Dinner fuer drei Roman
Tasche. Sie kniff die Augen zu. Sie wusste, dass sie keine gute Mutter war. Sie war egozentrisch, ungeduldig und schien nie das Richtige zu tun. Aber sie liebte ihre Tochter, und sie würde alles tun, um sie vor Unheil zu bewahren.
Acht Meilen entfernt in seinem Haus in den Hügeln von Bel Air zog Guy Isabella mit einer Hand die Decke über den kleinen Körper seiner Enkeltochter, während er in seiner anderen ein Glas Whiskey hielt.
»Warum kann ich nicht bei Becca schlafen, Opa Guy?« Rachel spähte ängstlich an die hohe Decke und dann in Richtung der hohen Bleiglasfenster des Zimmers, in dem sie lag. Opa Guy hatte gesagt, dies sei das Zimmer ihrer Mutter gewesen, aber Rachel fand, dass es zu düster und zu unheimlich war, um darin zu schlafen.
»Rebecca schläft schon seit über einer Stunde«, erklärte ihr der Großvater. Die Eiswürfel schlugen klirrend gegen sein Glas. »Ich wollte nicht, dass du sie weckst.«
»Ich wäre auch ganz leise. Vielleicht kriege ich Angst, wenn ich alleine schlafen muss.«
»Unsinn. Du kriegst ganz bestimmt keine Angst.« Er strich mit einer Fingerspitze über Rachels Lippen. »Opa Guy wird, bevor er ins Bett geht, noch einmal nach dir sehen.«
»Ich will aber bei Becca schlafen.«
»Keine Angst, Süße. Opa Guy ist immer in deiner Nähe.« Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie leicht auf den Mund.
Eric rieb sich die Augen und starrte, während er sein Hemd aufknöpfte, auf das Telefon an seinem Bett. Wie oft in den drei Wochen seit seiner Rückkehr hatte er bei Honey anrufen wollen? Hundert- oder tausendmal vielleicht? Wie gut, dass das einzige Telefon des Parks im Ochsenstall stand, wo sie es, sollte er der Versuchung schließlich nachgeben, nicht einmal hören konnte, dachte er. Sie hatte ihm bereits auf alle erdenklichen Arten zu verstehen gegeben, dass er gegen einen Geist nicht ankam, und er hatte gewiss nicht die Absicht, sich vollends zum Narren zu machen, indem er weitere fruchtlose Versuche unternahm.
Es war beinahe Mitternacht, und er war seit fünf Uhr auf
den Beinen, doch trotz seiner Erschöpfung wusste er genau, dass er in spätestens ein paar Stunden wieder wach sein würde. Seine neue Rolle stellte sowohl körperlich als auch emotional höchste Ansprüche an ihn, und er wusste, dass er bisher nicht alles von sich gab, doch irgendwie drang er einfach nicht bis zum Herzen des Charakters vor, den er spielte. Vielleicht lag es daran, dass er seit dem Abend, an dem er seine Seele vor Honey entblößt hatte, nicht mehr derselbe war. Wie sollte er auch seine Arbeit machen und in die Seele eines anderen schlüpfen, wenn seine eigene Seele derart schutzlos offen lag? Es war, als hätte er einen Teil von sich bei ihr zurückgelassen, sodass er nun ziellos herumtrieb, bis er wieder vollständig war.
Der Gedanke machte ihn wütend. Er musste die Erinnerung an Honey ausradieren, musste das fröhliche Lachen aus seinen Gedanken verbannen, mit dem sie die kranken Kinder für sich eingenommen hatte. Er musste das Bild von ihnen beiden in inniger Umarmung ein für alle Mal verdrängen. Vor allem musste er dieses sanfte, süße Mitgefühl vergessen, das sie an dem Abend gezeigt hatte, als er die Clownsmaske abgelegt und sich ihr völlig ungeschützt und nackt in die Hand gegeben hatte.
Die Türglocke riss ihn aus seinen unerfreulichen Gedanken. Er runzelte die Stirn. Sein Haus im Nichols Cañon lag am Ende eines schwer zugänglichen Weges, sodass kaum jemand spontan bei ihm vorbeikam. Ohne sich die Mühe zu machen, sein Hemd wieder zuzuknöpfen, ging er an die Tür, sah durch den Spion und machte eilig auf.
»Lilly?«
Ihre Zähne klapperten, und ihr hageres Gesicht war gespenstisch bleich. Seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte, hatte sie sich die Haare abgeschnitten, kurze silbrig blonde Strähnen ließen ihre riesigen, gequälten Augen noch größer wirken.
Sie starrte auf sein geöffnetes Hemd, auf den offenen Reißverschluss seiner Jeans und begann zu zittern. »Wo ist sie?«
Er fuhr sich müde mit einer Hand durchs Haar. »Was willst du, Lilly?«
»Was hast du mit ihr gemacht?«
Halt suchend streckte sie die Hand nach dem Türrahmen aus. »Was ist los?«, fragte er und griff besorgt nach ihrem Arm.
Sie versuchte sich von ihm loszureißen, doch er zog sie ins Haus, führte sie ins Wohnzimmer hinüber und drückte sie aufs Sofa. Sie setzte sich und presste keuchend ihre Tasche an ihre Brust. Er holte eine Flasche Brandy, schenkte einen Schluck
Weitere Kostenlose Bücher