Dinnerparty
versöhnlich, als sie zurück in die Lobby gingen. »Das war wirklich lecker. Ich habe jetzt sogar genug Kraft, um deine Mordtheorien zu ertragen. Aber bitte erst, wenn wir in deinem Garten sind und ich auf der Liege ein kaltes Bier trinken kann.«
Sophie nickte grinsend. Dann blieb sie abrupt stehen, stieß ihn mit dem Ellenbogen an und deutete auf einen Kerl, der gerade an ihnen vorbeigerauscht war. »Wir müssen noch kurz an die Bar.«
»Wir könnten aber doch …«
Sophie war bereits losmarschiert. Ben stöhnte und folgte ihr dann. Sie begrüßte den Mann bereits. Ben erkannte ihn sofort wieder, schließlich hatte er ihn gerade noch auf dem Video gesehen.
»Sophie, schön, Sie zu sehen.«
»Was für ein Zufall. Darf ich vorstellen? Marcello Mari, Ben Lorenz.«
Zufälle gab’s! Ben beschloss, die Rolle zu spielen.
»Herr Lorenz.« Mari gab ihm seine Hand.
»Freut mich, Sie kennenzulernen!« Ben wischte sich unauffällig die Hand an seiner Jeans ab. Er hatte das Gefühl, Aalschleim an seinen Fingern zu haben.
»Wie geht es Ihnen?«, hörte er Sophie mitfühlend fragen.
»Sicher, keine schöne Sache.« Mari lächelte traurig. »Aber ›the show must go on‹, oder? Sie wissen doch, wie das ist.«
»Ich meine nur, weil Sie und Laura sich doch einmal sehr nahegestanden haben.«
»Ach, du meine Güte! Die Geschichte ist ungefähr ein Jahrzehnt her. Damals wurde von der Presse viel mehr drausgemacht, als eigentlich war. Verstehen Sie mich nicht falsch. Was passiert ist, ist natürlich schrecklich. Aber es ist einer Frau passiert, die ich gar nicht mehr kannte. Laura und ich hatten überhaupt keinen Kontakt mehr.«
*
Stefan Sperber fuhr über die Fehmarnsundbrücke. Er wollte nur noch nach Hause. Jetzt brauchte er Tina. Seine schöne, kluge Frau würde ihn aufheitern. Sie würde ihm sagen, dass er im Grunde genommen kein schlechter Kerl sei und dass sie ihn lieben würde. Stefan atmete tief durch, doch das beklemmende Gefühl wollte nicht von ihm abfallen. War er wirklich so ein unsensibler Klotz, wenn es um seinen Job ging? Behandelte er seine Kollegen ungerecht? Er parkte den Wagen und ging ums Haus. Tina wartete bereits auf der Terrasse.
»Schatz, da bist du ja endlich.« Sie schloss ihn in die Arme. Er hielt sie ganz fest. »Ist alles in Ordnung?«
Stefan schüttelte den Kopf. »Ich bin ein schlechter Chef.«
Tina starrte ihn verwundert an. »Ein schlechter Chef? Das ist doch Quatsch. Jetzt setz dich.«
Stefan nahm Platz. Auf dem liebevoll gedeckten Tisch stand eine Schale mit Nordseekrabben und ein Korb mit frischem Brot. Er hatte keinen Appetit.
»Greif zu. Du musst doch Hunger haben.«
»Ich hatte eine Pizza, heute Mittag.«
»Es ist gleich zehn. Da wird in deinem Magen ja wohl wieder Platz für ein paar Krabben sein.«
Er trank einen Schluck Wein und kramte die Zigarettenschachtel aus seiner Tasche.
Tina sah ihn besorgt an. »Was ist los?«
»Robert Feller ist mein bester Mann. Er ist ein hervorragender Kripobeamter. Sein einziges Manko ist, dass ihm bei Obduktionen schlecht wird.«
»Den meisten Menschen würde schlecht werden, vergiss das nicht.«
»Robert hat mir heute an den Kopf geworfen, dass ich ihn wie einen Praktikanten behandle. Das hat mich echt getroffen. Stell dir vor, dein Mann hat nachgedacht. Robert hat recht. Ich bin ständig aufbrausend und ich sollte die Arbeit der Kollegen mehr loben.«
»Gut.« Tina lächelte ihn zufrieden an. »Dann weißt du doch, was du tun musst. Entschuldige dich bei Robert und erkläre ihm, dass es nicht persönlich gemeint war. Können wir jetzt essen?«
»Sophie habe ich heute angedroht, sie wegen Behinderung der Ermittlungen ranzukriegen.«
»Sophie? Sie war es doch, die die Polizei gerufen hat.«
»Sie hat Beweismaterial zurückgehalten.« Stefan erzählte ihr die ganze Geschichte. »Ich bin ja froh, dass sie uns die Briefe gebracht hat. Vielleicht hätte ich ihr sogar danken müssen.«
»Du isst jetzt und ich rufe sie an. Ich werde ihr gegenüber andeuten, dass es dir leidtut.«
Er sah sie dankbar an.
»Ach, Stefan, du wirst nie ein Lämmchen werden. Und das will auch niemand.«
Tina ging ins Haus, um in Ruhe telefonieren zu können. Stefan schloss für einen Moment die Augen. Die Anspannung löste sich und plötzlich hatte er wieder Appetit. Seine Frau hatte recht. Ihm würde schon kein Zacken aus der Krone fallen, wenn er ab und zu mal Danke sagte. Am Ende des Tages saßen sie doch alle im selben Boot. Sie wollten
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