - versuch nicht, mir deshalb Schuldgefühle einzureden. Wir haben einander noch nicht einmal geküsst.«
»Nein, das haben wir nicht. Du hast viele andere Dinge mit deinem wunderschönen Mund gemacht, aber geküsst hast du mich nicht.«
Er trat entschieden auf sie zu, und ihr war klar, dass er die Absicht hatte, diesen Zustand zu ändern. Sie wusste, dass sie eigentlich gehen sollte, doch sie war wie gelähmt. In diesem Augenblick hätte sie alles dafür gegeben, dass er wieder eine seiner Masken, egal welche, aufgesetzt hätte, denn plötzlich wurde ihr bewusst, dass durch diese Masken nicht nur er selbst, sondern auch sie geschützt gewesen war. Jetzt hingegen hatte er sich vor ihr entblößt, und es gab keine Grenzen mehr, die irgendeine Rückzugsmöglichkeit geboten
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