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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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beschäftigte. Sie hatte Ben doch gar nicht haben wollen. Natürlich war sie vor einem Jahr sehr in ihn verliebt gewesen, aber sie hatten zwei völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Als Paar hatten sie nicht zueinandergepasst, aber sie schätzten und mochten sich. Ben und sie waren Freunde geworden. Auch wenn sie sich seit dieser Sache auf Fehmarn nicht wiedergesehen hatten, telefonierten sie doch mindestens alle zwei Wochen miteinander. Es kam ihr vor, als wäre sie mit ihm auf Ibiza, wenn er ihr davon berichtete, welche Fortschritte der Aufbau seiner Surf- und Kiteschule dort machte. Und Ben nahm aus der Ferne an ihrem Leben teil. Er hatte sie in ihrem Entschluss, in die alte Villa zu ziehen, bestärkt. Er hatte ihr Tipps gegeben, welchen Schlagbohrer sie kaufen sollte, und ihr erklärt, wie sie ihr Bad selbst fliesen konnte. Sie schickten sich regelmäßig E-Mails und Fotos. Sie teilten sich gegenseitig ihre Probleme und ihre Erfolge mit. Sophie zog die Bettdecke höher. Sie musste dringend schlafen. Vorhin war sie vollkommen erschöpft gewesen. Jetzt war an Schlaf kaum mehr zu denken. Sie war immer offen und ehrlich gewesen. Und Ben? Er hatte nie eine neue Frau an seiner Seite erwähnt. Warum hatte er ihr das verschwiegen?

7
     
    Als Sascha Richter die Stufen zu seiner Dreizimmerwohnung in Barmbek hinaufstolperte, dämmerte es bereits. Mit Mühe schleppte er sich in den vierten Stock. Er hatte nach diesem außergewöhnlichen Abend eine ausgiebige Kneipentour unternommen. Eigentlich trank er öffentlich höchstens mal Wein zu einem guten Essen, aber heute hatte er eine Ausnahme machen müssen. Er brauchte ein paar Anläufe, bis er den Schlüssel ins Schloss seiner Wohnungstür stecken konnte. Unter dem Arm trug er eine Flasche Wodka. Er hatte den Taxifahrer an der Tankstelle stoppen lassen, um sich die Flasche zu kaufen. Wodka war seine Medizin. Mit der richtigen heimlichen Dosierung schaffte er es, sein Zittern in den Griff zu bekommen und wie ein normaler Mensch zu wirken, nicht wie ein alkoholkrankes Wrack. Ein unglaublicher Gestank strömte ihm entgegen, als er die Eingangstür öffnete. Diese halb vollen Packungen der billigen Fertiggerichte im überfüllten Mülleimer rochen nach ein paar Tagen fürchterlich. Er knallte die Tür zu und ging in die kleine Küche. Obwohl er total besoffen war, ekelte er sich vor dem, was er sah. Auf der Arbeitsfläche und auf dem kleinen Bistrotisch standen volle Aschenbecher, dreckige Kaffeetassen, Pizzakartons und Styroporverpackungen vom China-Imbiss um die Ecke. Er nahm sich vor, die Müllberge endlich zu beseitigen und mal wieder gründlich sauber zu machen. Doch erst brauchte er dringend Schlaf. Er griff sich einen halbwegs sauberen Kaffeebecher und goss ihn mit Wodka voll. Einen kleinen Schlummertrunk würde er sich noch gönnen. Sascha Richter öffnete die Tür, die auf seinen winzigen Balkon führte. Die Vögel zwitscherten schon und es wurde langsam hell. Es war bereits warm. In der letzten Nacht hatte es sich gar nicht richtig abgekühlt. Sommer. Früher, in seinem alten Leben, hatten seine Frau und er im Sommer oft spontan mit Nachbarn zusammengesessen, gegrillt und guten Wein genossen. Nicht gesoffen. Mit dem Saufen hatte er erst angefangen, nachdem er alles verloren hatte. Nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Nachdem sie ihn mithilfe ihres Anwalts finanziell in den Ruin getrieben hatte. Am Ende hatte er nichts mehr gehabt. In dem schönen Haus am Stadtrand lebte seine Familie nun ohne ihn. Auf der hohen Kante hatte er schon lange nichts mehr. Viel zu selten hatte er mal einen schlecht bezahlten Job. Sein Leben war einfach erbärmlich. Er war am Ende. Und wem hatte er diesen unerfreulichen Verlauf zu verdanken? Laura Crown. Ohne ihre Machenschaften wäre er heute ein Fernsehstar, da war er sich sicher. Laura hatte ihn damals fertiggemacht! Sascha Richter trank seinen Becher in einem Zug aus. Er hatte doch etwas zu feiern. Endlich war diese Frau tot.

8
     
    Donnerstag
     
    Als Sophie aufwachte, war sie im ersten Augenblick irritiert. Im nächsten Moment wusste sie wieder, warum sie in Tinas Gästezimmer und nicht in ihrer Wohnung in der Hamburger Villa geschlafen hatte. Die Erinnerungen an die Ereignisse des Vortages waren sofort wieder da. Laura war tot. Sophie setzte sich auf und sah auf die Uhr. Es war erst halb sieben, doch die ersten Sonnenstrahlen schienen bereits in das Zimmer. Sie hatte vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Sophie lauschte.

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