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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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er voller Schrecken, dass ihm die wild gewordenen Dinosaurier folgten. Er spurtete die Rampe hinunter, wollte zu seinem Auto. Aber die Dinos waren schneller, kamen immer näher, streckten ihre messerscharfen Klauen nach ihm aus.
    Kurz bevor sie ihn erreichten, veränderte Tannenberg urplötzlich seine Größe. Von der einen zur anderen Sekunde hatte er Riesenstatur angenommen. Mit Siebenmeilenstiefeln stieg er über die Häuser der Stadt. Von seinen aufdringlichen Verfolgern war weit und breit nichts mehr zu sehen. Direkt vor dem Hauptbahnhof kam er zum Stillstand. In Windeseile schrumpfte er wieder zu Normalgröße.
    Ängstlich blickte er sich um. Aber alles, was er sah, war ein völlig normales Alltagsbild: geschäftige Menschen, Straßenverkehr – weit und breit keine Spur von irgendwelchen Horrorwesen. Kopfschüttelnd begab er sich zu dem, schräg gegenüber des Bahnhofs neuerbauten Polizeipräsidium.
    Wie aus dem Nichts waren sie auf einmal wieder da: Zuerst hörte er nur dieses fürchterliche Stimmengezeter, doch bereits Sekunden später erblickte er die aggressiven, wuseligen Dinos.
    Sofort stürzte er zur Eingangstür. Plötzlich hielt er einen überdimensionierten Schlüssel in der Hand. Geistesgegenwärtig drehte er sich zur Tür um und wurde eines ebenso riesigen Schlosses gewahr, in das er ohne Nachzudenken flugs den Schlüssel hineinschob und ihn nach rechts umdrehte.
    Eine Unzahl flinker Miniaturdinos kletterten eidechsengleich an den Scheiben empor, fanden aber anscheinend keinen Weg, um in das Gebäudeinnere hineinzugelangen. Tannenberg atmete erleichtert auf, wähnte sich in Sicherheit.
    Er befreite seine Augen von diesem schrecklichen Anblick und schaute sich um. Das einzige, was er sah, war eine zweiflügelige, massive Tür, neben der ein riesengroßes Schild mit der Aufschrift ›Polizeipräsident‹ hing.
    Er fühlte sich von dieser Tür magisch angezogen, bewegte sich direkt darauf zu. Er sah, wie sich beide Flügel öffneten. Allerdings nur einen Spalt breit. Nach wenigen Schritten hatte er sie erreicht. Erwartungsvoll riss er an den beiden Türgriffen, zog die beiden Teile auseinander. Dann traf ihn fast der Schlag, denn ein paar Meter vor ihm stand ein Dinosaurier mit Frauengesicht.
    Er wollte flüchten. Versuchte verzweifelt er, seine Füße zu bewegen. Aber nichts tat sich. Die Zwittergestalt breitete ihre vor dem Körper verschränkten Greifarme aus und gab dadurch ihren blanken, wogenden Busen frei. Gemächlich kam sie immer näher auf ihn zu, lockte ihn mit funkelnden Augen. Ihr mit strahlendweißen, scharfen Zähnen bewehrter Mund öffnete sich. Eine lebhafte, gespaltene Zunge kam zum Vorschein, züngelte in Tannenbergs Richtung.
    „Hallo mein wildes Wölfchen. Da bist du ja endlich“, zischte eine lüsterne Frauenstimme. „Ich hab so lange auf dich gewartet.“
    „Warum?“
    „Ich wollte mich dir persönlich vorstellen: Ich bin die neue Polizeipräsidentin.“
    Genau an dieser Stelle seines Alptraums sackte sein Kopf plötzlich nach hinten ab. Die reflexartige Reaktion seiner Nackenmuskulatur verursachte einen höllischen, stromschlagartigen Schmerz.
    Als er schweißgebadet erwachte, war er zunächst völlig orientierungslos. Er benötigte mehrere Minuten und einige Handkellen voll eiskaltem Wasser, bis er wieder einigermaßen bei Sinnen war.
     
    Nach weniger als drei Stunden unruhigen Schlafs konfrontierte ihn sein erbarmungsloser Radiowecker damit, dass er manchmal auch sonntags zeitig aufstehen musste, besonders dann, wenn er um 9 Uhr eine außerplanmäßige Dienstbesprechung angesetzt hatte.
    Tannenberg fühlte sich wie ein gefolterter Kriegsgefangener: schmerzgeplagt, zermürbt, einsam, schutzbedürftig. Im ersten Augenblick dachte er daran, Ellen anzurufen und ihr seinen erbärmlichen Allgemeinzustand zu schildern.
    Aber aus Angst, das zart aufkeimende Beziehungspflänzchen gleich mit einem vernichtenden Platzregen zu überschwemmen, folgte er diesem spontanen Impuls dann doch nicht, sondern beschloss, sich lieber in das manchmal zwar etwas stachelige und unbequeme, dafür aber unwettererprobte Nest seiner Großfamilie zu flüchten.
    Zerzaust und ungewaschen schleppte er sich hinunter in die Wohnküche seiner Eltern.
    „Ach Gott, Wolfi, wie siehst du denn wieder aus?“, wurde er sogleich von seiner sorgenvoll dreinblickenden Mutter empfangen.
    Noch bevor Tannenberg mit irgendeiner Floskel antworten konnte, sah sich sein Vater zu einem bissigen Kommentar veranlasst:

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