Dinnerparty
ich habe die böse Vermutung, dass der vielleicht nicht wirklich weit weg ist.«
*
Eine Stunde später stand Sophie am Tor der Villa von Victor Rubens und klingelte. Sie war froh, dass Ben bei ihr war, auch wenn er noch immer verärgert und einsilbig war. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Sie hatte sich aufgeführt wie ein trotziges Kind.
»Ja bitte?«, plärrte eine weibliche Stimme aus der Gegensprechanlage.
»Guten Tag. Mein Name ist Sophie Sturm. Ich würde gerne Herrn Rubens sprechen.«
»Herr Rubens ist nicht im Haus. Ich bedaure.«
Sophie glaubte nicht eine Sekunde, dass das stimmte. Schnell sprach sie weiter.
»Ich war vorgestern auch bei der Produktion. Ich war Zeugin von Laura Crowns Tod. Bitte, ich muss einfach mit jemandem reden, der dabei gewesen ist.«
»Ich sagte doch bereits, dass Herr Rubens …«
»Teilen Sie ihm nur mit, dass ich hier bin. Wenn er dann nicht mit mir reden will, verschwinde ich wieder.«
Ben strich ihr über die Schulter und sah sie eindringlich an.
»Sophie, das hat doch keinen Sinn.«
»Einen Moment, bitte«, meldete sich die plärrende Stimme zurück.
Das Eingangstor öffnete sich.
»Keinen Sinn?« Sophie zwinkerte Ben aufmunternd zu. Er rollte genervt mit den Augen, doch er lächelte ein wenig dabei, stellte sie erleichtert fest.
Victor Rubens stand bereits an der Tür.
»Entschuldigen Sie bitte, aber mein Personal hatte Anweisung, mich zu verleugnen. Ich will hier abschalten und in Ruhe angeln. Auf keinen Fall möchte ich mit der Presse sprechen.«
»Ich bin nicht hier, um …«
»Nein, meine Liebe, selbstverständlich nicht.«
Rubens führte sie ums Haus auf eine sonnige Terrasse. »Bitte, nehmen Sie Platz, und Ihre Begleitung natürlich auch.«
»Entschuldigen Sie, ich habe Sie einander gar nicht vorgestellt. Mein guter Freund Ben Lorenz. Ich konnte mich nicht selbst ans Steuer setzen. Ich bin zu durcheinander. Da habe ich Ben gebeten …«
»Das ist doch nur verständlich. Was für ein grauenhafter Abend. Na, Sie waren ja dabei. Sie haben sich heldenhaft verhalten. Ich hätte gar nicht mehr gewusst, wie man Erste Hilfe leistet.«
»Es war für uns alle schlimm!«, wiegelte Sophie ab. »Wer rechnet denn mit so einer tragischen Entwicklung?«
»Dabei sollte es für Laura doch ein Neuanfang werden. Die Rolle war ihr auf den Leib geschrieben. Die Drehbücher sind ganz wunderbar. Die Crown wäre wieder ganz nach oben gekommen.«
»Die arme Laura!«
»Da haben Sie natürlich recht! Halten Sie mich nicht für roh, aber die Sache ist für mich auch finanziell eine Katastrophe. ›Die Reeder‹ sollte die neue Serie werden. Wir hatten zwölf Folgen in Planung. Die ganze Strategie war auf Laura und ihr Hollywood-Image aufgebaut.« Rubens zog ein Stofftaschentuch aus seiner Tasche und wischte sich über die Stirn. »Eine Umbesetzung der Rolle wird schwierig.«
»Ich verstehe. Wissen Sie schon, wer für Laura einspringen könnte?«
»Es ist noch nicht spruchreif. Sie werden es als Erste erfahren.« Es wurde Tee serviert. Die Unterhaltung wurde oberflächlich. Victor Rubens schien nicht mehr über den besagten Abend sprechen zu wollen, doch er erzählte ein bisschen von den Dreharbeiten zu ›Die mexikanische Nanny‹. »Laura war damals ganz hervorragend. Ein Naturtalent. Dieses Feuer«, schwärmte er. »Die Crown und der Mari waren damals ein Liebespaar. Wussten Sie das? Sie mussten ihre Leidenschaft gar nicht spielen. Allerdings hatten sie immer öfter Streit. Manchmal flogen am Set die Fetzen«, erinnerte sich Rubens kichernd. »Zwischendurch hatte ich Angst, dass die beiden sich gegenseitig an die Gurgel gehen würden, bevor der Film im Kasten ist.«
*
Stefan wartete seit über einer Stunde auf Robert Feller. Er hatte noch schlechtere Laune als gewöhnlich. Nicht einmal die Pizza hatte ihm geschmeckt. Er war einfach zu wütend. Die Briefe waren mittlerweile im Labor. Wenn Sophie auch nur die geringste Spur zerstört hatte, würde er sie zur Rechenschaft ziehen. Das nahm er sich fest vor. Auch wenn sie die beste Freundin seiner Frau war, dieses Mal war sie zu weit gegangen. Immer wieder las er sich die Kopien der Briefe durch. Laura Crown hatte keinen speziellen Verdacht gehabt, wie es schien. Endlich öffnete sich die Tür und Robert trat ein.
»Verdammt, Robert. Weißt du eigentlich, wie lange ich schon auf dich warte?«
»Ich hatte Urlaub eingereicht, wenn ich dich erinnern darf. Ich hatte ein wichtiges Golfturnier. Das
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