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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dicken roten Strichen durchkreuzt und mit dem ebenfalls in blutrotem Farbton gehaltenen Zusatz ›Auch Männer sitzen!‹ versehen worden.
    Obwohl er sich bei solchen Anlässen in seiner eigenen Wohnung stets hinsetzte – zum einen aus Einsicht bezüglich der grundsätzlichen Notwendigkeit eines solchen Verhaltens, und zum anderen aus Rücksicht auf seine betagte Mutter, die es sich einfach nicht nehmen ließ, einmal pro Woche die Wohnung ihres jüngsten Sohnes zu putzen –, zelebrierte er an diesem Abend regelrecht die ihm zur Verfügung stehenden Variationsmöglichkeiten, die es ihm aufgrund der naturgegebenen Zielvorrichtung erlaubten, wirklich jeden Quadratzentimeter der weißen Keramikfläche zu benetzten.
    Dabei sang er die ersten beiden Strophen eines Janis-Joplin-Songs, der sich schon bei der Lektüre von Heiners Gedicht machtvoll in sein Bewusstsein gedrängt hatte:
„Summertime, time, time,
Child, the living’s easy.
Fish are jumping out
And the cotton, Lord,
Cotton’s high, Lord, so high.
Your daddy’s rich
And your ma is so good-looking, baby.
She’s looking good now,
Hush, baby, baby, baby, baby, baby,
No, no, no, no, don’t you cry.
Don’t you cry!“
    Er war richtig traurig, dass dieses sinnliche Vergnügen aufgrund der physiologischen Begrenzung der Flüssigkeitsmenge bereits nach etwa zwei Minuten beendet war. Demonstrativ beließ er Deckel und Brille in der von ihm festgelegten Position und trottete schadenfroh schmunzelnd zurück zu seinem Bruder.
    Allerdings wollte während der nächsten Stunde, in deren Verlauf die beiden Männer eine weitere Flasche Champagner leerten, keine rechte Stimmung mehr aufkommen.
    Also verabschiedete er sich und machte sich auf in das nur etwa zehn Meter entfernt gelegene, über einen gepflasterten Innenhof zu erreichende Haus seiner Eltern, in welchem er trotz einiger grundsätzlicher Bedenken hinsichtlich der unübersehbaren Schattenseiten eines großfamiliären Zusammenlebens auch weiterhin im ersten Obergeschoss residierte.
    Tannenberg hatte gerade die Sandsteintreppe verlassen und die ersten Schritte im nur von Mondschein fahl erleuchteten Hof zurückgelegt, als er plötzlich ein aggressives Knurren aus Richtung der rechts neben der Garage abgestellten Mülltonnen vernahm.
    Da er natürlich sofort den Verursacher dieses markanten Geräusch identifiziert hatte, machte er blitzschnell auf dem Absatz kehrt, spurtete los – und trat in ein kaum sichtbares Hundehäufchen.
    Während er mit einer grotesken Bewegungsfolge, bei der er den rechten Schuh nur mit der Spitze auf den Boden setzte, schließlich wieder die Treppe vor Heiners Haus erreichte, kommentierte er dieses Ereignis mit Worten, welche die Situation, in die er eben geraten war, kaum trefflicher hätten beschreiben könnten: „Verfluchte Scheiße!“
    Jacob Tannenberg, der die Szene anscheinend von der Treppenempore seines Hauses aus beobachtet hatte, konnte kaum mehr an sich halten: „Mein Sohn, der Herr Hauptkommissar, hat Schiss vor einem kleinen Hundchen! – Kein Wunder, dass ihr den Gartenschau-Mörder noch nicht habt!“

4
    „Ach Gott, Chef, bin ich heute Morgen vielleicht gut gelaunt“, empfing Petra Flockerzie den Leiter des K 1, der, wie so oft in diesem arbeitsintensiven Anfangsstadium der Ermittlungen, am Samstagmorgen eine Frühbesprechung angesetzt hatte.
    „Was, Flocke?“, brummelte Tannenberg, ohne seinen schleppenden Schritt zu verlangsamen, mürrisch in Richtung der nach wie vor recht korpulenten Sekretärin. Er war selbstkritisch genug, um zu wissen, dass seine eigene aktuelle Befindlichkeit ganz und gar nicht mit diesem euphorischen Ausruf in Einklang zu bringen war.
    „Weil ich durch diesen wunderbaren Magen-Darm-Virus drei Kilo abgenommen ha-be“, jubilierte sie. „Ich hab drei Tage überhaupt nichts gegessen. Das ist die allerbeste Diät, Chef. Das kann ich Ihnen sagen.“
    „Wunderbarer Magen-Darm-Virus“, wiederholte Tannenberg kopfschüttelnd. „Flocke, komm tu mir einen Gefallen und lass mich wenigstens heute früh mal mit diesem Abnehm-Kram in Ruhe.“
    „Natürlich, Chef. Soll ich Ihnen gleich mal einen Espresso bringen?“
    „Ja“, knurrte er übellaunig zurück. „Sind die anderen schon da?“
    „Die warten im Konferenzzimmer.“
    Wie üblich wartete Mertel zu Beginn der Dienstbesprechung mit seinem schon obligatorischen Klagelied über den frustrierenden Job der Spurensicherung auf, präsentierte dann aber schließlich doch noch zwei beachtliche

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