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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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erfolgt.
    Natürlich konnte man bei einer Toten, die im Wasser aufgefunden worden war, bei der ersten Inaugenscheinnahme des Leichnams nie gänzlich ausschließen, dass möglicherweise auch ein Ertrinkungstod vorlag, aber ein Mann mit der rechtsmedizinischen Erfahrung Dr. Schönthalers reichte die oberflächliche Begutachtung der tiefen, durchgehend horizontal und kreisförmig um den Hals verlaufenden, unterblutenden Strangfurche völlig aus, um selbstbewusst die Hypothese zu wagen, dass die Frau erdrosselt wurde.
    Aus der Tatsache, dass die Tote im Gegensatz zu ›vorschriftsmäßigen Wasserleichen‹ – wie der Rechtsmediziner wörtlich zu scherzen beliebte – weder die sonst typischen Schrumpfungserscheinungen an Händen und Füßen noch die anderen unübersehbaren Indizien aufwies, wie zum Beispiel eine aufgedunsene, tiefgrünliche Bauchdecke, bräunliche Venenzeichnungen oder die sogenannte Froschkopfbildung mit stark aufgequollenen Lippen und Augäpfeln, schlussfolgerte Dr. Schönthaler, dass die tote Frau wohl höchstens eine Stunde im Wasser gelegen haben könne.
    „Oh Gott, das ist ja die Charlotte!“, rief plötzlich ein Pressefotograf, der sich mit einem Stativ hinter der Polizeiabsperrung postiert hatte und eben, von grellen Lichtblitzen begleitet, damit begonnen hatte, dieses skurrile Szenario für die sensationslüsterne Nachwelt festzuhalten.
    Alle anwesenden Kriminalbeamten, die beiden Feuerwehrmänner und der Rechtsmediziner unterbrachen abrupt ihre Tätigkeiten und warfen ihre Blicke in Richtung der männlichen Stimme. Vom gleißenden Lichtschein geblendet, konnten sie die Person jedoch nicht genau erkennen, sondern sahen nur deren Silhouette.
    „ Wer soll das sein?“, rief Tannenberg in die tiefschwarze Nacht hinein.
    „Das ist die Charlotte Kindelberger-Wintergerst.“
    „Sind Sie da sicher?“
    „Ja, natürlich. Erstens hab ich sie ja gerade in meinem Tele gehabt und zweitens erkenn ich sie an ihren Klamotten. Ich hab sie schließlich vor zwei Stunden noch fotografiert.“
    „Was? Los, kommen Sie mal rüber zu uns. Aber Aufnahmen werden hier keine gemacht. Ist das klar?“, befahl Tannenberg, der keinem Fotografen über den Weg traute.
    „Natürlich“, entgegnete der mittelgroße, etwa 45jährige Mann und schlüpfte unter den rot-weißen Bändern der Polizeiabsperrung hindurch.
    Kopfschüttelnd blickte er in das aschfahle Antlitz der Toten. „Ja, das ist sie – zweifelsfrei“, sagte er extrem gedehnt.
    „Und wer sind Sie? Ich kenne Sie zwar vom Sehen,
    aber ...“
    „Ich heiße Gerald Jung und bin Fotograf bei der PALZ “, unterbrach der graumelierte, mit einem Trenchcoat bekleidete Mann.
    „Und diese Frau Kindel- ...“
    „Charlotte Kindelberger-Wintergerst ist ...“ Er stockte, verbesserte das eben Gesagte, „ war eine Kollegin bei der PALZ , in der Kulturredaktion. Sie ist aber noch nicht lange bei uns.“
    „Wie lange?“, wollte Dr. Schönthaler wissen, dessen kriminalistische Neugierde sich recht aufdringlich bemerkbar machte.
    Er fing sich mit seiner Frage umgehend einen tadelnden Blick Tannenbergs ein.
    „Seit ein paar Monaten“, antwortete Gerald Jung.
    „Wieso haben Sie sie denn vor zwei Stunden fotografiert?“, kleidete der Leiter des K 1 einen spontan aufgekeimten Gedanken in die passenden Worte.
    „Sie hat mich gebeten, auf diesem Frauenbeauftragten-Kongress, auf dem sie ja den Gastvortrag gehalten hat, ein paar Fotos zu machen.“
    „Ach du Scheiße!“, schoss es plötzlich ungeprüft aus Tannenbergs Mund heraus.
    „Bitte?“, fragte der Fotograf verblüfft.
    „Ach, nichts!“, knurrte Tannenberg kurz zurück.
    Er drehte sich zur Felswand hin, wo ihm seine innere Stimme in Gestalt eines riesigen Stegosaurus schadenfroh entgegengrinste. Voller Abscheu warf er sofort den Kopf zurück.
    Doch der erbarmungslose Quälgeist hinter seiner Schädeldecke ließ sich nicht abschütteln: Das hast du wohl total vergessen, du Pfeife!, konfrontierte sie ihn mit der harten Welt der unumstößlichen Fakten. Das gibt gewaltigen Ärger, mein Junge!
    Tannenberg wandte sich wieder dem PALZ -Mitarbeiter zu. „Ich will so schnell es geht alle Fotos, die Sie auf diesem gottverdammten Kongress geschossen haben.“
    „Ja, sicher“, murmelte der Fotograf, dessen Augen sich nicht vom Leichnam seiner Kollegin lösen konnten.
    „Los, los, auf was warten Sie“, feuerte Tannenberg den bleichen Mann an. „Machen Sie sich sofort an die Arbeit! Ich brauch die Fotos, Mann! Sie

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