Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Brüderlein. Vor allem für dich!“
Peter rang angestrengt nach Luft.
„Ich hab auch schon jemanden gefunden. Das ideale zweite Opfer, sag ich dir: Emanze, Doppelnamen.“
„Und wann ... und wie?“
„Das braucht dich alles nicht zu kümmern. Das würde dich nur unnötig belasten. Du musst nichts anderes tun, als mir die Daumen zu drücken. Damit auch alles so perfekt klappt, wie ich’s geplant habe.“
15
Traditionsgemäß wurde im K 1 die neue Woche mit einer Frühbesprechung eröffnet.
„So, Leute, ich hoffe, ihr habt euch übers Wochenende einigermaßen gut erholt und eure Akkus aufgeladen. Das war ja auch mal bitter nötig, nicht wahr?“
Das stumme Kopfnicken seiner Mitarbeiter überzeugte Tannenberg von der ungeteilten Zustimmung, die seiner Aussage zuteil wurde. Auch er selbst fühlte sich viel frischer und lebendiger als noch vor drei Tagen – eine positive Befindlichkeitsveränderung, die nicht nur auf eine für ihn weitaus erträglichere Wetterlage zurückzuführen war.
Die sehnlichst von ihm herbeigewünschte Abkühlung hatte ihn nämlich derart beflügelt und mit neuem Tatendrang ausgestattet, dass er allen verfügbaren Mut zusammengekratzt und am späten Sonntagmorgen Ellen Herdecke angerufen hatte. Im Gegensatz zu seinen schlimmsten Befürchtungen reagierte sie jedoch lange nicht so extrem, wie er es eigentlich erwartet hatte. Nach seinem Empfinden war ihre Reaktion zwar etwas unterkühlt, aber durchaus nicht abweisend.
Da sie an diesem Tag keine Zeit mehr für ein Treffen mit ihm hatte, schlug sie Tannenberg vor, dass er sie doch kommenden Mittwoch zu einer Führung durch das Theodor-Zink-Museum begleiten solle. Ohne Zögern hatte Tannenberg diesem Vorschlag zugestimmt.
„Chef, schauen Sie mal, was ich Ihnen mitgebracht habe!“, säuselte Petra Flockerzie, die gerade den Konferenzraum des K 1 mit einem mit mehreren Tassen und zwei Kaffeekannen beladenen Tablett betreten hatte. Sie überreichte Tannenberg eine überdimensionale Tafel Milka-Schokolade. „300 Gramm! Mit ganzen Haselnüssen! Die essen Sie doch so gerne! Als kleiner Dank für das schöne Wochenende, das Sie uns geschenkt haben.“
Die Überraschung stand Tannenberg für alle gut erkennbar deutlich ins Gesicht geschrieben. „Danke, Flocke. Vielen Dank! Aber die wird jetzt natürlich sofort sozialisiert“, entgegnete er und riss sogleich das lila Papier auseinander.
Die Sekretärin hatte inzwischen das Tablett abgestellt und sich zu Tannenberg begeben. „Lassen Sie mal, Chef, ich mach das“, sagte sie, nestelte an der Alufolie herum, faltete diese auseinander und zerbrach die riesige Schokoladentafel in viele kleine Einzelteile.
„Wolf, weißt du ...?“, begann Kommissar Fouquet in das allseitige Schmatzen hinein. Nachdem er gemerkt hatte, wie beschwerlich das Sprechen mit Schokolade im Mund sich gestaltete, brach er ab, kaute und schluckte die süße Masse hinunter, bevor er fortfuhr: „Natürlich hat mich, wie wahrscheinlich jeden von euch hier im Raum“, er blickte sich um, registrierte befriedigt das Kopfnicken seiner Kollegen, „unser Fall auch am Wochenende nicht in Ruhe gelassen.“
Wieder legte er eine kurze Pause ein, leckte sich dabei über die Lippen. „Mir ist da ein Gedanke gekommen, der mir einfach keine Ruhe mehr lässt.“
Alle Anwesenden blickten interessiert zu dem jungen Kriminalbeamten hin, der die Runde schon des Öfteren in der Vergangenheit mit äußerst kreativen und substanzvollen Beiträgen bereichert hatte.
„Was lässt dir denn keine Ruhe mehr, lieber Albert?“, fragte Tannenberg neugierig und steckte sich ein weiteres Schokoladenstück in den Mund.
Plötzlich schien Unsicherheit von Fouquet Besitz zu ergreifen. „Na, wahrscheinlich spinne ich ja nur rum und sehe Gespenster.“ Er schüttelte den Kopf, machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Tannenberg.
„Los, mach schon, leg jetzt endlich dein Ei!“, forderte der Kommissariatsleiter ungeduldig.
„Ach, Quatsch! Ich bild mir das alles bestimmt nur ein!“
„Albert“, knurrte Tannenberg wie ein angeketteter Hofhund.
Fouquet presste die Lippen aufeinander, dann gebar er endlich das, was ihn besonders am Sonntag fast den ganzen Tag über gedanklich beschäftigt hatte: „Ich weiß ja schon genau, was ihr jetzt gleich sagen werdet ... Die Kriminalpsychologin hat die Sache ja selbst so dargestellt.“
Tannenberg wurde immer ungehaltener, fletschte bedrohlich die Zähne. „ Welche Sache hat sie wie
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