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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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einen Ordner mit der Aufschrift ›Gartenschau‹ hervor. Missmutig presste er die Lippen aufeinander, brummte leise vor sich hin. Er schlug die Handakte nicht auf, sondern starrte lediglich mit müdem Blick auf den rotbraunen Pappdeckel.
    Dann seufzte er kurz auf, legte seinen Kopf schräg auf einer Handinnenfläche ab und sagte anschließend in die Stille seines Dienstzimmers hinein: „Auch nichts! Wir haben doch alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter der Gartenschau durchleuchtet. Keiner, den man auch nur annähernd mit diesen bizarren Taten hätte in Verbindung bringen können. Es ist einfach zum Verrücktwerden!“
    Eine weitere Akte landete auf dem Fußboden. Seine Augen bohrten sich in einen grünen Ordner, auf dem mit dickem schwarzem Filzstift ›Frauenbeauftragten-Kongress‹ geschrieben stand.
    Na ja, vielleicht wird das ja was, dachte er seufzend.
    Die Nachforschungen in diesem Ermittlungskomplex gestalteten sich äußerst aufwändig und waren noch nicht sehr weit fortgeschritten. Da die Teilnehmerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Kaiserslautern angereist waren, mussten die SOKO-Mitarbeiter um Amtshilfe ihrer Kollegen an den Wohnorten der Kongressbesucherinnen bitten.
    Da Tannenberg aus eigener Erfahrung wusste, wie ungern er und seine Kollegen für andere Dienststellen Befragungen durchführten, Berichte anfertigten usw., konnte er einigermaßen realistisch abschätzen, dass der Rücklauf einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Zudem waren laut Teilnehmerliste über 200 Personen zu kontaktieren, was natürlich einen unglaublichen Ermittlungsaufwand bedeutete.
    Die von einigen Kriminalbeamten durchgeführten zusätzlichen Nachforschungen im direkten persönlichen und beruflichen Umfeld der beiden toten Frauen förderten keinerlei neue Erkenntnisse zu Zage, jedenfalls keine, aus denen konkrete Hinweise auf einen für diese Kapitalverbrechen verantwortlichen Täter abzuleiten gewesen wären.
    Einschränkend muss man in diesem Zusammenhang allerdings anfügen, dass die Rechercheergebnisse der Kriminalpolizei in Bremen – dem ehemaligen Wohnort der ermordeten PALZ -Reakteurin – noch nicht vorlagen und wohl auch noch länger auf sich warten ließen. Kriminaldirektor Eberle hatte in dieser Angelegenheit gestern erneut mit dem Bremer Polizeipräsidenten telefoniert und nochmals auf die Dringlichkeit der erbetenen Amtshilfe verwiesen.
    Die einzigen Erkenntnisse, die man über die persönlichen Verhältnisse der Charlotte Kindelberger-Wintergerst inzwischen über das bereits Bekannte hinausgehend gewonnen hatte, waren vorwiegend statistischer Natur: Sie hatte 1975 in Hannover das Licht der Welt erblickt, war Anfang der 80er Jahre mit ihren Eltern nach Lübeck gezogen, wo sie auch ihr Abitur ablegte.
    Ihr Studium hatte sie an der Universität Bremen absolviert und im Anschluss daran ihre journalistische Laufbahn bei einer Bremer Zeitung begonnen. Sie war seit 4 Jahren mit einem Informatik-Professor verheiratet, der allerdings seit dem laufenden Semester an einer Elite-Hochschule in den USA lehrte. In Kaiserslautern hatte die neue PALZ -Kulturredakteurin bis zu ihrem unfreiwilligen Ableben in einem Hotel am Vogelwoog logiert.
    Die Rekonstruktion des vorsätzlich an ihr begangenen Tötungsdeliktes hatte folgenden wahrscheinlichen Tatverlauf ergeben: Die Journalistin hatte direkt nach der Beendigung des Kongresses gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen ein Speiselokal in unmittelbarer Nähe des Universitätsgeländes aufgesucht. Ihren PKW hatte sie etwa 100 Meter von diesem Restaurant entfernt an einem Waldweg geparkt.
    Dort musste ihr der Mörder aufgelauert, sie überwältigt und mit einer Drahtschlinge erdrosselt haben. Anschließend hatte man sie mit einem unbekannten Fahrzeug zum Gelände der Gartenschau transportiert und sie dort in den Barbarossawoog geworfen, wo ihr Leichnam etwa eine Stunde später von einem Konzertbesucher aufgefunden worden war.
    Obwohl sich gerade nach der XY-Sendung mehrere angebliche Zeugen gemeldet hatten, die selbstbewusst bekundeten, relevante Beobachtungen in der Tatnacht gemacht zu haben, hielt jedoch keine der Angaben dieser potentiellen Informanten einer strengeren Überprüfung stand, so dass die Rekonstruktionsbemühungen der Kriminalpolizei auch weiterhin nicht durch seriöse Zeugenaussagen zu erhärten waren.
    Als Tannenbergs Blick den ungeordneten Aktenstapel vor ihm auf der Schreibtischplatte abschätzig sondierte und sich auf einer der Spurenakten festhakte,

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