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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Standort ihrer Wohnhäuser spekuliert, Schulen, Kirchen und andere markante Gebäude zu identifizieren versucht. Der Blick von der obersten Rathausetage in westliche Richtung bereitete Tannenberg allerdings weniger Vergnügen, erstreckte sich doch dort das Gelände der Gartenschau und des Dinoparks.
    Dem Cafébesuch schloss sich ein vergnügliches Abendessen bei Ellens Lieblingsitaliener in der Innenstadt an, in dessen Verlauf man sich nicht nur auf verbaler Ebene näherkam.
    „Was hältst du davon, wenn wir jetzt noch in irgendeine Disco gehen. Ich hab unheimlich Lust zu Tanzen“, sagte Ellen und ergriff dabei sanft Tannenbergs, von dickem Adergeäst durchzogene, kräftige Männerpranken.
    Versonnen blickte er hinunter auf Ellens zarte Hände, die er mit beiden Daumen zu streicheln begann. Dann schwebten seine Augen empor, tasteten ruhig das ausdrucksstarke, hübsche Gesicht ab.
    „Ja, warum eigentlich nicht. Normalerweise bin ich nicht unbedingt der leidenschaftliche Tänzer, aber heute bin ich in Stimmung dazu. Und wo sollen wir da hingehen?“
    „Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung. Ich war auch schon ewig nicht mehr in einer Disco.“
    „Das ist vielleicht auch nicht so das Richtige für uns. Lauter Teenies um einen rum ...“
    „Stimmt, Wolf! Was hältst du davon, wenn wir zu mir nach Hause fahren und dort einen abrocken?“
    „Abrocken ist gut!“, sprudelte es spontan aus Tannenberg heraus. Dann krauste er unvermittelt die Stirn. „Aber, was ist denn mit deinen Kindern?“
    „Vor denen brauchst du keine Angst zu haben. Sarah ist bei ihrem Freund und bleibt dort auch über Nacht. Und Steffen ist auf Besuch bei seinen Großeltern in Wiesbaden.“
    Da die beiden Restaurantbesucher schon reichlich dem Alkohol zugesprochen hatten, ließen sie sich von einem Taxi zu Ellens Haus auf dem Bännjerrück chauffieren.
     Nach einigen mit wilden Bewegungen abgetanzten Rocksongs war irgendwann die Zeit für langsamere Musik gekommen. Tannenberg fand in Ellens CD-Sammlung eine der vielen inzwischen aufgelegten ›Kuschel-Rock‹-Sampler.
    Als erstes lief ›Hello‹ von Lionel Richie.
    Beide sangen mit: „Hello, is it me you’re looking for? ... I can see it in your eyes. I can see it in your smile ...“ Dem Text entsprechend blickten sich beide dazu tief in die Augen, lächelten sich zärtlich an.
    Ellen schmiegte sich sanft an Tannenbergs immer noch recht athletischen Körper, schwebte mit ihm gemeinsam durch diesen melodischen Bluestitel. Die rationale Bewusstseins-Ebene war gänzlich ausgeschaltet. Es existierte nur noch die Welt der Gefühle. Sie waren verschmolzen zu einer Einheit, ließen sich mit geschlossenen Augen willenlos treiben, waren transzendiert in eine zeit- und raumlose Sphäre, die nur aus Musik und Emotionen bestand.
    Plötzlich vibrierte es an Tannenbergs rechtem Oberschenkel. Er zuckte zusammen, stoppte abrupt seinen hin- und herwiegenden Körper, befreite Ellen aus der zärtlichen Umklammerung. Mit fahrigen Hand griff er in die Hosentasche, führte das Handy in einer automatisierten Bewegung zum Ohr, während er zeitgleich Ellen den Rücken zuwandte.
    „Verdammt! ... Ja, ich bin ...“ Er drehte sich wieder um, warf Ellen einen flackernden Blick zu. „Wo bin ich hier? Ich mein deine Adresse.“
    „Greifswalderstraße -“
    Weiter kam Ellen Herdecke nicht, denn Tannenberg fiel ihr ins Wort. „Wie heißt die große Straße vorne an der Ecke, wo wir abgebogen sind?“
    „Rostockerstraße.“
    „Gut. Geiger, dann warte ich an der Ecke Rostocker-/Greifswalderstraße auf dich. ... Ja, ich geh jetzt gleich los ...“
    „Was ist denn passiert, Wolf?“, fragte Ellen und blickte dabei erwartungsvoll in sein versteinertes Gesicht.
    „Eine ...“ Er räusperte sich. „Es wurde eine weitere tote Frau gefunden.“ Er schüttelte deprimiert den Kopf. „Und schon wieder auf dem Gartenschaugelände. Ich fass es einfach nicht! So ein Mist!“
    „O je, du Armer.“
    Tannenberg seufzte laut auf. „Ellen es tut mir fürchterlich leid. Aber ich muss jetzt sofort weg.“
    „Natürlich. Ist doch kein Problem. Es war doch auch so ein unheimlich schöner Tag, findest du nicht?“
    „Doch, Ellen, das war’s wirklich!“, entgegnete er und hauchte ihr zum Abschied einen zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze.
     
    „Chef, was machen Sie denn eigentlich mitten in der Nacht in dieser Gegend?“, empfing ihn Kriminalhauptmeister Geiger an der Straßenecke, lässig an den silbernen Dienstmercedes gelehnt,

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