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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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stieß er unwillkürlich einen Stoßseufzer aus: „Mann oh Mann, war das ein Ding!“
    Er dachte daran, wie Mertel ihm, kurz nachdem die Spurensicherung den Arbeitsplatz der Ermordeten in der PALZ -Redaktion kriminaltechnisch untersucht hatte, mit einem hämischen Grinsen die vernichtende Rezension präsentierte, die Charlotte Kindelberger-Wintergerst über das Buch seines Bruders verfasst hatte. Mertel hatte zunächst mit spitzbübischer Schadenfreude damit begonnen, ihm laut den Text vorzulesen, war aber umgehend von Tannenberg abgewürgt worden.
    „Wolf, ist dir eigentlich klar, was da wohl oder übel auf dich zukommt?“, hatte der Leiter der Kriminaltechnik gefragt. „Damit ist dein Bruder ein potentieller Tatverdächtiger! Du solltest dich ernsthaft mit der augenscheinlichen Brisanz dieser Angelegenheit beschäftigen. Denn wie ich den Hollerbach kenne, wird das ein gefundenes Fressen für ihn sein.“
    Mertels orakelhafte Vorahnung fand bereits einen Tag später ihre Bestätigung. Aber nicht nur der Oberstaatsanwalt, mit dem Tannenberg ja nicht gerade das herzlichste persönliche Verhältnis verband, sondern auch der kommissarische Polizeipräsident sah sich dazu veranlasst, Tannenberg zu diesem Sachverhalt eingehend zu befragen. Dr. Hollerbach forderte die umgehende Ablösung des SOKO-Leiters. Als Begründung führte er an, dass die Presse es sich garantiert nicht entgehen lassen würde, dieses Thema für ihre Zwecke in aller Breite auszuschlachten.
    Kriminaldirektor Eberle dagegen konnte diesem Vorschlag wenig Positives abgewinnen, war er doch von Tannenbergs kriminalistischen Fähigkeiten mehr als überzeugt. Außerdem hatte er keinerlei Probleme damit, den Aussagen seines langjährigen Mitarbeiters bezüglich des felsenfesten Alibis seines Bruders Glauben zu schenken. Deshalb schlug er eine andere Strategie vor. Diese darin bestand, selbst die Initiative zu ergreifen und bei der am Nachmittag anberaumten Pressekonferenz Tannenbergs Bruder zwar als potentiellen Tatverdächtigen zu präsentieren, ihm aber gleichzeitig die Unschulds-Absolution durch die Vorlage von unwiderlegbaren Fakten zu erteilen.
    Der arme Heiner, dachte Tannenberg und stöhnte auf. Oh je! Am Montag hat er ja seine erste Lesung. Hoffentlich geht das gut!
    Obwohl seinem Bruder die niederschmetternde Rezension der ermordeten PALZ -Redakteurin noch immer mächtig in den Knochen steckte und die Lehrerkollegen an seiner Schule sich lediglich mit höhnischen Bemerkungen zu seiner gerade begonnenen Schriftstellerkarriere äußerten, hatte er sich nach einem einwöchigen Martyrium aus seiner Höhle, in die er sich wie ein geprügelter Hund deprimiert verkrochen hatte, herausgewagt und todesmutig die Flucht nach vorne angetreten.
    Mit Erfolg, denn völlig entgegen seiner Erwartungen hatte sich eine kleine alternative Buchhandlung dazu bereiterklärt, mit ihm eine Lesung durchzuführen. Er war so glücklich über dieses Angebot, dass ihn die Tatsache, für diese Veranstaltung keinen Cent Honorar zu erhalten, nicht im Geringsten die Vorfreude darauf vermieste.
    Mit seinem Vater stand Wolfram Tannenberg quasi seit Beginn der Ermittlungen auf Kriegsfuß. In den letzten Tagen hatte sich das ohnehin schon recht angespannte Verhältnis der beiden Männer jedoch so sehr verschärft, dass Tannenberg keinen Fuß mehr in die elterliche Wohnung setzte und seinem Vater auch sonst überall aus dem Weg ging.
    Der Senior seinerseits hatte über seine Ehefrau verlauten lassen, dass er von seinem ältesten Sohn unglaublich enttäuscht sei und fortan kein Wort mehr mit ihm zu wechseln gedenke.
    Und das alles nur deshalb, weil Tannenberg nicht bereit war, an seinen Vater Ermittlungsergebnisse weiterzugeben, die dieser für seine Teilnahme an dem von der PALZ effekthascherisch in Szene gesetzten und mit hohen Geldpreisen versehenen ›Mörderjagd-Spiel‹ verwenden konnte.
    Tannenberg erinnerte sich noch sehr gut an den Anfang der 70er Jahre in der ARD ausgestrahlten Fernsehfilm mit dem Titel ›Millionenspiel‹. Bei dieser zynischen Mediensatire begleiteten die Zuschauer damals einen Mann, der vor einem Killertrio flüchtete und – falls er es schaffte, sechs Tage zu überleben – am Ende 1 Million DM als Gewinn in Empfang nehmen durfte.
    Nie hätte er es für möglich gehalten, dass solch eine menschenverachtende Realityshow tatsächlich einmal Realität werden könnte. Aber das, was er gegenwärtig hier in seiner Heimatstadt erlebte, überzeugte ihn

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