Dinnerparty
ihm die Situation. »Wir haben die Zeugen bereits gestern Nacht befragt. Sie war wohl ganz schön angeheitert und soll auch Tabletten genommen haben. Vielleicht war sie krank. Es könnte auch eine Überdosis gewesen sein. Mit anderen Worten, die Todesursache ist unklar. Die Leiche liegt jetzt in der Rechtsmedizin«, beendete er seinen Bericht.
»Ich verstehe.« Ingmar Harder räusperte sich. »Klingt, als sollte sich Franck die Sache mal genauer ansehen!«
*
Marcello Mari streckte sich und stieg aus dem Bett. Monika schlief noch. Ihr Gesicht war auf der Seite, wo er sie geschlagen hatte, noch immer rot und etwas geschwollen. Trotzdem war sie über Nacht bei ihm geblieben, wie immer. Er konnte sie behandeln wie den letzten Dreck. Sie würde heute einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Zum einen, weil sie es zu sehr genoss, sich neben ihm auch ein bisschen prominent zu fühlen, wenn er sie zu Partys und Veranstaltungen mitnahm, und zum anderen, weil sie wohl wirklich in ihn verliebt war und hoffte, dass ihre Beziehung einmal ernster werden könnte. Darauf würde Monika ewig warten müssen. Wahrscheinlich war ihr das sogar klar. Mari war immer wieder erstaunt, wie wenig Stolz Monika hatte. Eigentlich hatten sich alle seine Frauen so devot verhalten, bis auf eine Ausnahme, Laura Crown. Marcello ging ins Bad und sah in den Spiegel. Er musste sich mehr Pflege gönnen. Und er musste sich ganz genau überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. Er konnte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Gestern hatte alles hervorragend geklappt. Er hatte sich wunderbar mit Victor Rubens verstanden. Sie hatten über alte Zeiten geplaudert und Victor hatte durchblicken lassen, dass er in der nächsten Zeit vielleicht wieder eine Rolle für ihn hätte. Marcello stellte sich unter die Dusche und ließ sich das Wasser über den Kopf rieseln. Er fühlte sich ein bisschen angeschlagen. Victor hatte ihm immer wieder Rotwein nachgeschenkt und von seinen nächsten Projekten geredet. Er hatte das nicht unterbrechen wollen. Im Grunde war der Abend wirklich sehr gut verlaufen. Sicher, Laura war tot, aber war das ein so großer Verlust? Sie war ein Biest gewesen. Verdammt sexy, aber ein berechnendes Miststück. Niemand hatte ihn je so behandelt wie Laura es getan hatte. Sie war immer über Leichen gegangen. Und nun war sie eben selbst eine.
*
Sophie wollte gerade von der bequemen Teakholzliege aufstehen und wieder ins Haus gehen, als sie Stefan im Wohnzimmer sprechen hörte. Sie blieb, wo sie war, und lauschte angestrengt. Stefan telefonierte mit Ingmar Harder, dem Staatsanwalt, so viel hatte sie mitbekommen. Leider verstand sie sonst kaum etwas. Am liebsten hätte sie sich unbemerkt an die Terrassentür geschlichen, um besser hören zu können, aber das war wegen der riesigen Panoramafenster unmöglich. Er hätte sie sofort gesehen. Nach ein paar Minuten wurde das Gespräch beendet und Stefan trat auf die Terrasse.
»Oh, du bist schon wach?«, fragte er überrascht.
»Ich bin schon ziemlich lange auf. Es ist einfach herrlich hier. Wenn der Tag so langsam anfängt und …«
»Hast du mein Telefonat belauscht?«, ging Stefan dazwischen.
Sophie grinste. »Ich habe es versucht, aber ich habe nicht viel mitbekommen. Du hast Harder angerufen.«
Stefan nickte. »Stimmt. Ein völlig normaler Vorgang. Der Notarzt, dieser …«
»Dr. Simon.«
»Genau der! Er konnte eine unnatürliche Todesursache nicht ausschließen. Wie auch? War ja keine Altersschwäche.«
Sophie nickte. Es würde natürlich eine Obduktion geben. Es war Zeit, Lutz Franck anzurufen. »Ich werde mal schnell duschen und dann Brötchen holen.«
»Das ist eine gute Idee.«
Sophie ging nach oben und gönnte sich die kürzeste Dusche ihres Lebens. Sie hatte es eilig. Ihre Klamotten rochen muffig, aber sie wollte Tina jetzt nicht stören. Sie würde sie später um ein frisches T-Shirt bitten. Sobald sie auf der Straße war, wählte sie die Nummer von Lutz. Nach dem zehnten Klingeln nahm er endlich ab.
»Lutz? Ich bin’s, Sophie.«
»Weiß ich. Steht schließlich auf meinem Display. Möchtest du wissen, wie es mir geht? Oder hast du wieder eine Leiche gefunden?« Lutz klang genervt. Kein Wunder.
»Laura Crown«, antwortete Sophie knapp.
Lutz sagte nichts, aber sie hörte ihn Luft holen.
»Ja, ich war dabei, als sie zusammenklappte.«
»Was willst du?«
»Wissen, warum, oder besser, woran sie starb!«
»Sophie, deine Laura ist erst seit ein paar Stunden
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