Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
in aller Seelenruhe eine Zigarette schmauchend.
„Das geht dich überhaupt nichts an! Mach sofort die Kippe aus! Wieso bist du denn überhaupt schon hier?“ Tannenberg blickte auf die Uhr. „Du hast mich doch vor höchstens zehn Minuten angerufen.“
„Ist ja nicht weit vom Pfaffplatz hierher“, erklärte Geiger. Dabei drückte er sich von der Fahrzeugkarosserie weg, warf die Zigarette auf den Boden und drehte sich in Richtung der Fahrertür. Nur einen Wimpernschlag später korrigierte er jedoch bereits wieder seinen Körper und brachte ihn zurück in die Ausgangsposition, hatten seine allseits lauschbereiten Ohren doch eine kräftige weibliche Stimme in seinem Rücken vernommen, die eindeutig den Namen seines Chefs hatte verlauten lassen.
„Wolf, du hast deine Autoschlüssel vergessen!“, rief Ellen Herdecke.
Tannenberg ging ihr sogleich fliegenden Schrittes entgegen, nahm den Schlüsselbund in Empfang und joggte zurück zu seinem Mitarbeiter.
„Geiger, sag jetzt besser nichts mehr! Sonst lernst du mich gleich mal richtig kennen. Halt einfach die Luft an!“, befahl der Leiter des K 1, während er sich kopfschüttelnd auf den Beifahrersitz plumpsen ließ.
Aber der Kriminalhauptmeister ließ sich nicht sonderlich von Tannenbergs Drohgebärde beeindrucken, zu groß war seine Neugierde. „Chef, wer ist denn die Frau? Die kommt mir so bekannt ...“
„Geiger, halt jetzt endlich den Rand!“, blaffte Tannenberg seinen Mitarbeiter unvermittelt an. „Noch einen Ton und ich schmeiß dich hier raus. Dann kannst du zur Gartenschau laufen!“
„Das würde ich aber an Ihrer Stelle nicht riskieren.“
„Wieso?“
„Na ja, mit Ihrer Fahne, Chef.“
Tannenberg begann nervös auf seinen Lippen herumzunagen, ballte wütend seine rechte Faust, kam aber trotz angestrengten Grübelns zu keinem anderen Ergebnis, als seinen über alles geliebten Mitarbeiter, von dem er wusste, dass er als Raucher stets Kaugummi mit sich führte, um einen solchen zu bitten.
Natürlich half Geiger liebendgerne seinem direkten Vorgesetzten aus der Patsche. Da dieser nun quasi in seiner Schuld stand, wagte Geiger sich noch einmal keck nach vorne.
„Chef, war das nicht die Frau, die in dieser Firma im PRE-Park gearbeitet hat, wo wir mal gegen diesen komischen Professor ermittelt haben? Wie hieß die ...?“
Tannenberg war klar, dass Geiger sich ihren Namen, wenn er ihn nicht sowieso noch in Erinnerung hatte, in Windeseile im Kommissariat aus den Ermittlungsakten heraussuchen konnte. Deshalb entschied er sich spontan, selbst in die Offensive zu gehen.
„Ja, das ist die Frau. Sie arbeitet in dieser Softwarefirma und heißt Ellen Herdecke“, erklärte er.
Geiger schlug sich triumphierend auf seinen rechten Oberschenkel. „Ich hab’s doch gleich gewusst, Chef!“ Er hob die Hand und hämmerte sich damit ein paar Mal an den Schädel. „Das ist ein Gedächtnis, Chef! Darauf kann ich doch wirklich stolz sein, oder?“
Tannenberg brummte nur kurz.
„Genau, die hatte doch in diesem Mordfall, also der mit dem Brand in dieser Computerfirma – «
„Softwarefirma, Geiger!“
„Ist doch egal, Chef. Jedenfalls war die, wenn ich das noch richtig weiß, ein ziemlich hohes Tier in dieser Firma. Erinnern Sie sich noch an den Fall?“
„Klar, Geiger. Erinnerst du dich auch noch an ihn? Du hattest ja damals nicht gerade deine besten Tage erwischt. Ich sag nur ein Wort: Porsche.“
Die restliche Autofahrt blieb Tannenberg von den verbalen Provokationen Geigers gänzlich verschont, denn diesem hatte es aus unerfindlichen Gründen plötzlich die Sprache verschlagen.
Nur ein paar Minuten später stand Tannenberg mit hochgestelltem Mantelkragen neben einem weiblichen Leichnam. Er lag auf eine weiße Plastikplane gebettet auf dem regendurchnässten Grasboden, direkt neben dem mit großen Sandsteinquadern eingefassten Ablauf des Barbarossawoogs.
Die leuchtstarken Halogenscheinwerfer eines Feuerwehrautos verliehen diesem Teil des Dinoparks den Charakter einer Freilichtbühne, deren Theaterdarbietung aufgrund der garstigen Witterungsverhältnisse allerdings in dieser Nacht garantiert hätte abgesagt werden müssen.
Stark böiger Wind peitschte den Dauerregen quer durch die diesigen Leuchtkegel.
Dr. Schönthaler hatte dem Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission gerade die vorläufige Todesursache mitgeteilt: Danach war das plötzliche, unfreiwillige Ableben der Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Strangulation
Weitere Kostenlose Bücher