Dinnerparty
Moment zu warten. Er benahm sich an diesem Morgen wirklich idiotisch.
»Rubens.«
»Rubens? Aha. Und was ist nun mit Rubens?«
Sophie stellte behutsam das Glas auf den Küchentisch, bevor sie die Bombe platzen ließ. »Der ist ermordet worden!«
*
Lasse hatte beschlossen, dass das Grinsen der Person auf dem Video wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten hatte. Viele Menschen reagierten mit einer Art Verlegenheitslachen auf unangenehme Lebenssituationen. Er hatte auch viel zu viel zu tun, als dass er sich erlauben konnte, darüber weiter nachzugrübeln oder sich stundenlang der Polizei zu erklären. Er hatte ein bisschen zu lange geschlafen an diesem Morgen. Zu seinem Pech hatte sich seine Assistentin ausgerechnet heute krankgemeldet. Die Liste der E-Mails, die er beantworten musste, war lang. Plötzlich kam ihm eine Idee. Vielleicht sollte er Sophie von der grinsenden Person erzählen. Wäre doch eine gute Ausrede, sie endlich mal wieder zu Gesicht zu bekommen. Erst mal würde er eine große Kanne Kaffee kochen und sich der täglichen Arbeit widmen. Lasse kam gerade wieder aus der Küche, als es an der Tür klingelte. Besuch konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Sein Herz begann zu klopfen. Hoffentlich standen die Bullen nicht vor der Tür. Er rechnete damit, dass sie noch einmal mit ihm reden wollten. Nervös sah er auf den Monitor der Gegensprechanlage. Ricky! Erleichtert drückte er auf den Summer, um ihn einzulassen. Ricky schwenkte fröhlich eine Tüte.
»Na? Bock auf frische Croissants? Du siehst so aus, als könntest du eine Stärkung gebrauchen.«
Lasse merkte plötzlich, wie hungrig er war. »Dich schickt der Himmel. Der Kaffee ist gleich durch.«
»Hast du heiße Milch? Mir ist so nach französischem Milchkaffee. Zum Croissant-Reintunken.«
Lasse grinste. »Ich werde mal sehen, was sich da machen lässt.« Schnell lief er zurück in die Küche. Er machte eine Kanne H-Milch in der Mikrowelle heiß und schenkte sie dann zusammen mit dem Kaffee in zwei große Müslischalen.
»Voilà! Café au Lait!«
Sie setzten sich auf den Balkon und genossen die Sonne.
»Bist du nur gekommen, um mit mir zu frühstücken?«
Ricky lachte. »Nein. Ich dachte, ich verführ dich endlich mal.«
»Sorry, da muss ich dich enttäuschen. Ich bin noch immer hetero.«
»Ich kann warten«, versprach Ricky kokett, bevor er auf den eigentlichen Anlass seines Besuchs kam. »Ich wollte dich nur fragen, ob du schon die nächsten Termine für die Aufzeichnungen der ›Dinnerparty‹ hast. Ich muss gleich weiter zu einem Job. Ich kann jetzt ziemlich viel für die Studios am Rothenbaum machen. Aber dort will man natürlich wissen, an welchen Tagen ich zur Verfügung stehen kann. Ich wollte das vorher mit dir absprechen.«
Lasse nickte. »Leider kann ich dir nur ein paar Termine nennen. Es ist gerade nicht so einfach, Gäste zu finden. Ich könnte dir aber drei Sachen für August und September sagen. Nett, dass du zuerst an mich denkst.«
»Macht mir einfach am meisten Spaß.«
»Ist ja auch unheimlich lustig zwischendurch«, entgegnete Lasse trocken.
Ricky riss den Mund auf. »Hast du es eigentlich schon gehört?«
»Dass Rubens sich erschossen hat? Ja. Ich kann das allerdings nicht begreifen. Krank, der Typ. Der hatte doch alles, was man sich nur wünschen kann. Wieso bringt sich so ein gestopfter Mensch einfach um?«
»Das meine ich nicht. Sascha Richter ist auch tot. Ist wohl vom Balkon gefallen.«
Lasse riss die Augen auf. »Wow. Das ist ja unglaublich.« Um den Richter war es nicht wirklich schade. Er hoffte nur, dass die ›Dinnerparty‹ von diesen Neuigkeiten eher profitierte und Zuschauer gewann, statt potenzielle Gäste abzuschrecken. Alles konnte unterm Strich sehr gut für ihn ausgehen. Es konnte ihn aber auch seinen Kopf kosten.
31
Sophie saß frisch geduscht im Garten auf einer Liege. In der linken Hand balancierte sie ihren Milchkaffee, mit der rechten Hand kontrollierte sie die verpassten Anrufe und SMS auf ihrem Handy. Mit den Füßen kraulte sie Ronja, die ausgestreckt ihre Streicheleinheiten genoss.
»Was passiert als Nächstes?«
»Eigentlich wollte ich den Tag im Garten verbringen, aber ich fürchte, ich muss mich in der Redaktion blicken lassen. Was hast du vor?«
»Ich werde ein paar Stunden kiten. Das macht meinen Kopf wieder klar. Ich werde nach Brasilien fahren.«
Sophie sah Ben erstaunt an. »Brasilien? Ich komm da gerade nicht mit.«
Ben lachte. »Nicht Brasilien in
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