Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
hör dich dort auf dem Gelände einfach mal um. Vielleicht bekommst du ja zufällig irgendwas Interessantes mit.“
Als nächstes war Sabrina an der Reihe. Sie erhielt den Auftrag, sich intensiv mit dem Frauenbeauftragten-Kongress und den Teilnehmerinnen zu befassen.
„Und Geiger, du quetschst alle unsere Datenbanken über diese Journalistin aus.“
Sein Blick wanderte an seinen sich gerade von ihren Stühlen erhebenden Mitarbeitern vorbei und verhakte sich an einem silbernen Metall-Papierkorb, der in der rechten Ecke seines Büros seitlich neben dem Besuchertisch stand. Der von diesem Behältnis ausgehende Reiz war so dominant, dass er ihm einfach nicht zu widerstehen vermochte.
Mit einer geschwinden Bewegung zog er ein Blatt aus dem Papierfach seines Druckers, knüllte es zusammen, begab sich in die vorschriftsmäßige Basketball-Wurfhaltung, zielte kurz und warf den kleinen Papierball in Richtung des Korbs. Dieser erreichte allerdings nicht sein Ziel, sondern fiel etwa 30 Zentimeter vorher zu Boden.
Natürlich konnte sich Kriminalhauptmeister Geiger eines hämischen Grinsens nicht erwehren. „Knapp daneben ist eben auch vorbei, Chef.“
„Stopp! Alle hiergeblieben!“, befahl Tannenberg und knüllte in Windeseile drei weitere Blätter zusammen und überreichte sie Geiger. Dann schob er ihn von hinten in Richtung des Mülleimers, so dass er nur noch etwa zwei Meter davon entfernt stand. „Los, wirf!“, feuerte er ihn an.
Geiger getraute sich nicht, sich der Anordnung zu widersetzen, und hatte zwei Mal Erfolg mit seinen Wurfversuchen.
„Super, Geiger“, lobte Tannenberg scheinheilig. Dann fischte er die beiden Papierbälle aus dem Korb, nahm einen der davor liegenden auf und stellte sich etwa in der doppelten Entfernung mit dem Rücken an die Wand neben seinen Schreibtisch, zielte und versenkte einen der drei Mini-Basketbälle im Korb.
„Und wer hat nun gewonnen, Geiger?“
9
Wenige Minuten nachdem Tannenberg die Dienstbesprechung beendet hatte, erschien Oberstaatsanwalt Dr. Holler-bach in seinem Büro.
„Herr Hauptkommissar“, begann er, ohne auch nur ein einziges Grußwort anzudeuten, „Sie sind mit diesem Fall eindeutig überfordert. Zwei mysteriöse Frauenmorde. Auf dem Gartenschaugelände wie auf einem Präsentierteller serviert und mit Würfeln und einem lateinischen Spruch im Mund. Beide Opfer sind engagierte Feministinnen. Beide tragen einen Doppelnamen. Einwände, bis hierher?“
„Nein“, antwortete Tannenberg kopfschüttelnd, während er gleichzeitig die Schultern nach oben zog.
„So? Wundert mich. Dann aber bestimmt jetzt! Ich habe nämlich eben mit Kriminaldirektor Eberle gesprochen. Er ist ja zur Zeit kommissarischer Polizeipräsident – und damit ihr ranghöchster Vorgesetzter.“
„Ist mir durchaus bekannt, werter Herr Oberstaatsanwalt“, bemerkte der Leiter des K 1 süffisant lächelnd.
„Ah, wie ich sehe, haben Sie Ihren legendären Humor noch immer nicht verloren. Aber Ihre Scherze werden Ihnen gleich im Halse steckenbleiben. Ich habe nämlich bei Herrn Kriminaldirektor Eberle die Bildung einer Sonderkommission angeregt.“
„Aha“, war Tannenbergs einzige Reaktion.
„Er war hellauf begeistert von meiner Idee und hat umgehend alles Nötige in die Wege geleitet. Und da wir ja sonst leider niemanden haben, stehen Sie mal wieder der SOKO, die den passenden Namen ›Gartenschau‹ trägt, als Leiter vor.“
„SOKO ›Gartenschau‹ – klingt gut. Respekt! Also, ich finde, das ist eine sehr gute Idee.“
„Was? Wieso denn das auf einmal?“ Tannenbergs unerwartete Zustimmung irritierte den Oberstaatsanwalt sichtlich. „Sagen Sie mal, wollen Sie mich veralbern?“
„Nein, das würde ich mir nie erlauben“, antwortete der Kriminalbeamte, dessen neutralem Mienenspiel keinerlei Hinweise auf seine tatsächliche Meinung zu entnehmen war.
„Das verwundert mich doch ein wenig, muss ich eingestehen. Denn ich meine, mich noch sehr gut an Ihren ersten Fall erinnern zu können, wo Sie ganz und gar nicht von der Einrichtung der SOKO ›Pilze‹ begeistert waren.“
„Stimmt doch gar nicht!“, protestierte Tannenberg. „Was Sie mir immer unterstellen. Die Leute haben damals wirklich gute Arbeit geleistet. Und jetzt sieht es ja wohl auch wieder nach einer Menge Kleinarbeit aus. Das schaffen wir alleine ja gar nicht.“
Dr. Hollerbach verschränkte stirnrunzelnd die Arme vor seinem Oberkörper und murmelte dabei „Sachen gibt’s“. Dann unternahm er einen
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