Dinnerparty
es für Stefan wichtig, ihn klein zu halten. Der hübsche Robert aus gutem Hause, unter diesem Image litt er nun schon, seit er denken konnte. Wütend tippte er das Wort ›Mord‹ mit in die Suchleiste. Plötzlich war Robert wieder bei der Sache. Wie vom Schlag getroffen starrte er auf den Bildschirm. Es gab tatsächlich diverse Einträge!
*
Sophie war aufgesprungen und näher an den Monitor herangetreten. Sie konnte kaum glauben, was sich da zwischen den Männern abgespielt hatte.
»Mari und Richter sind ja regelrecht verfeindet!«
»Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich baff«, gab Lasse zu. »Ich habe das ja vorher auch noch nicht gesehen. Mir war klar, dass die beiden sich nicht besonders mögen, aber das hier? Wow!«
»Was kommt jetzt?«
»Das Band mit Laura in der Küche.«
»Du meintest vorhin, sie sei ausgeflippt«, mischte sich jetzt auch Ben ein. »Warum?«
»Irgendwas wegen Sascha Richter, glaube ich.« Lasse wechselte bereits das Band. »Ehrlich gesagt, bin ich nicht näher darauf eingegangen. Ich habe nur versucht, sie zu beruhigen, damit sie nicht den Dreh abbricht.«
»Was sie dann später ja noch unfreiwillig getan hat.«
Laura stand in der Küche. Diese zitternde und latent hysterische Frau hatte mit der Laura aus dem Wohnzimmer nichts gemein.
»Oh mein Gott! Wo ist dieser Lasse?«, kreischte sie.
»Hier bin ich. Gibt es ein Problem?«
»Und ob es ein Problem gibt. Man hätte mich warnen müssen. Sascha hasst mich!«
»Das ist doch nicht wahr.«
»Ich werde wohl am besten wissen, was hier wahr ist und was nicht!« Laura wirkte vollkommen aufgelöst.
»Soll ich weiterlaufen lassen?«, fragte ein Kameramann.
Die Kamera schwenkte hin und her. Lasse war kurz im Bild.
»Laura, du machst das doch ganz toll. Kein Zuschauer wird merken, dass du mit Richter ein Problem hast. Mach einfach so weiter. Bis jetzt bist du doch supercool rübergekommen!«
Laura sah an der Kamera vorbei. »Ich muss mich wirklich erst kurz sammeln. Das Ganze ist schlicht eine Zumutung. Wo ist mein Glas?«
Laura griff sich das Martiniglas und verließ den Raum.
»Sie war etwa 15 Minuten in der Maske. Dann konnten wir weitermachen«, erklärte Lasse leise.
In der nächsten Einstellung wirkte Laura wie ausgewechselt.
Sie lächelte und entschuldigte sich beim Team für die kurze Pause.
»Meine Liebe, bist du so weit?«, hörte man Lasse aus dem Off fragen.
»Ob ich so weit bin? Klar bin ich so weit.« Laura strahlte in die Kamera. »Glaube mir, ich bin froh, wenn ich es endlich hinter mir habe.«
Sophie bekam eine Gänsehaut, als sie Laura diesen Satz sagen hörte.
18
Es war bereits nach 20 Uhr. Sie hatten sich noch angesehen, wie die Dinnerrunde ihre Vorspeise genoss. Nichts deutete auf die Konflikte hinter der Kamera hin. Die Gäste lobten den ersten Gang in den höchsten Tönen. Laura mimte die charmante Gastgeberin, und selbst Mari und Richter spielten ihre Rollen hervorragend.
Sophie streckte ihre Beine aus. Ihr Rücken schmerzte. Sie hatte genug gesehen. Nach der Vorspeise war sie ja selbst am Drehort eingetroffen. Das musste sie sich nicht heute Abend noch mal auf Video anschauen. »Kannst du mir eine Kopie machen?«, fragte sie müde.
»Wovon?«, wollte Lasse wissen.
»Am besten von dem ganzen Material.«
»Von dem ganzen Zeug? Was willst du damit?«
»Es der Polizei geben.«
Sie konnte Bens verwunderten Blick regelrecht spüren. Lasse starrte sie überrascht an.
»Sophie, ich will versuchen, das zu verkaufen. Ich muss die Crew bezahlen, auch wenn die Sendung geplatzt ist. Ich will zumindest ein bisschen Geld wieder reinholen und die Aufnahmen den Boulevardmagazinen anbieten.«
Sophie sah ihn eindringlich an. »Du kannst das nur vernünftig verkaufen, wenn eine starke Geschichte dahintersteckt. Mord wäre so etwas. Aber ein Mord wird das nur, wenn die Polizei auch in die Richtung ermittelt. Im Moment gehen die nämlich von versehentlicher Selbsttötung aus.«
»Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Oder wie man so schön sagt. Sophie, ich brauche Geld. So einfach ist das. Was macht dich überhaupt so sicher, dass Laura ermordet wurde?«
Sophie würde ihm nichts von den Briefen erzählen. Noch nicht. Ihre Erklärung musste reichen. »Ich weiß es eben.«
*
Stefan kramte seine Sachen zusammen und war im Begriff, das Büro endlich zu verlassen, als Robert eintrat.
»Du bist noch da?«, fragte er überrascht.
»Witzig! Wer hat mir
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