Dinner fuer drei Roman
sie sie nie. Wenn immer alle alles für sie machen, wird sie nur faul.« Sie stemmte ihre kleinen Hände in die Hüften und funkelte ihre Schwester an. »Du musst es schon selbst auspacken, Becca, wenn du es haben willst.«
Guy nahm Becca das Bonbon aus der Hand. »Also bitte, Rachel, das ist wirklich nicht nötig.« Er befreite das Bonbon aus der Verpackung und hielt es Becca hin. »Hier, mein Herzchen.«
Rachel sah ihn angewidert an. »Daddy sagt...«
»Was dein Vater sagt, ist nicht mehr wichtig«, fuhr Lilly sie an. »Er ist nämlich nicht da.«
Guy bemerkte Lillys Erregung und trat neben sie, um sie zu trösten. Becca begann zu weinen, wobei ihr der rote Sirup des Bonbons aus dem halb offenen Mund lief. Rachel starrte ihre Mutter zornig an, ehe sie sich streng an ihre Schwester wandte.
»Weinen ist nur etwas für Babys, Becca. Daddy wird bald nicht mehr so viel zu tun haben, und dann hat er wieder Zeit für uns. Ganz bestimmt! Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
»Dieser Dreckskerl«, murmelte Guy so leise, dass nur Lilly ihn hören konnte. »Wie konnte er den beiden so etwas antun? Trotzdem nehme ich an, dass es so für alle am besten ist. Sie sind noch klein genug, um sich daran zu gewöhnen. Wenn er sie verlassen hätte, wenn sie älter gewesen wären, hätte sie das sicher noch mehr traumatisiert.«
Lilly konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Traumatischeres geben könnte als das, was bereits vorgefallen war. Sie zerstörte ihr eigenes Leben, um zwei Kinder zu beschützen, die ihr nicht im Geringsten dankbar dafür waren, doch sie musste weiter Stärke zeigen. Selbst wenn ihre Töchter sie dafür
hassten, würde sie nicht zulassen, dass ihr Vater sich je wieder an ihnen verging.
Guy gesellte sich wieder zu den Mädchen, und Rachel quietschte vor Begeisterung über etwas, das er sagte. »Wirklich? Können ich und Becca dann auch Pizza haben? Und darf ich fernsehen, bevor ich zu Bett gehe?«
»Selbstverständlich.« Guy zerzauste ihr das Haar.
Lilly Herz begann zu hämmern. »Daddy...«
»Ich will kein Wort mehr hören, Lilly«, erklärte er streng. »Du brauchst dringend ein bisschen Erholung, und deshalb bleiben die Mädchen ein paar Tage bei mir.«
»Nein, Daddy, ich...«
»Hilf deiner Schwester, sich trockene Sachen anzuziehen, Rachel, und dann können wir gehen.«
Lilly versuchte erneut zu protestieren, doch ihr Vater ging einfach achtlos darüber hinweg. Ihr Schädel dröhnte, und ihr Magen schmerzte plötzlich entsetzlich. Sie verabscheute den Gedanken, dass ihre Töchter mit zu ihrem Vater fahren würden, und sie verabscheute sich dafür, dass sie deshalb so eifersüchtig war. Was für eine Mutter war sie, dass sie etwas gegen die liebevolle Beziehung zwischen einem Großvater und seinen eigenen Enkeltöchtern hatte?
Als sie sich schließlich zwang, einen Teil der Kindersachen, die sie gerade erst aus dem Koffer genommen hatte, wieder einzupacken, nahm ihr körperliches Unbehagen noch zu. Während sich ihr Vater mit den Mädchen unterhielt, ging sie verstohlen ins Bad und übergab sich.
Danach fühlte sie sich zuerst ein wenig besser, obwohl ihre Kopfschmerzen nicht nachgelassen hatten. Hastig schluckte sie drei Aspirin und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
Vor Aufregung darüber, bei ihrem Großvater zu übernachten, lief Rachel kreischend durch den Flur. Guy jedoch schien eine geradezu magische Wirkung auf die Kleine auszuüben, denn als er sie bat, sich zu beruhigen, kam sie seiner Bitte widerspruchslos nach.
Als alles gepackt war, bemerkten sie, dass Becca verschwunden war, und erst nach langem Suchen fand Rachel sie in der hintersten Ecke von Lillys Kleiderschrank. Sie hatte erneut in die Hose gemacht, also zog Lilly sie noch einmal um.
»Vergiss nicht, Mami«, sagte Rachel, als sie an der Hand ihres Großvaters in der Tür stand. »Wenn Daddy anruft, während wir nicht da sind, sag ihm, dass er uns abholen kommen soll.«
Während der vergangenen neun Monate hatte Rachel diesen Satz gesagt, wann immer sie das Haus verlassen hatte. Lilly biss die Zähne zusammen, doch die schmerzliche Erfahrung hatte sie gelehrt, dass Rachel sich weigern würde zu gehen, wenn sie sich nicht fügte. »Ich werde es ganz sicher nicht vergessen«, erklärte sie steif.
»Gebt eurer Mutter einen Abschiedskuss, Mädchen«, forderte Guy die Kinder auf.
Rachel gab Lilly gehorsam einen geräuschvollen Kuss, während Becca sich nicht von der Stelle rührte.
Guy küsste Lilly auf die Wange.
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