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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dem der Frauenbeauftragten-Kongress stattfand. Aber dazu hätte er den Parkwächtern seinen Dienstausweis unter die Nase halten müssen – und wäre dadurch aufgefallen wie der berühmte bunte Hund.
    Aber gerade das wollte er ja unter allen Umständen vermeiden, wollte der Veranstaltung quasi in cognito beiwohnen. Wobei er sich, gleich nachdem er das Gelände des Bildungszentrums betreten hatte, klar darüber war, dass dies nur mit Hilfe einer Geschlechtsumwandlung oder einer Tarnkappe möglich gewesen wäre. Denn wohin er auch blickte, sah er nur Frauen, nichts als Frauen, keinen einzigen Mann.
    Er fühlte sich unwohl, sogar ausgesprochen unwohl. Er hatte das Gefühl, dass seinem Erscheinen mit großem, allseitigem Argwohn begegnet wurde. Er spürte die abschätzigen, aggressiven Blicke, die ihn wie einen Aussätzigen taxierten und seinen Körper mit schmerzvollen Nadelstichen malträtierten.
    Von einer heftigen Panikattacke heimgesucht, flüchtete er sich in das nächstgelegene Gebäude. Er wollte einfach nur mal kurz verschnaufen, sich ein wenig regenerieren und in aller Ruhe die Frage prüfen, ob er sich angesichts dieses feindlichen Ambientes nicht besser sofort aus dem Staub machen sollte.
    Als er die Drehtür passiert hatte und die ersten Schritte in einen mit lilafarbenem Kunstmarmor ausgelegten Flur machte, hörte er plötzlich in seinem Rücken ein lautes, hydraulikartiges Geräusch.
    Erschrocken wandte er sich um. Mit geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen sah er, wie sich die mehrflügelige Drehtür ineinander zusammenfaltete und von der mächtigen Gebäudewand verschlungen wurde.
    Gleichzeitig vernahm er aus Richtung der gegenüberliegenden Seite ein ähnlich geartetes Geräusch. Wieder drehte er seinen Körper zur Lärmquelle hin. Diesmal geschah genau das Gegenteil dessen, was er gerade eben gesehen hatte: Eine zunächst sehr schmale, braune Zimmertür drückte sich mit Vehemenz in das ebenfalls lilafarbene Gemäuer und blähte sich immer stärker auf. Erst als sie etwa das Dreifache ihres normalen Ausmaßes erreicht hatte, wurde der Dehnungsvorgang abrupt beendet.
    Während er wie ferngesteuert auf die Tür losmarschierte, öffnete sich diese, wie von Geisterhand aufgeschoben, völlig geräuschlos. Tannenberg blickte in einen riesigen Tanzsaal, in dem dutzende Paare Walzer tanzten. Er dachte sofort an den Wiener Opernball. Als er in den Saal hineintrat, verstummte plötzlich die Musik. Er blieb stehen.
    Die Paare lösten sich voneinander und standen nun in einem weiten Halbkreis vor ihm. Mit einem Mal erkannte er, dass es sich bei den Tänzern ausschließlich um Frauen handelte. Alle trugen die gleichen, prächtigen Ballkleider – wieder in einem kräftigen Lilaton gehalten.
    Wie auf Kommando begannen die Gestalten nun plötzlich nach vorne zu schreiten, direkt auf ihn zu. Mumiengleich stand er bewegungslos da und starrte entgeistert hinüber zu den bildhübschen weiblichen Erscheinungen, die sich in Zeitlupe auf ihn zu bewegten. Synchron begannen sie nun damit, sich mit Hilfe überdimensionaler Reißverschlüsse ihrer Ballkleider zu entledigen.
    Lüstern gaffend wie ein notorischer Spanner stierte er auf die inzwischen barbusigen, märchenhaften Geschöpfe, wie sie sich langsam aus den engen, bodenlangen Kleidern schälten.
    Kaum hatten die wunderlichen Gestalten sich den Stoff über ihre Hüften geschoben, als unverkennbar zu Tage trat, dass ihre Unterteile dem von Meerjungfrauen glichen: grünschuppige Fischhaut, die zum Boden hin in eine gezackte Schwanzflosse mündete. Zeitgleich griffen sich die unwirklichen Wesen in ihre Gesichter und rissen mit einer ruckartigen Bewegung gummielastische Masken von den Köpfen.
    Dahinter hatten sie ihr wahres Antlitz versteckt: Furcht erregende Dinosaurierköpfe. Parallel dazu begannen sie damit, unbeschreibliche, noch nie von einem Menschen gehörte Stimmen zu produzieren, die langsam ihre Intensität steigerten.
    Plötzlich verwandelten sich auch ihre fischartigen Unterkörper zu mit gewaltigen Klauen versehenen Dinobeinen, die sich sofort dynamisch in Richtung Tannenbergs in Bewegung setzen.
    Tannenberg drehte sich um und rannte los. So schnell er konnte. Direkt auf die lila Wand zu. Zurück an die Stelle, an der sich noch vorhin die Drehtür befunden hatte, durch die er ins Gebäude gelangt war. Einen Wimpernschlag bevor er dort eintraf, öffnete sich das Mauerwerk und entließ ihn in die Freiheit.
    Als er sich jedoch zum Gebäude hin umwandte, sah

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