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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Umfeld schadenfroh an ihn herangetragen wurden.
    Dieser Spießrutenlauf bestärkte seine Fluchtphantasien, die schon seit einiger Zeit in ihm aufgekeimt waren und die sich durch seine ungewollte Medienpräsenz immer mehr verstärkten. Am liebsten wäre er direkt nach der Fernsehsendung irgendwohin in Urlaub gefahren. Aber das war natürlich in dieser heißen Ermittlungsphase völlig unmöglich, zumal der kommissarische Polizeipräsident aus nahvollziehbaren Gründen eine absolute Urlaubssperre verhängt hatte.
    Tannenberg war der Meinung, dass es für einen leitenden Kriminalbeamten nichts Schlimmeres geben konnte, als einen Auftritt in dieser ZDF-Sendung. Natürlich musste er sich eingestehen, dass in der Vergangenheit viele Kapitalverbrechen durch Zuschauerhinweise aufgeklärt oder Täter identifiziert bzw. aufgespürt werden konnten.
    Aber für ihn hatten diese mediengerecht aufbereiteten spektakulären Fälle immer einen faden Beigeschmack, schließlich offenbarte die Kriminalpolizei damit ihre ausgeprägte Hilflosigkeit gegenüber dem organisierten Verbrechen bzw. gegenüber intelligent agierenden Tätern. Am allermeisten aber störte ihn bei ›XY-ungelöst‹, dass seine Kollegen wie Zirkustiere vorgeführt wurden, die ein mühevoll auswendig gelerntes Statement stammelnd und meist stark dialektgefärbt herunterleierten.
     
    „Und jetzt bin ich selbst einer von diesen Vorführaffen!“, stellte er kopfschüttelnd fest, als er ziemlich genau zwei Wochen nach seinem ersten offiziellen Fernsehauftritt im Kommissariat am Schreibtisch saß. Vor einer halben Stunde hatte er direkt im Anschluss an eine frustrierende SOKO-Besprechung, die allen Beteiligten noch einmal den völligen Stillstand der Ermittlungsarbeit vor Augen geführt hatte, seine Mitarbeiter nach Hause geschickt, ihnen per Dienstanweisung Zwangsurlaub bis zum nächsten Montag verordnet.
    Seine Kollegen sollten sich endlich ein wenig von den Strapazen erholen können, die ihnen nicht zuletzt die beträchtliche Resonanz auf die XY-Sendung beschert hatte. Es waren zwar eine Unzahl von Zuschaueranrufen im ZDF-Studio und auch bei verschiedenen Polizeidienststellen eingegangen, aber deren inhaltliche Qualität war zum großen Teil doch höchst zweifelhaft gewesen.
    Und am Ende war nach mühevoller Recherchearbeit von diesen ganzen vermeintlich wertvollen Hinweisen nichts anderes als heiße Luft übriggeblieben.
    Tannenberg wollte in aller Ruhe noch einmal die vorliegenden Berichte durchstöbern. Er hatte Sakko und Hemd ausgezogen. Trotzdem schwitzte er noch immer. Die drückende Schwüle war unerträglich. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weizenbierglas, das er sich nebst vier Flaschen Kristallweizen in der Cafeteria besorgt hatte. Dann leckte er sich Schaumreste von den Lippen, zog ein Taschentuch aus seiner Hose hervor, tupfte sich damit die Schweißperlen von der Stirn und wischte sich anschließend die klebrige Feuchte aus seinem Nacken.
    Meine Vorstellung war ja so jämmerlich, so jämmerlich! Was konnte ich dieser gaffenden Meute zu Hause an ihren Glotzkästen denn an Fakten vorweisen? Nichts ... Außer ein paar lächerlichen Nebensächlichkeiten. Aber nichts Handfestes: keine Personenbeschreibung, keine Täterspuren, nichts, rein gar nichts!, dachte er, korrigierte sich aber sogleich: Nichts außer zwei brutal ermordeten Frauen, deren Identität zwar zweifelsfrei geklärt ist, bei denen es jedoch bis auf diese Emanzen-Verbindung keine Gemeinsamkeiten gibt. Jedenfalls keine, die uns bislang bekannt sind.
    Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Er kratzte sich am Kinn.
    Und Würfel! Würfel und Klebeband. Zeug, das man überall kaufen kann, sagte er zu sich selbst. Und ein eingeschweißter lateinischer Spruch: ›alea iacta est‹. Aber nicht ein Fingerabdruck oder irgendwelche eindeutig zuordenbare genetische Spuren – weder auf dem Papier noch auf der Folie. Zwar hat die Kriminaltechnik alle möglichen Fund- und Tatortspuren sichergestellt und in ihren ausführlichen Berichten vermerkt, aber es gibt nach wie vor keinen einzigen konkreten Hinweis auf eine Person, die man mit einer Täterschaft hätte in Verbindung bringen können.
    „Der Würfel ist gefallen!“, murmelte er. „Aber für wen? Was will der Kerl damit bezwecken? Was soll diese verfluchte Symbolik? Verdammt und zugenäht!“ Wieder führte er das nur mehr halb gefüllte Weizenbierglas zum Mund.
    Während er das am oberen Rand mit weißen, eingetrockneten

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