Dinnerparty
habe ich natürlich sofort abgebrochen und habe mit wehenden Fahnen den Platz verlassen, um bei dir zu sein. Mein Herr und Meister hat gerufen.«
Stefan sah sich Robert genauer an. Tatsächlich, sein Kollege stand in lächerlich karierten Hosen und einem spießigen Pullunder vor ihm.
»Du siehst unmöglich aus.«
»Du siehst aus wie immer. Leicht ranzig.«
Stefan ging nicht darauf ein. Sie hatten Wichtigeres zu tun.
»Hier«, Stefan deutete auf die Kopien.
»Was ist das?« Robert nahm die Blätter auf und begann zu lesen. Nach ein paar Minuten legte er alles zurück auf den Schreibtisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Das kann ja wohl nicht wahr sein. Mord?«
Stefan zuckte mit den Schultern. »Zumindest müssen wir in diese Richtung ermitteln.
»Woher hast du das?«
»Das ist der nächste Knaller. Frau Sophie Sturm hat es mir vorhin persönlich vorbeigebracht!«
Robert lächelte erstaunt. »Sophie? Ach, das ist ja ein Zufall! Wie geht es ihr denn?«
Stefan war kurz davor, durch die Decke zu gehen.
»Wie es ihr geht? Sag mal, ist bei dir alles in Ordnung? Es interessiert mich nicht im Geringsten, wie es der Dame geht. Mich interessiert höchstens, warum sie bis heute gewartet und uns nicht sofort verständigt hat.«
Robert nickte nur.
»Also, an die Arbeit. Ich will jeden Dinnergast noch mal genauer befragen.«
»Was ist mit den anderen? Dem Kamerateam und so weiter?«
»Die lassen wir erst einmal außen vor. Konzentrieren wir uns auf die Gäste. Und ich will, dass Gerdt Hartwig gründlich recherchiert.«
Robert sah ihn verwundert an. »Der ist doch beim Zahnarzt. Wurzelbehandlung.«
Stefan sprang aus dem Stuhl. »Macht hier eigentlich jeder, was er will? Dann kümmere du dich drum! Internetrecherche! Vielleicht hat einer der Herren ja was zu verbergen. Wir suchen nach dem berühmten Fleck auf der weißen Weste!«
*
Ben ging mit Sophie zurück zum Wagen. Sie hatten sich noch ein halbes Stündchen diverse Anekdoten aus dem Filmgeschäft und Anglerlatein anhören müssen, bevor sie die Gelegenheit wahrnehmen konnten, sich zu verabschieden. Ben war fasziniert, mit welch großartigen Schauspielern Rubens in seiner langen Erfolgslaufbahn gearbeitet hatte, auch wenn er sich eigentlich nicht sonderlich für diese Glamourwelt begeistern konnte.
»Dieser Mari und Laura waren mal zusammen. Hast du das gewusst?«, platzte es aus ihm heraus.
»Das wusste jeder«, erklärte Sophie, während sie Ronja die Tür öffnete, damit die kleine Hundedame vor der Heimreise noch einmal Pipi machen konnte.
»Jeder? Du vielleicht. Ich hatte mit Klatsch nie viel am Hut.«
»Sie waren damals das deutsche Filmtraumpaar. Das schöne Ex-Model und der attraktive Schauspieler. Sie fehlten auf keinem roten Teppich. Als ›Die mexikanische Nanny‹ ausgestrahlt wurde, waren sie schon längst wieder auseinander. Vielleicht war das alles auch nur ein PR-Gag.«
»PR-Gag? Das würde Rubens doch wissen, oder?«
»Sicher wüsste er es dann. Aber er würde es nie zugeben. Es ist einfach Teil des Jobs, die eigenen Leute im Vorfeld zu Stars zu machen. Die Zuschauer sollen doch neugierig sein und einschalten. Realität und Fiktion werden da gerne mal vermischt. Laura hätte es in Deutschland weit bringen können. Trotzdem ist sie kurze Zeit später nach Amerika gegangen.«
»Weißt du, warum?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Wir hatten in der Zeit keinen Kontakt. Sie hatte aber anscheinend eine falsche Entscheidung getroffen. Sonst wäre sie wohl kaum zurückgekommen. Hollywood war da wahrscheinlich doch ein paar Nummern zu groß.«
»Netter Mann jedenfalls«, bemerkte Ben. »Tut mir irgendwie leid für ihn.«
Sophie sah ihn erstaunt an. »Was genau?«
»Mensch, Sophie! Dass er jetzt jemand Neues finden muss für die Rolle, zum Beispiel. Und er sprach von einer finanziellen Katastrophe.«
»Da mach dir mal keine Sorgen. Rubens ist schwerreich und gegen alles versichert! Vielleicht ist die sogenannte finanzielle Katastrophe unterm Strich eher ein Vorteil! Mehr Medienrummel im Vorfeld kann man sich doch eigentlich gar nicht wünschen. Glaube mir, wahrscheinlich ist Rubens sogar derjenige, der vor der Tagespresse Öl ins Feuer gießt, damit Lauras Tod möglichst lange Thema bleibt.«
Ben fragte nicht weiter nach. Schweigend fuhren sie wieder in Richtung Hamburg. Ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Dieses Filmbusiness war für ihn nur kompliziert und krank. Anscheinend bedurfte es einer perfekten
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