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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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Was, wenn Mari gar nicht der Täter war? Dann war er möglicherweise das nächste Opfer.
     
    *
     
     
    Sophie saß an ihrem Schreibtisch in der Redaktion und tippte ihre Notizen vom Mari-Interview in den Computer, um sie später ihrem Chefredakteur vorlegen zu können. In dem Großraumbüro war es stickig und viel zu heiß. Irgendetwas stimmte heute mit der Klimaanlage nicht. Sophie schenkte sich den Rest Mineralwasser ein und beschloss, sich gleich eine neue Flasche aus der Küche zu holen. Evi, eine Kollegin aus dem Ressort ›Beauty und Wellness‹, stand an der Küchenzeile und löffelte einen geschmacksneutralen Magermilchjoghurt.
    »Hallo, Evi. Wie geht’s?«, grüßte Sophie freundlich und öffnete den Kühlschrank.
    »Man schlägt sich so durch. Und selbst?« Evi sah sie neugierig an. »Wie war denn dein Gespräch mit Marcello Mari?«
    Ihr Chefredakteur hatte anscheinend recht. Alle Frauen flogen auf Marcello Mari. Selbst die hübsche Evi. Und sie selbst hatte ihn ja bis gestern auch richtig sexy gefunden, gestand sie sich ein. Was sollte sie sagen?
    »Tja …«
    »Der Typ ist doch irre, oder?« Evi wirkte plötzlich ernst.
    »Irre?«
    »Ich meine, total durchknallt. Macht einen auf Traummann. So schön, so stark, so sinnlich.« Evi feuerte ihren Joghurtbecher in die Mülltonne. »Und in Wahrheit ist er total krank im Kopf.«
    Sophie starrte sie an.
    »Was meinst du genau?«
    »Eine Freundin von mir hatte mal was mit Marcello. Sie war überglücklich, sich einen TV-Star an Land gezogen zu haben. Anfangs war er wohl auch sehr charmant …«
    »Evi, komm auf den Punkt!«
    »Er hat eine geheime Kellerwohnung in St. Georg.«
    »Er hat was?« Sophie bekam eine Gänsehaut. Das konnte wichtig sein. »Weißt du die Adresse?« Die Frage war viel zu heftig gekommen.
    »Was ist denn?«, fragte Evi erschrocken.
    »Die Adresse!«
    »Gurlittstraße. Die Hausnummer weiß ich nicht, aber im Nachbarhaus ist ein kleines Café. Fahr da bloß nicht hin. Der hat wohl ziemlich eigenartiges Spielzeug da. Du weißt schon, Handschellen, Peitschen, krankes Zeug eben. Meine Freundin ist da schreiend raus.«

33
     
    Robert Feller kämpfte sich durch den Hamburger Feierabendverkehr von einer roten Ampel zur nächsten. Genervt trommelte er auf dem Sportlenkrad herum. Sein schneller Wagen nützte ihm im Moment wenig. Robert war auf dem Weg zu Maris Wohnung in Uhlenhorst, obwohl er sich sicher war, den Schauspieler dort nicht anzutreffen. Er hatte wiederholt bei ihm angerufen. Sowohl mobil als auch auf dem Festnetz. Vielleicht konnte einer der Nachbarn ihm einen Tipp geben, wo er Mari finden konnte. Dieser Fall war eigenartig. Sie kamen nicht weiter, weil sich ständig alles in eine neue Richtung kehrte: Überdosis, Selbstmord, Mord, Unfall? Da konnte einem wirklich schwindelig werden. Das einzig Gute an dem Fall war, dass er Sophie näher kennengelernt hatte und dass er heute nicht nach Lübeck fahren musste. Er wollte gerade noch einmal versuchen, Mari zu erreichen, als sein Handy klingelte. Stefan. Was war denn nun schon wieder? Robert stöhnte und nahm das Gespräch an.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Fahr zu Mari …«
    »Das hatten wir doch schon besprochen. Ich bin gerade auf dem Weg! Ich bezweifle aber, dass er zu Hause ist. Ich habe bestimmt schon zwanzigmal angerufen.«
    »Robert! Jetzt hör mir mal zu! Was, wenn er das letzte Opfer werden soll?«
    Robert pfiff durch die Zähne. »Oder bereits ist? Interessante Variante. Würde zumindest erklären, warum er nicht ans Telefon geht.«
    »Ich habe die Hamburger Kollegen bereits informiert. Sie kommen mit einem Durchsuchungsbefehl und dem Schlüsseldienst zu Maris Wohnung. Beeil dich!«
    Die Ampel sprang auf Grün. Robert trat das Gaspedal durch und nutzte jede Lücke. Die anderen Verkehrsteilnehmer kommentierten seinen Fahrstil mit wildem Gehupe. Wahrscheinlich würde er sich eine Anzeige einfangen. Doch das war jetzt Nebensache. Wenn Mari tatsächlich in Gefahr war oder bereits tot, blieb eine entscheidende Frage offen: Wer zum Teufel war dann der Täter?

34
     
    Sophie sah auf die Uhr und fluchte. Sie hatte nicht so lange arbeiten wollen. Ihr Chefredakteur hatte sie zu sich gerufen und wissen wollen, wie das Vorgespräch mit Marcello Mari gelaufen war. Er hatte die Story interessant gefunden und wollte nun unbedingt dieses Porträt in einer der nächsten Ausgaben haben. Sophie hatte den ganzen Tag im Internet recherchiert, um sich ein Bild von dem Schauspieler zu

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