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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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„Ist der Herr Sohn wieder um die Ecken gezogen und dann in irgendeiner Wirtschaft versumpft, anstatt sich um seine Mordfälle zu kümmern? Kein Wunder, dass ihr den Verbrecher nicht finden könnt“, spottete der Senior, ohne damit auch nur einen Moment den Blick aus seiner geliebten Bild am Sonntag zu erheben.
    Während Tannenberg nur verständnislos den Kopf schüttelnd, gähnend ihm gegenüber am Küchentisch Platz nahm, schien Jacob bereits zu dieser frühen Morgenstunde in Höchstform zu sein.
    „Dein neuer Fall ist da ganz groß drin“, begann er. „Soll ich dir’s vorlesen?“
    Tannenberg brummte auf. „Nein“, antwortete er gedehnt, „lass mich den Blödsinn lieber selbst lesen.“
    „Das wär ja noch schöner. Abends nicht ins Bett gehen, morgens keine Zeitung holen und sie dann auch noch als Erster lesen wollen. Nein, nein, so geht das nicht, Herr Hauptkommissar. Entweder ich lese vor, oder du musst warten, bis ich mit der Zeitung fertig bin.“
    Da Wolfram Tannenberg aus Erfahrung wusste, wie endlos lange es gewöhnlich dauerte, bis sein Vater die BAMS den anderen Familienmitgliedern zur Verfügung stellte, gab er sich geschlagen: „Dann lies halt vor.“
    Triumphal grinsend blickte der Senior kurz hinüber zu seinem Sohn. Dann begann er wohlintoniert mit seinem Vortrag: „Dinotod 2. Wieder wurde eine ermordete Frau im Kaiserslauterer Dinopark gefunden. Diesmal lag die Leiche aber nicht auf einem stacheligen Stegosaurus, sondern trieb in einem Tümpel. Direkt vor den Augen der gruseligen Urtiere. Die Frau heißt Charlotte Kindelberger-Wintergerst und war Kulturredakteurin bei der Lokalzeitung. Wieder trägt die Tote einen Doppelnamen. Warum haben es die Dinos auf Frauen mit Doppelnamen abgesehen? Und wieder war ihr Kopf mit Paketband umwickelt. Und wieder steckten Würfel in ihrem Mund.“
    „Verdammt! Woher wissen die denn das schon wieder?“, schimpfte Tannenberg ungehalten los. „Gib mal her! Lass mich jetzt endlich selbst lesen!“
    Jacob umklammerte die Zeitung wie ein kleines Kind sein Spielzeug. „Nein! Du musst dich schon mit Zuhören begnügen. Soll ich jetzt weitermachen?“
    Tannenbergs Reaktion beschränkte sich abermals auf ein knurrendes Brummgeräusch, nun aber mit bedeutend aggressiverer Untermalung.
    „Bei der ersten Toten waren es sechs Würfel. Diesmal sind es nur fünf. Will da etwa jemand mit der Polizei spielen? Vieles erinnert an den perversen Serienkiller, mit dem sich Hauptkommissar Tannenberg vor Jahren herumschlagen musste. Auch dieser Frauenmörder hatte die Kripo lange Zeit an der Nase herumgeführt. Ist die Kaiserslauterer Mordkommission mit diesem Fall erneut überfordert? – Artikelende.“
    „Überfordert“, fauchte Tannenberg. „So ein Schwachsinn!“ Wütend nahm er die große Henkeltasse in die Hand, die seine Mutter gerade vor ihm hingestellt hatte und begann gierig an der dampfenden Brühe zu schlürfen. „Verdammt, ist der Kaffee heiß!“
     Während Tannenberg kühle Luft über seine schmerzende Oberlippe streichen ließ, schien sich über irgendwelche geheimnisvollen Pfade ein Anflug von Mitleid in die Seele des Seniors geschlichen zu haben.
    „Du brauchst jetzt nicht gleich zu verzweifeln“, sagte er trostgeschwängert „Ich helfe dir ja wieder. Morgen früh frag ich gleich mal die im Tchibo. – Die erste Frau kennt jedenfalls keiner. Das hab ich gestern schon rausgekriegt.“
    Ist ja auch kein Wunder. Was habt ihr alten Knacker denn auch mit einer Frauenbeauftragten am Hut?, sagte Tannenberg zu sich selbst.
    „Und ich hab auch schon heute Morgen für dich im Internet herumgesucht. Und weißt du, was ich gefunden hab?“
    „Wie soll ich das denn wissen, Vater?“, stöhnte der Kriminalbeamte.
    „Also, ich hab gefunden, dass diese Charlotte Kindel-Dingsbums in Gießen studiert hat und bei so einem komischen Weiber-Verein zweite Vorsitzende ist. Da waren auch Artikel von ihr drin. Aber da hab ich noch nicht mal die Überschrift verstanden. Ich hab dir den Kram ausgedruckt. Liegt im Wohnzimmer neben dem Computer.“
    „Danke, Sherlock Holmes!“
    Zufrieden schmunzelnd blickte Jacob Tannenberg seinem Sohn ins Gesicht. „Sag mal, Wolfram, was hältst du denn eigentlich von diesen beiden Kandidaten, die man für den Posten unseres neuen Polizeipräsidenten ausgeguckt hat?“
    „Ich weiß nicht“, entgegnete Tannenberg, während er seinen schmerzenden, zentnerschweren Kopf auf die zum Stützpfeiler erkorene linke Innenhand ablegte. „Ist

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